Die Angedacht!-Manuskripte vom 13. bis 19. Juli 2025
Autor: Stefan Weinert, Trier
Thema: Hört auf den heiligen Bernhard: Macht mal Pause!
Sonntag, 13. Juli 2025, 6:40 Uhr
Was macht Ihr im Urlaub? Alle Viere von Euch strecken, die Seele baumeln lassen … obwohl: Das wäre doch auch endlich die Gelegenheit, den Keller aufzuräumen? Oder doch die Unterlagen aus dem Büro … Stopp! Irgendwann ist Schluss. Das wusste schon vor tausend Jahren der heilige Bernhard von Clairvaux, ein berühmter Mönch. Einer seiner Schüler wurde später Papst, Papst Eugen der Dritte. Und der stand offenbar unter Dauerstress. Deshalb schreibt der heilige Bernhard dem Papst Eugen einen Brief: „Ich fürchte“, schreibt er, „dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, dass du keinen Ausweg mehr siehst. Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem Du nicht landen willst. An den Punkt, wo das Herz hart wird.“ Klingt hochaktuell, dieser Brief oder? He - mach mal Pause ab und zu, sonst wird dein Herz hart. Hart, gefühllos - dann spürst Du nicht mehr, was für Dich wichtig ist und für andere. Hartherzig sein wollt Ihr auch nicht, oder? Keine Ahnung, ob Papst Eugen auf seinen alten Lehrer Bernhard von Clairvaux gehört hat. Ihr solltet es jedenfalls tun: Entzieht Euch von Zeit zu Zeit Euren Beschäftigungen. Nicht nur, aber auf jeden Fall - im Urlaub und in den Ferien und an Sonntagen wie heute.
Thema: Tour de France oder wirkliches Leben: Alles geben!
Montag, 14. Juli 2025, 6:40 Uhr
Heute geht’s bei der Tour de France besonders zur Sache – denn am 14. Juli, am französischen Nationalfeiertag – da sind die französischen Fahrer im Peloton immer besonders motiviert. Und bevor Ihr jetzt abwinkt von wegen „alle gedopt“: Es hat sich einiges getan im Radsport. Die Fahrer von Heute haben es verdient, dass Ihr Ihnen eine Chance gebt. Denn sie trainieren verdammt hart. Klar: Wer bei der Tour de France mithalten will, muss alles auf dieses Ziel ausrichten, wie jeder Leistungssportler. Schon der Apostel Paulus wusste das: „Wisst Ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt?“, schreibt Paulus an die Christ*innen in der Stadt Korinth. Und weiter: „Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen.“ Also: So wie die Wettläufer im Stadion alles daransetzen, den Siegeskranz zu erringen; so sollen Christ*innen mit ganzer Kraft um das Ziel ihres Lebens kämpfen. Wenn damals den Leuten das Bild vom Läufer sofort einleuchtete, so passt heute der Vergleich mit dem Radsportler, der alles investiert im Kampf um das gelbe Trikot oder den Etappensieg. Gelbes Trikot, unvergänglicher Siegeskranz - was ist Euer Lebensziel, für das Ihr alles geben würdet – oder sogar gebt?
Thema: Holiday!
Dienstag, 15. Juli 2025, 5:40 Uhr
Es ist ein paar Jahre her, nämlich Juli 1983 – da erscheint das erste Album von Madonna. Fünf Titel werden als Single ausgekoppelt, darunter „Holiday“ - ein typischer Gute-Laune-Song der Achtziger, der Madonna diverse Top-Ten-Platzierungen beschert. „Holiday“ ist beim ersten Hören nicht mehr als ein Party-Song, aber achtet mal auf den Text: Macht mal einen Tag frei, Urlaub, Ferien, Holiday, singt Madonna. Lasst den Druck raus, feiert - einen Tag nur, alle zusammen, wir können die Dinge besser machen - Holiday. Und wisst Ihr was? Sie hat Recht, klar! „Alles hat seine Stunde“, heißt es schon im Buch Kohelet in der Bibel - also auch die Pause, der Urlaub, das Feiern. Sagt auch der heilige Bernhard von Clairvaux. Vor tausend Jahren tadelte Bernhard den damaligen Papst, weil der offenbar im Dauerstress war: „Du verausgabst Dich selbst in sinnloser Mühe, die nur den Geist versehrt, das Herz aushöhlt und die Gnade verpuffen lässt.“ Stattdessen, schreibt Bernhard an den Papst, „entzieh dich von Zeit zu Zeit deinen Beschäftigungen“ - sprich: mach mal Pause - Holiday! Und das gilt sicher nicht nur für Päpste. Also: Hört auf den heiligen Bernhard, hört auf Madonna: Macht mal Pause. Jetzt, in der Ferienzeit, aber auch sonst – zum Beispiel sonntags. Happy Holidays!
Thema: Wer hilft bei Entscheidungen?
Mittwoch, 16. Juli 2025, 5:40 Uhr
Nehme ich im Eissalon den Fruchtbecher oder doch das Spagetti-Eis? Im Urlaub an den Strand oder wandern? Wenn Ihr Euch entscheiden müsst, die richtige Wahl treffen müsst – wie kommt Ihr damit klar? Auch bei Entscheidungen aus einer ganz anderen Liga, wie: Es wird und wird nicht besser in unserer Partnerschaft – soll ich Schluss machen oder uns noch eine Chance geben? Soll ich auf die besser bezahlte Stelle wechseln und dafür den Umzug in Kauf nehmen – oder doch hier bleiben, wo wir uns alle so zu Hause fühlen? Da müsst Ihr schon genauer hinschauen als bei der Frage nach dem Eis, gründlicher prüfen – Für und Wider. Papst Leo hat gerade ein Gebet veröffentlicht für solche Fälle: „Heiliger Geist, ich bitte dich um die Gnade, dass ich lernen kann, innezuhalten, um mir meiner Handlungsweise bewusst zu werden, der Gefühle, die mich bewegen, der Gedanken, die mich überfluten.“ Wer oder was hilft Euch, wenn Ihr eine wichtige Entscheidung treffen müsst: Pausentaste drücken und Euch zurückziehen? Eine Runde Spazierengehen oder Fahrradfahren? Eure Partnerin, Euer Partner? Gute Freund*innen? Der Heilige Geist, also Gott – wie bei Papst Leo? Oder sonst jemand?
Thema: Macht’s wie Waldi: Not sehen und helfen
Donnerstag, 17. Juli 2025, 5:40 Uhr
Waldi ist Kult. Waldi, das ist Walter Lehnertz; einer der Händler aus der Trödelshow „Bares für Rares“ im Fernsehen. Eine Seele von Mensch, immer einen freundlich-lockeren Spruch auf den Lippen. Im richtigen Leben ist Waldi Antiquitätenhändler, mit Sitz in der Eifel. Von hier organisiert er immer wieder auch Charity-Aktionen, ganz handfest. Als bei der Flutkatastrophe vor vier Jahren die Ahr, die Erft und andere Eifelflüsse Tod und Verwüstung brachten, hat er Hilfsgüter gesammelt statt Altertümchen: Kleidung, Baumaterial, Öfen – insgesamt 300 Tonnen Material, dazu 75.000 Euro Geldspenden. Während Corona hat er für alte Leute eingekauft. Und wenn er an alte Kreuze kommt, dann verkauft er die nicht – die verschenkt er in die Ukraine, 50 Stück bisher. Damit die Menschen etwas haben, woran sie sich festhalten können, sagt er. Ob bewusst oder unbewusst: Damit macht Waldi Lehnertz genau das, was Jesus von Nazareth als Nächstenliebe beschreibt im Gleichnis vom barmherzigen Samariter: Mit offenen Augen durch die Welt gehen; wahrnehmen, wenn es jemandem mies geht; und dann helfen. Gute Sache, oder? Wem könntet Ihr so helfen, wie Jesus es beschreibt – und wie Waldi es tut?
Thema: Unser gemeinsames Haus
Freitag, 18. Juli 2025, 5:40 Uhr
Wenn Ihr mit jemandem zusammenwohnt – dann helft Ihr mit, dass die gemeinsame Wohnung oder das Haus gut in Schuss bleibt; damit das ein Zuhause ist, wo alle sich wohlfühlen. Dann denkt das jetzt mal richtig groß – so wie Papst Franziskus vor zehn Jahren. Da hat er das Schreiben „Laudato si‘“ veröffentlicht, mit dem Untertitel: „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“. Das gemeinsame Haus – das ist die Erde, unser gemeinsames Zuhause für alle Menschen. Und die sollen sich alle wohlfühlen können in diesem Zuhause. Aber – die Erde „schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat“ – so Papst Franziskus. Pater Michael Heinz, ein Ordensmann aus dem Bistum Trier, der in Bolivien lebt und arbeitet, der sagt: Wie hinterlassen wir die Erde unseren Kindern und Enkeln: Als lebenswerter Planet oder als Müllhaufen? Deshalb schenkt seine bolivianische Pfarrei den Kommunionkindern Baumsetzlinge und sammelt mit den Firmlingen Müll ein: praktischer Umweltschutz plus Bewusstseinsbildung. Was könnt Ihr tun für unser gemeinsames Haus, was tut Ihr schon? Mehr Wege zu Fuß und mit dem Rad statt mit dem Auto? Politiker*innen Dampf machen für mehr Umwelt- und Klimaschutz? Was geht noch?
Thema: Auftanken in der Ferienkirche
Samstag, 19. Juli 2025, 6:20 h
Habt Ihr’s Euch schon mal in einer Kirche im Liegestuhl gemütlich gemacht? Stellt Euch mal vor: Ihr seid unterwegs, mit dem Rad oder auf einer Wanderung. Und kommt halt an einer Kirche vorbei, oder einer Kapelle. Und die steht da nicht nur so rum, sondern hat die Türen weit geöffnet und lädt Euch ein – wie die Ferienkirche auf der Marienburg an der Mosel, zwischen Cochem und Bullay. Ein schattig-kühler Ort an heißen Sommertagen, mit - eben - bequemen Liegestühlen. Fotos von Sehnsuchtsorten laden Euch ein zum Träumen. Getränke und Snacks bekommt Ihr am Weltkiosk oder im Kirchencafé. Karten liegen bereit, wenn Ihr einen Gruß nach Hause schicken wollt oder an wen auch immer. Und wenn Ihr mögt, könnt ihr ins Plaudern kommen. Klingt gut? Ist genau das, was Ihr braucht zum Runterkommen; um Atem zu holen; um Kraft zu sammeln für den nächsten Abschnitt Eures Wegs? Oder fehlt Euch noch was? Und wenn Ihr gerade nicht unterwegs seid, rund um die Marienburg – wo könntet Ihr sonst auftanken? Im Wald? Am Strand? In einer anderen Kirche? Bei Freunden? Und – für wen könntet Ihr so Ort sein zum Runterkommen; um Atem zu holen und Kraft zu sammeln?