Die Angedacht!-Manuskripte vom 13. bis 18. März 2023
Autor: Uwe Burkert
Thema: Zunehmen in der Fastenzeit? Mehr Sinn, mehr Gott!
Montag, 13. März 2023, 5:40 Uhr
Woran denkt Ihr als erstes beim Stichwort "Fastenzeit"? Von allem etwas weniger? Weniger Fernsehen, Alkohol, PC, Süßigkeiten? Vielleicht sogar Facebook-Fasten, mal sieben Wochen ohne Social Media? Fastenzeit - klingt vor allem erst mal nach Weniger und Weglassen? Dabei ist das doch gar nicht der Sinn von Fasten! Denn eigentlich solltet Ihr zulegen in der Fastenzeit und zunehmen. Denn Verzichten und Kürzertreten auf der einen Seite sollen Euch ja vor allem frei machen für anderes, sollen Euch die Augen öffnen und überhaupt mal wieder die Zeit dafür geben, Euch zum Beispiel mit Freunden und Freundinnen auszutauschen über das, was wirklich zählt, worauf's Euch ankommt bei dem, was Ihr so jeden Tag tut und lasst und manchmal möchtet und dann doch nicht hinkriegt. Was gibt Eurem Leben Richtung und Orientierung? Wie und wohin seid Ihr unterwegs? Was hilft Euch dabei, was nicht? Ist "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" so eine Richtschnur, ein roter Faden in Eurem Leben? Oder wollt Ihr vor allem viel Kohle machen, um Euch viel leisten zu können? Habt Ihr's satt mitanzusehen, wie vielen Menschen es schlecht geht auf dieser Welt - und wollt Ihr was dagegen unternehmen? Kommt Gott in Euren Plänen vor? Wie wär's mit Zulegen und Zunehmen in der Fastenzeit? Mehr Sinn, mehr Tiefe, mehr Selbst-, mehr Gottvertrauen?
Thema: Krieg und Kriegen – ist das Gegenteil von Lassen!
Dienstag, 14. März 2023, 5:40 Uhr
Führt Ihr auch schon mal Krieg: wenn Ihr nicht kriegt, was Ihr kriegen wollt? Krieg und kriegen klingen nicht nur sehr verwandt, sie sind es auch: so steht's im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. Wie weit geht Ihr, wenn Ihr etwas erreichen wollt? Ein Ziel, ein Ergebnis, ein Produkt, eine Info? Was ist Euch der neue Kult-Sneaker wert – in limitierter Auflage? Was das Konzert-Ticket, für das Ihr Euch abends vorher anstellen müsst? Wie weit würdet Ihr gehen für die Liebe Eures Lebens? Wie weit seid Ihr dafür gegangen? Haben Wollen, Kriegen – beschäftigen jeden Menschen lebenslang und führen oft auf den Holzweg. Ein Grund, warum die Religionen davor warnen. Jesus zum Beispiel sagt sehr klar: Reiche können nicht ins Himmelreich kommen, Reiche schneiden sich ab von Gott. Reiche: sind diejenigen, die immer mehr haben wollen, die nicht genug kriegen können – und die dafür auch schon mal über Leichen gehen. Dem Haben und Kriegen und Besitzen verfallen: "anhaften" heißt das im Buddhismus – und nicht Anhaften ist deshalb das Ziel, was lebenslang eingeübt werden soll. Almosen geben ist eine der sogenannten fünf Säulen im Islam, die alle Muslime beherzigen sollen. Das ist das Gegenteil von Kriegen. Geben und Lassen – ist das Gegenteil von Kriegen. Oder?
Thema: Angebot Fastenzeit: Innerliche Inventur
Mittwoch, 15. März 2023, 5:40 Uhr
Könnt Ihr eigentlich auch jetzt noch einsteigen - in die Fastenzeit? Drei Wochen nach Aschermittwoch? Ihr könnt - immer noch - einsteigen: heute, morgen, übermorgen. Denn viel wichtiger als das Wann ist ja das Warum und Wozu? Denn immer noch hält sich das hartnäckige Vorurteil, in der Fastenzeit komme es vor allem darauf an, auf etwas zu verzichten, was einem besonders schwer fällt. Aber zu was soll das gut sein? Damit Ihr Euch Ostersonntagmorgen selber auf die Schulter klopfen könnt, wie toll Ihr seid, dass Ihr das durchgehalten habt: nix Süßes oder kein Fernsehen, kein Alkohol oder keine neuen Klamotten? Dabei soll das ja alles nur Mittel zum Zweck sein. Euch dem zuzuwenden und das mal wieder in den Blick zu nehmen, was wirklich zählt in Eurem Leben. Was Euch wichtig ist, was war, wo's hingehen soll, Eure Pläne, Wünsche, Ideen vom Glück - mit denen zusammen, die Euch am Herzen liegen. Spielt Gott dabei eine Rolle? Welche? Wenn Ihr merkt, ohne Süßkram fehlt Euch echt was und wenn Ihr Euch nicht regelmäßig neue Klamotten kauft, fühlt Ihr Euch nur als halber Mensch - dann, ja dann ist es genau Zeit für eine innere, innerliche Inventur. Die Fastenzeit bietet sich dafür an. Hauptsache aber, Ihr reserviert Euch überhaupt ab und zu solche Zeiten - in denen Ihr in Euch geht!
Thema: Große Pilgerreise – drei Tage still sitzen?
Donnerstag, 16. März 2023, 5:40 Uhr
Habt Ihr schon mal überlegt, irgendwann irgendwohin zu pilgern? Nein, nicht auf'n Betze oder zu einem Mega-Konzert – sondern so richtig … pilgern: auf dem berühmten Jakobsweg zum Beispiel? Davon schwärmen ja viele! Wie toll das ist, dort unterwegs zu sein. Der persische Dichter Hafis schwärmt von einem ganz anderen Pilgerweg. Hafis, geboren vor fast 700 Jahren im heutigen Iran, schwärmt: "Ich fühlte den Drang, eine große Pilgerreise zu machen. Also saß ich still für drei Tage." Wie bitte, still sitzen, drei Tage – soll eine große Pilgerreise sein? Ja, denn drei Tage still sitzen bedeutet: drei Tage in sich hineinhorchen, unterwegs sein zu sich selbst – und das kann sehr spannend sein! Denn wann macht Ihr das sonst schon mal? Danach zu schauen, wer Ihr seid, wo Ihr herkommt und wo Ihr hin wollt? Und wer kennt sich schon wirklich aus bei sich selbst? Warum Ihr das eine tut und das andere lasst? Warum Ihr so und so reagiert – und nicht anders? Und dann behaupten Expert:innen für spirituelle Reisen ja auch noch: unterwegs zu Euch selbst – werdet Ihr Gott entdecken! Wenn Ihr nach Hause kommt zu Euch selbst – wartet da schon Gott auf Euch! Also das klingt schon nach großem Abenteuer und aufregender Expedition, oder? Was glaubt Ihr? Und wann – startet Ihr?
Thema: Trainingslager Fastenzeit: Fit für Ostern!
Freitag, 17. März 2023, 5:40 Uhr
Habt Ihr Euch was vorgenommen für die Fastenzeit? Null Alkohol? Heilfasten? Weniger Handy und PC, sieben Wochen ohne Klamotten kaufen? Oder mal wieder in der Bibel nachlesen: Wie war das noch mal Palmsonntag, Karfreitag und Ostern – worauf die Fastenzeit ja hinausläuft? Und die erinnert daran, dass Jesus von Nazareth sich in der Wüste vierzig Tage lang fit gemacht hat für seinen ersten, öffentlichen Auftritt laut Bibel. Essen und Trinken Mangelware, dazu soll Jesus bedrängt worden sein vom großen Versucher, der schon am Anfang der Bibel dafür sorgt, dass Adam und Eva aus dem Paradies fliegen, weil sie auf die Schlange hören statt auf Gott. Die Vierzig ist eine symbolische Zahl - denn vierzig Jahre ist das Volk Israel durch die Wüste gezogen laut Bibel und hat dabei gegen Gott gemurrt. "Wir wollen lieber zurück an die Fleischtöpfe Ägyptens!", meckern die Israeliten sprichwörtlich auf ihrer Wüstenwanderung. Aber Jesus macht es anders, wollen die Autoren herausstellen. Wie Fußballer sich im Trainingslager vorbereiten, Olympioniken eigens Höhentraining absolvieren - so etwa könnt Ihr Euch auch die Fastenzeit vorstellen. Extra da, damit auch Ihr Euch vorbereiten könnt - auf Ostern. Überlegt, was Ihr Euch zumuten wollt und was nicht, was Ihr Euch zumuten könnt und was Ihr Euch gönnt bis Ostern! Und dann: Viel Erfolg!
Thema: Gott-lose erst – können Gott-Gläubige sein?
Samstag, 18. März 2023, 6:20 h
Könnt Ihr Euch das vorstellen: Christsein ohne Gott? Sich zu einer Religion zu bekennen – ohne an Gott zu glauben? So machen es Rabbi Tzemah Yoreh und seine säkular-humanistische Gemeinde in New York, in der sich vor allem Juden treffen, die nicht an Gott glauben und die sich sogar ausdrücklich Atheisten nennen. Sie feiern den Sabbat, leben jüdische Traditionen und Werte – aber glauben nicht an Gott. Wie passt das zusammen? Oder meinen Verwandtes etwa auch die Mystiker*innen aller Religionen? Die ungläubig jedem Bild von Gott, jeder Vorstellung von Gott – misstrauen? Die warnen vor jedem Wissen über Gott – weil wir von Gott vor allem NICHTS wissen können? Der Dominikanermönch Meister Eckhart zum Beispiel aus dem Mittelalter glaubt, erst Gottes "quitt" und "ledig", Gott los werden zu müssen – bevor er Gott erfahren, erleben, begegnen kann. Denn Wissen von Gott, Behauptungen über Gott, Vorstellungen – stellen sich sehr schnell vor Euch und zwischen Euch und Gott, und Gott verschwindet dahinter, und Ihr glaubt nur noch an Eure Vorstellungen, aber nicht mehr an Gott selbst. Könnte das eine schöne Challenge und Herausforderung sein für die Fastenzeit? Versucht mal, zu verzichten auf Eure Vorstellungen von Gott – damit Gott dahinter wieder besser zum Vorschein kommen kann!