Die Angedacht!-Manuskripte vom 7. bis 13. Mai 2023

Autor: Stefan Weinert, Trier


Thema: Die Bibel: Viele Sprachen, viele Töne

Sonntag, 7. Mai 2023, 6:40 Uhr

Kleine Schätzfrage: In wie viele Sprachen ist die Bibel bisher übersetzt worden? 100? 1000? In über 3.600 Sprachen wurden die Bibel oder Teile daraus bis heute übersetzt. Da ist auf alle Fälle auch eine Sprache für Euch dabei. Aber: Spricht die Bibel wirklich auch Eure Sprache? Ein Text kann ja in Eurer Muttersprache geschrieben sein – und trotzdem fremd klingen. Unverständlich. Es kann sein, dass er nicht Euren Ton trifft. Gut, dass die Bibel viele Töne anschlägt. Poetisch: „Schön bist du, meine Freundin. Zwei Tauben sind deine Augen. Schön bist du, mein Geliebter, verlockend. Frisches Grün ist unser Lager.“ Oder praktisch: „Sechs Jahre kannst du in deinem Land säen und die Ernte einbringen, im siebten Jahr sollst du es brach liegen lassen.“ Oder spannend: „Da brachte man einen Gelähmten zu Jesus. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu ihm bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab.“ Wie’s weitergeht? Lest selbst nach. Denn so viele Sprachen spricht die Bibel, so viele Töne schlägt sie an – da ist auch Euer Ton dabei.


Thema: Frieden ist machbar?! (1)

Montag, 8. Mai 2023, 6:40 Uhr

Heute ist der 8. Mai. Ein wichtiges Datum – denn am 8. Mai 1945 endet in Europa der Zweite Weltkrieg. Endlich. Doch das Ende des Zweiten Weltkriegs war nicht das Ende der Kriege überhaupt, das zeigen die Ukraine und viel zu viele andere Länder. Ist der Krieg also ein Übel, an dem wir Menschen nicht vorbeikommen? Andererseits: Gerade die deutsche Vergangenheit zeigt, dass Feindschaft überwunden werden kann. Unsere Großeltern, zum Teil noch unsere Eltern haben gelernt, Frankreich sei der Erbfeind Deutschlands – auf der anderen Seite war es genauso. Heute macht Ihr selbstverständlich Urlaub in Südfrankreich, und zwischen deutschen und französischen Schulen gibt’s Austauschprogramme. Frieden ist machbar. Jesus von Nazareth sagt in der Bergpredigt: "Selig sind die, die Frieden stiften". Zum Beispiel beim Streit zwischen Kolleg*innen, in der Nachbarschaft oder der Familie. Aber auch im großen Rahmen könnt Ihr mithelfen, Frieden zu stiften. Indem Ihr Euren Namen auf eine Unterschriftenliste setzt; einen Leserbrief schreibt; an einem Friedensgottesdienst teilnehmt; indem Ihr in einer Menschenrechtsgruppe mitmacht und vieles anderes mehr. Seid Friedensstifter!


Thema: Frieden ist machbar?! (2)

Dienstag, 9. Mai 2023, 5:40 Uhr

Kennt Ihr Róbert Schúman, oder französisch: Robér Schumán? Robert Schumann war französischer Außenminister Mitte des vorigen Jahrhunderts. Ein Mann mit Weitblick. Denn am 9. Mai 1950 hat er den nach ihm benannten Schuman-Plan vorgestellt. Nur fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ging’s ihm darum, die französische und die deutsche Kohle- und Stahlproduktion zusammenzufassen. Und was, ach ja, wie irgendein altes und langweiliges Wirtschaftsthema klingt, das war der allererste Anfang für die Einigung Europas, für die Europäische Union, EU. Nun wird zwar viel über die EU gestöhnt. Aber die europäische Zusammenarbeit hat dazu geführt, dass zwischen den Ländern der EU seit Jahrzehnten keine Kriege mehr geführt werden. Und das ist neu; denn vorher haben sich die Staaten Europas regelmäßig bekriegt, mit Millionen von Toten. Krieg oder Frieden sind also kein Schicksal, Frieden ist machbar. Jesus von Nazareth sagt in der Bergpredigt: "Selig sind die, die Frieden stiften“. Nun könnt Ihr vermutlich keinen der aktuellen Kriege gerade mal so beenden – aber wo könnt Ihr heute Frieden stiften? In der Familie? Am Arbeitsplatz? Oder wo sonst?


Thema: Steuer: Die Reichen teilen mit den Armen

Mittwoch, 10. Mai 2023, 5:40 Uhr

Habt Ihr schon eine Steuererklärung gemacht für 2023? Macht kaum jemand gern; auch, weil man daran erinnert wird, wie wenig übrigbleibt vom Brutto. Trotzdem haben die katholischen Bischöfe in England gesagt: „Steuern sind ein Zeichen der Solidarität und der Menschlichkeit.“ Und haben sie Recht, die englischen Bischöfe? Mit den Steuern ist es ein bisschen wie bei den ersten Christen, von denen es in der Bibel heißt: „Sie bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam.“ Und von dem gemeinsamen Besitz bekam jeder das, was er nötig hatte. Natürlich gab’s schon damals Probleme. Und bei den Steuern heute geht’s auch nicht immer gerecht zu, weder beim Kassieren noch beim Verteilen. Aber ganz ohne Steuern gäb’s erst mal keine Schulen und keine Polizei und keine Straßen und und und. Klar, wer genug Geld hat, kann sich Privatlehrer leisten und einen eigenen Sicherheitsdienst. Aber was machen die andern? Die stehen dann im Regen. Deshalb gibt’s Steuern. Wer viel hat, gibt viel; wer wenig hat, gibt eben wenig. Aber jeder bekommt aus dem gemeinsamen Topf das, was er braucht – egal wie viel er eingezahlt hat. Im Prinzip heißt das also: Die Reicheren teilen mit den Ärmeren. Und das ist trotz aller Probleme in der Praxis doch eine gute Sache, oder? Wie seht Ihr das?


Thema: Trierer Domradeln für den Klimaschutz

Donnerstag, 11. Mai 2023, 5:40 Uhr

Steigt Ihr öfter mal auf's Rad – oder ist das nicht Euer Ding? Heute Nachmittag um fünf treffen sich ein paar Dutzend Leute in Trier, um mit dem Fahrrad Runden um den Trierer Dom zu drehen. Dieses Trierer Domradeln funktioniert wie ein Spendenlauf: Wer mitradelt, sucht sich Sponsor*innen – in der Familie oder im Freundeskreis. Die zahlen für jede geradelte Runde, jeweils einen Kilometer lang, einen festen Betrag. Von dem Erlös können in Bolivien Baumsetzlinge gekauft werden; über 70 wurden im vorigen Jahr er-radelt. Seit über 60 Jahren unterhält das Bistum Trier eine Partnerschaft mit der katholischen Kirche in Bolivien. Dabei geht es immer mehr auch darum, etwas gegen die Klimakrise zu tun, unter der die Menschen in Bolivien schon jetzt sehr leiden. „Die Erde brennt,“ hat Papst Franziskus im vergangenen Jahr vor der Klimakrise gewarnt, und gefordert: „Heute müssen wir etwas ändern, und das auf allen Ebenen!“ Die Dom-Radler*innen in Trier sammeln Geld für Aufforstung und erinnern gleichzeitig daran, dass man oft auch mit dem Rad fahren kann statt mit dem Auto. Wann nehmt Ihr das Rad, und lasst dafür das Auto stehen? Und was könnt Ihr noch ändern, könnt Ihr anders machen für's Klima?


Thema: Wie ist Frieden möglich?

Freitag, 12. Mai 2023, 5:40 Uhr

50 Milliarden Euro – eigentlich unvorstellbar viel Geld, oder? So viel gibt Deutschland jedes Jahr aus für die militärische Verteidigung. Dazu kommen die 100 Milliarden „Sondervermögen“, also Schulden, um die Bundeswehr aus- und aufzurüsten. Das katholische Hilfswerk Misereor ist damit nicht froh, sagt Misereor-Bischof Stephan Burger. Den jährlich 50 Milliarden Euro für's Militär stellt er die gerade mal 60 Millionen gegenüber, die die Bundesregierung jedes Jahr für den Zivilen Friedensdienst ausgibt; das ist gut 0,1 Prozent. Deutschland müsse viel mehr tun für zivile Konflikt- und Krisenbearbeitung, findet der Bischof. Frieden sei ein langer Prozess. Dazu gehören Begegnungen zwischen Menschen, Verhandlungen, Kompromisse, die Aufarbeitung der Vergangenheit, Unterstützung für geflüchtete und traumatisierte Menschen. Waffen können einen Angreifer stoppen, aber keinen Frieden schaffen. Habt Ihr das mal bei Euch selbst erlebt? Wie mühsam das ist, sich nach einem wirklich tiefen und ernsten Streit wieder zu versöhnen? Wie habt Ihr das gemacht? Und ist so etwas auch zwischen verfeindeten Völkern möglich – so wie es zwischen Deutschland und Frankreich gelungen ist? Was meint Ihr?


Thema: Vergib uns unsere Schuld

Samstag, 13. Mai 2023, 6:20 h

13. Mai 1981, heute vor 42 Jahren. Der Petersplatz in Rom ist voller Menschen, mitten unter ihnen der damalige Papst, Johannes Paul der Zweite. Plötzlich fallen Schüsse – ein Attentat auf den Papst. Johannes Paul wird schwer verletzt. Doch noch im Krankenhaus sagt der Papst, er habe dem Attentäter, dem Türken Ali Agca, verziehen. Und zwei Jahre später besucht er ihn im Gefängnis. Und schließlich: Als im Jahr 2000 Ali Agca vom italienischen Präsidenten begnadigt werden soll, stimmt der Papst zu. Der Attentäter saß dann wegen anderer Verbrechen, darunter ein politischer Mord, noch in der Türkei im Gefängnis. Und so einem hatte Johannes Paul der Zweite verziehen? Ja, denn der Papst hatte Ernst gemacht mit seiner Überzeugung: Jeder soll anderen vergeben – weil er selbst auch auf Vergebung angewiesen ist. Denn keiner ist frei von Fehlern, von Schuld, von Sünde – oder habt Ihr eine blütenweiße Weste? Im Vaterunser heißt es: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“, also denen, die uns etwas schulden. Schuld bedrückt, belastet, schnürt die Luft ab. Vergeben bedeutet, dem Schuldigen wieder Raum zum Leben zu lassen. Welche Schuld bedrückt Euch? Von wem wünscht Ihr Euch Vergebung? Und wem solltet Ihr vergeben?