Der Blick auf das Vermögen

Viele Menschen glauben, die Kirche sei unermesslich reich. Haben sie recht?

Peter Schappert: Ich finde, man muss Vermögen und Aufgaben immer zusammen sehen. Lassen Sie mich ein Beispiel machen: Wenn eine Familie vier Kinder hat, ein Haus bewohnt und ein Auto besitzt, in dem alle Platz haben, ist sie dann reich?

Es stimmt, dass wir als Kirche ein gewisses Vermögen haben, so wie auch jede Organisation und jedes Unternehmen ein bestimmtes Vermögen braucht, um seine Ziele zu erreichen. Ich finde das weder kritikwürdig noch unchristlich. Denn wir setzen dieses Vermögen ein, um jeden Tag aufs Neue unserem Auftrag der Verkündigung, der Seelsorge, der Bildung und der Hilfe für Arme und Notleidende gerecht zu werden.


Lässt sich die Höhe des kirchlichen Vermögens exakt beziffern?

Peter Schappert: Das ist aus strukturellen Gründen ziemlich schwierig, denn die Kirche ist kein Konzern, sondern setzt sich aus vielen eigenständigen Körperschaften zusammen. Das ist ähnlich wie beim Staat. Auch die Bundesregierung wird Ihnen keine Zahl nennen können, die alle staatlichen und kommunalen Vermögenswerte, die es auf den verschiedenen Organisationsebenen unseres Staates gibt, gebündelt zum Ausdruck bringt.

Worüber wir eine Aussage treffen können, das sind die sechs großen Diözesanhaushalte: das Bistum, der Bischöfliche Stuhl, das Domkapitel, die Kathedralkirchenstiftung, die Pfarrpfründestiftung und die Emeritenanstalt. Die Haushalte und die Jahresabschlüsse dieser Körperschaften stehen seit vielen Jahren für jeden nachlesbar auf unserer Internetseite und werden von uns auch gegenüber den Medien offen kommuniziert.

Wie viel Grundbesitz, wie viele Gebäude wie viele Beteiligungen und Finanzanlagen gehören der Kirche im Bistum Speyer und wieviel ist das alles wert?

Peter Schappert: Der Grundbesitz des Bistums liegt hauptsächlich in der Pfarrpfründestiftung. Zum Vermögen der Pfarrpfründestiftung gehören rund 1950 Grundstücke in der Pfalz und im Saarpfalzkreis. Sie sind zur Bewirtschaftung an ortsansässige Bauern, Winzer und Landwirte verpachtet. Die Gesamtfläche dieser Grundstücke liegt bei etwa 1000 Hektar. Aus den Erträgen können wir etwa zehn Prozent der Gehälter der Priester in der Pfarrseelsorge finanzieren. Hinzu kommen die Grundstücke der Pfarreien und anderer kirchlicher Körperschaften wie zum Beispiel einiger Orden.

Der Immobilienbestand des Bistums einschließlich der Pfarreien umfasst etwa 1450 Gebäude. Ich kann das gern nach Gebäudearten noch etwas aufschlüsseln. Wir haben im Bistum rund 480 Kirchen, 65 Kapellen, 70 Pfarrhäuser, 375 Pfarrheime, 150 Kindertagesstätten, 22 Bistumsgebäude sowie 300 weitere Gebäude wie zum Beispiel ehemalige Pfarrhäuser oder Schwesternhäuser.

 


Beteiligungen hat das Bistum Speyer bei der Peregrinus GmbH, durch die die Kirchenzeitung „der pilger“ herausgegeben wird, und dem Gemeinnützigen Siedlungswerk, das den Wohnungsbau für alle Bevölkerungsschichten fördert. Darüber hinaus ist das Bistum Speyer Mitgesellschafter des Instituts für Lehrerfortbildung und der Katholischen Fachhochschule in Mainz.

Die Finanzanlagen des Bistums haben einen Wert in Höhe von rund 350 Millionen Euro. Das ist hauptsächlich Geld, das für die Altersversorgung der Priester und Kirchenbeamten zurückgelegt wurde. Die Priester gehören anders als viele andere Berufsgruppen nicht zum System der öffentlichen Rentenversicherung. Daher ist ihre Altersversorgung durch die Emeritenanstalt des Bistums Speyer organisiert.

Wo legt die Kirche Geld an und gibt es dafür Richtlinien, so dass keine Menschen ausgebeutet werden oder Geld in ökologisch fragwürdige Unternehmen investiert wird?

Peter Schappert: Wir richten uns bei der Geldanlage nach den Empfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz, die gerade zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken eine neue Orientierungshilfe für ein ethisch-nachhaltiges Investment herausgegeben hat. Ausschlusskriterien für Geldanlagen sind zum Beispiel Investitionen in Unternehmen, die international geächtete Waffen wie beispielsweise Antipersonenminen herstellen, oder in Staaten, welche die Todesstrafe verhängen und vollstrecken.

Wie verträgt sich der Reichtum der Kirche mit dem Auftrag, für die Armen da zu sein?

Peter Schappert: Jesus hat den Jüngern, seinen Nachfolgern und damit uns als Kirche den Auftrag gegeben, dass wir unsere Kräfte für die Verbreitung der frohen Botschaft und das Kommen des Reiches Gottes in dieser Welt einsetzen sollen. Dazu gehört auch, die dafür erforderlichen Mittel zu sammeln und zu vermehren. Nur so kann man in dieser Welt etwas bewirken. Geld ist nichts, was aus sich heraus schlecht wäre. Entscheidend ist der Gebrauch, den man davon macht.

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