Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit im Fokus

16 Frauen und Männer absolvieren erfolgreich den Grundkurs „Globale Verantwortung“ und werden von Weihbischof Georgens ausgesendet

Neustadt. Die Bibel erzählt von Jona, der die Einwohner von Ninive zur Umkehr aufrufen sollte, hierzu aber keine Lust hatte und davonlief, dann aber im zweiten Anlauf doch den Auftrag Gottes erfüllte und mit seiner Bußpredigt bei Volk und König Erfolg hatte. Diese Geschichte zog sich am 22. November wie ein roter Faden durch den Gottesdienst mit Aussendungsfeier für die „Multiplikatoren“ nach Abschluss des Grundkurses „Globale Verantwortung“ des Bistums Speyer.

Seit Januar 2018 beschäftigen sich 16 Frauen und Männer intensiv mit der von Papst Franziskus in den Fokus gerückten Thematik „Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ als zentrale Bestandteile unseres christlichen Glaubens. Ralf Philipp Stern aus Bad Bergzabern, Hedi Bender aus Contwig, Artur Spielvogel aus Dirmstein, Carmen Bauer aus Esthal, Stefan Angert, Primož Lorenčak und Bärbel Toro aus Ludwigshafen, Walter Rung aus Hochspeyer sowie Sabine und Thomas Ochsenreither mit Astrid Waller aus Neustadt, Norbert Jäger aus Reifenberg, Monika und Heinrich Guhmann aus Römerberg, Uschi Reimer aus Schifferstadt und Hubert Bredel aus Speyer hatten in verschiedenen Veranstaltungen und Exkursionen spezielle Kenntnisse zum Thema erworben. Ganz wichtig war den Teilnehmenden dabei der stete Austausch innerhalb der Gruppe, immer eingebettet in tiefe Spiritualität.

Diese Spiritualität machte auch den Kern des Beauftragungsgottesdienstes am Abend des 22. Novembers in der Neustadter St.-Bernhard-Kirche aus. Sehr ungewöhnlich für eine heilige Messe war, dass sich nach der Lesung des Jona-Textes vier Gruppen zum Bibel-Teilen zusammensetzten: jeweils zwei Gruppen mit den Kursmitgliedern im Altarraum sowie zwei Gesprächsgruppen in den Kirchenbänken. Beim Punkt „Handeln – sich senden lassen“ äußerte sich eine Gottesdienstbesucherin: „Die 40 Tage in der Jona-Geschichte müssen wir in unseren jetzigen Zeitrahmen übersetzen. Vieles ist doch bereits heute zerstört, uns bleibt kaum noch Zeit zum Handeln.“ Eine solche Aussage erhält seine besondere Aktualität vor dem Hintergrund, dass am selben Tage Klimaexperten der UNO veröffentlichten: „Das letzte Mal, dass die Erde eine vergleichbare CO2- Konzentration erlebt hat, ist drei bis fünf Millionen Jahre her.“

Weihbischof Otto Georgens, der dem Gottesdienst vorstand, ging in seiner Predigt auf die Jona-Erzählung ein und fragte, wie wohl heute ein solcher Mahner in den größeren Städten unserer Diözese ankäme. „Schauen die Menschen betreten weg? Denken sie: Was für ein Spinner? Denken sie: Recht hat er ja, aber was soll man machen?“ Der Weihbischof weiter: „Doch, man kann etwas machen: Unser Lebensstil muss sich ändern, Umkehr ist angesagt. Wir verbrauchen zu viel. Zu viel Energie, zu viel Kleidung, zu viel Fleisch.“

Einige aus dem Kurs stellten ihre persönlichen Projekte vor, die zwischen Juni und September als wesentlicher Bestandteil des Gesamtkurses durchgeführt wurden. So hatte ein Teilnehmer mehrmals zum Thema „Plastikmüll im Meer – was hat das mit mir zu tun?“ Vorträge gehalten. Ein anderer war bei verschiedenen Kolping-Gemeinschaften unterwegs mit der Reflexion über die wahren Gründe für Migration und was „Fluchtursachen bekämpfen“ tatsächlich beinhalten müsste. Eine Teilnehmerin berichtete von einem Projekt, das zum Ziel hatte, das Bewusstsein über unseren riesigen Papierverbrauch zu schärfen und konkrete Schritte zu erarbeiten, um in der Pfarrei auf Recycling-Papier umzusteigen.

Zusammen mit der Aussendung am Ende des Gottesdienstes erhielten die Teilnehmenden aus der Hand des Weihbischofs ihre persönlichen Ernennungsurkunden. Im Anschluss ging es bei einem gemeinsamen Essen im Pfarrsaal um Begegnung und Gespräch. Die Gruppe will auch weiterhin miteinander in Verbindung bleiben, um sich gegenseitig zu ermuntern und Erfahrungen auszutauschen. Das nächste Treffen ist für Ende Juni ebenfalls in Neustadt geplant.

Text/Fotos: Franz Josef Wittkampf