Dienstag, 22. November 2016

„Vielfalt als Chance und eine Bereicherung“

Fachtag im Heinrich Pesch Haus 

BASF-Modellprojekt „Eine Kita für alle - Vielfalt inklusive“ geht mit großer Beteiligung der Kitas beim Fachtag im Pesch-Haus zu Ende - Neue Kitas können sich für das Rollout des Projektes bewerben

Ludwigshafen. Inklusion ist ein fortlaufender Prozess, braucht Zeit und erfordert immer wieder die Reflexion der eigenen Arbeit und den Abbau weiterer Barrieren. Das ist den Leitungen und pädagogischen Fachkräften der zehn Kindertageseinrichtungen bewusst geworden, die am Modellprojekt „Eine Kita für alle – Vielfalt inklusive“ teilgenommen haben. Jetzt ging das Projekt mit einem Fachtag im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen zu Ende. Teilgenommen hatten zehn Kitas aus dem rheinland-pfälzischen Teil der Metropolregion.

Start des Modellprojekts im Rahmen der BASF-Initiative „Offensive Bildung“ war 2014. Die strategische Leitung lag beim Caritasverband für die Diözese Speyer mit Referentin Daniela Gerards. Fachwissenschaftlich begleitet wurde das Vorhaben durch die Projektleiterin Professorin Dr. Corinna Schmude  von der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Die Professorin für inklusive Pädagogik mit dem Schwerpunkt Kindheitspädagogik und Familienbildung hatte das Konzept erstellt und hielt bei der Fachtagung auch eines von zwei Impulsreferaten. Die wissenschaftliche Begleitforschung hatten Professor Dr.Timm Albers und Professorin Dr. Simone Seitz von der Universität Paderborn inne.

Rund 160 Teilnehmende waren zur Abschlussveranstaltung gekommen – aus den teilnehmenden Kitas und weitere Interessierte. Sie blickten gemeinsam zurück auf die Entwicklungen, die sie genommen haben, und diskutierten über neue Ansätze für Inklusion, die auf individuelle Bedürfnisse eines jeden Kindes abgestimmt sind. Die Modelleinrichtungen hatten während der gesamten Projektlaufzeit, die Möglichkeit an Inhouse-Fortbildungen teilzunehmen. Zusammen mit erfahrenen ProzessbegleiterInnen entwickelten die pädagogischen Fachkräfte unter anderem Aktionspläne und fokussierten immer wieder ihre inklusive Haltung. 

„Was bleibt? Was kommt?“ – Das waren zentrale Fragen dieses Fachtags. Bleiben wird in allen Projekteinrichtungen die Arbeit mit dem  Handbuch „Index für Inklusion in Kindertageseinrichtungen“. Hier finden die Kitas zahlreiche Reflexionsfragen , um Vielfalt in den Blick zu nehmen, damit alle Kinder die Möglichkeit erhalten, ihre individuellen Potenziale zu entfalten – unabhängig von den sozialen, kulturellen oder ökonomischen Voraussetzungen. Denn Bildung und Teilhabe aller, als Menschenrecht , ist nicht auf Beeinträchtigung zu reduzieren, betont Caritas-Projektleiterin Daniela Gerards. Gemeinsam weisen Professorin Dr. Schmude und Daniela Gerards mit dem Projektteam, allen voran den Prozessbegleitungen, darauf hin, dass Inklusion eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist – und zugleich, dass Vielfalt eine Chance und eine Bereicherung in den Einrichtungen darstellt.

Bleiben werden in den Modelleinrichtungen viele Ideen, die sie noch nicht umgesetzt haben -  von der Veränderung der Konzeption über inklusive Raumgestaltung bis hin zu einer stärkeren Öffnung in den Sozialraum hinein. Viele positive Begleiterscheinungen haben die Kitas erfahren: so etwa der achtsame, wertschätzende und friedvolle Umgang des Teams miteinander, die positiven Rückmeldungen von Eltern, den eigenen veränderten Blickwinkel auf die Arbeit und die Kinder, die Wahrnehmung der Lebensumstände der Familien.

Natürlich nehmen die Einrichtungen auch Grenzen wahr und haben erfahren, dass Rahmenbedingungen von der Politik und Gesellschaft gesetzt werden. Trotzdem wollen sie an dem eingeschlagenen Kurs festhalten. Dies gelingt unter anderem durch die Angebote der „Offensive Bildung“ zur Vertiefung der Projektinhalte im Rahmen von „Erreichtes verstärken“: Neben zwei kitaübergreifenden Workshops erhalten die Teams auf Anfrage eine kitaspezifische Inhouse-Fortbildung.

Mit dem Rollout können die Erkenntnisse des  Modellprojekts von weiteren Kindertageseinrichtungen genutzt werden:  Bis 15. Dezember 2016 können sich weitere Einrichtungen bewerben. Zehn Einrichtungen haben ab März 2017 die Möglichkeit, an dem Projekt teilzunehmen. 

Zum Abschluss dankte Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Speyer, den Modelleinrichtungen für ihr Engagement. Er lobte ihren Mut, ihre Kraft und Entschlossenheit und betonte den gesamtgesellschaftlichen Wert dieser Anstrengung: „Sie leisten einen unschätzbaren Dienst für die gesamte Gesellschaft, und einen Beitrag zu einer Welt, die offen ist für alle und allen eine gute Zukunft verspricht.“

Kontakt: Caritasverband für die Diözese Speyer, Abteilung Soziales, Daniela Gerards, Referentin für Kindertageseinrichtungen, Strategische Projektleitung „Eine Kita für alle - Vielfalt inklusive“, Obere Langgasse 2, 67346 Speyer,
Telefon 06232 / 209-226
E-Mail: daniela.gerards@caritas-speyer.de

Infos gibt es unter: https://www.offensive-bildung.de/p05/engagement/de/content/projekte/eine-kita-fuer-alle/index

Text: Brigitte Deiters / Foto: Heib