Freitag, 08. April 2016

Beeindruckt vom Zusammenspiel von Mensch und Technik

Azubi Jan Becker erläutert Bischof Wiesemann ein pneumatisch betriebenes Handhabungsgerät. 

Bischof Wiesemann besuchte Opel-Werk Kaiserslautern

Kaiserslautern. Einen Ausflug in die Wirtschaftswelt hat Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am 6. April unternommen und dem Opelwerk in Kaiserslautern einen Besuch abgestattet. Die  mehrstündige Betriebsführung war ein Streifzug durch die 50-jährige Geschichte des Standorts, gab Einblicke in die Produktion mit modernsten Technologien und einen Ausblick auf die Zukunft. Vor allem aber nutzte der Speyerer Bischof die Gelegenheit, um sich mit dem Betriebsrat und Arbeitnehmern sowie der Werksleitung auszutauschen.

„Ich möchte nicht nur den Standort kennenlernen“, formulierte Wiesemann seine Erwartungen, „sondern auch die Arbeitsbedingungen und das Zeitmanagement.“ Nach schweren Krisenzeiten befindet sich der Autobauer wieder im Aufwind. „Unser Werk ist derzeit gut ausgelastet, in jedem neuen Astra steckt Technologie aus der Pfalz“, zeigte sich Werksleiter Manfred Gellrich zuversichtlich, dass „Opel den Turnaround meistert.“

Im Anschluss an eine erste Informationsrunde führte ein Rundgang durch die vier Kompetenzzentren des Werks – die Motorenfertigung, das Presswerk, die Chassis- und Sitzfertigung sowie die Karosseriekomponenten-Produktion. Begleitet von den beiden Betriebsseelsorgern im Bistum Speyer Thomas Eschbach und Andreas Welte sowie Vertretern der örtlichen Kirchengemeinden, darunter Dekan Steffen Kühn, konnte sich der Bischof über die verschiedenen Produktionsstätten informieren. Vom Presswerk bis zur Motorenfertigung, die es seit 1979 auf weit mehr als neun Millionen Motoren gebracht hat. „Wobei jeder einzelne sorgsam überprüft, dokumentiert und freigegeben wird“, gab der zuständige Area-Manager Ralph Görig Auskunft.

Wiesemann zeigte sich beeindruckt von dem Zusammenspiel von Mensch und Technik und „der Verantwortung, die jeder einzelne in dem Unternehmen trägt, das für die Stadt und die Region von großer Bedeutung ist.“ Rund 2.300 Mitarbeiter sorgen dafür, dass der Betrieb teilweise in drei Schichten, rund um die Uhr läuft. „Um dem steigenden Auftragsvolumen zu begegnen, wurde die Belegschaft um 370 externe Arbeitskräfte, überwiegend Leiharbeiter, aufgestockt“, erklärte der Betriebsratsvorsitzende Lothar Sorger. Sie zu integrieren und in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis direkt bei Opel zu bringen, sei Ziel der Betriebsratspolitik. Die setzt auf ein „Team mit Herz, Hand und Verstand“, stärkeres Mitspracherecht der Arbeitnehmer, weniger Druck, dafür mehr menschlicher Spielraum und ein Miteinander auf Augenhöhe. Dazu eine bestmögliche Qualifikation durch die Berufsausbildung. Ein Aspekt, der dem Bischof als Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz besonders am Herzen liegt. „Mich interessiert, welche Anliegen die Jugendlichen haben, wo sie der Schuh drückt und was sie sich für ihr Leben wünschen.“

In persönlichen Begegnungen wurde schnell deutlich: gleich, welchen Schulabschluss sie auch mitbringen, jeder von ihnen will die Chance nutzen, beruflich einen erfolgreichen Weg zu gehen. Und trotz weltweiter Krisen der Zukunft optimistisch entgegensehen. „Man muss an einem Strang ziehen, dann kriegt man auch große Probleme in den Griff“, brachte es ein Azubi auf den Punkt und lobte das Zusammengehörigkeitsgefühl im Betrieb. Und welche Wünsche haben sie an die Kirche, wollten die Speyerer Gäste wissen. „Sie soll moderner werden“, waren sich Befragten einig, und der Bischof versprach, die Anregungen zu beherzigen.

Der Nachwuchsförderung komme eine große Bedeutung zu, nicht zuletzt angesichts des demografischen Wandels, betonte Lothar Sorger. „In den kommenden Jahren scheiden etwa 1000 Mitarbeiter altersbedingt aus, deshalb brauchen wir ein gutes Bildungsmanagement und qualifizierte Leute, wobei man auch Beschäftigungsmöglichkeiten für gering qualifizierte anbieten möchte.“ Ein Spagat, der nicht leicht, aber unverzichtbar sei, um dem Wettbewerb standhalten und das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen zu können. Trotz zunehmender Automatisierung in Form von Robotern, messe das Werk dem menschlichen Faktor einen hohen Stellenwert zu. So stehe das gegenseitige Vertrauen an erster Stelle einer gemeinsam entwickelten Unternehmenskultur.

„Wir sind uns der sozialen Verantwortung bewusst und tun unser Bestes für ein gutes Betriebsklima“, so der Betriebsratsvorsitzende. Dazu gehöre es auch, Mitarbeiter in Projekte einzubinden, Transparenz walten zu lassen, miteinander zu kommunizieren und zusammen Lösungen zu finden. „Es ist zu spüren, dass hier der Dialog gepflegt wird“, lobte Bischof Wiesemann am Ende seines Besuchs und ermutigte die Verantwortlichen, auch weiterhin den Menschen ins Zentrum zu stellen. „Denn trotz aller Herausforderungen sollte das Humanum das Maß der Dinge bleiben.“

Text und Fotos: Friederike Jung