Freitag, 17. Juli 2015

Schüler beschäftigen sich mit dem Thema Armut

Sammelaktion vor dem LIDL mit Filialleitung 

Projekt von YoungCaritas und Gymnasium am Kaiserdom in Speyer

Speyer (17.07.2015). „Wir wollen den Kindern ermöglichen, eine andere Welt als die eigene kennenzulernen und die selbst gesetzten Prioritäten im Leben zu hinterfragen“, sagen Timo Effler, Klassenleiter der 6d und Marie Blechschmidt, Projektleiterin youngcaritas Speyer. Gemeinsam wurde ein Konzept erarbeitet, um den 20 Schülern des Kaiserdom Gymnasiums die Themen soziale Not, Armut und Wohnungslosigkeit näher zu bringen. Bei der dreitägigen Aktion konnten sie viel über die Hintergründe von wohnungslosen Menschen lernen und sich darüber hinaus selbst solidarisch zeigen, indem sie konkret Bedürftigen geholfen haben.

„Wir haben am Tag eins eine Einrichtung der Wohnungslosenhilfe der Caritas in Kaiserslautern besucht“, berichtet Marie Blechschmidt. „Dort haben die Kinder etwas über das Leben in der Einrichtung erfahren und einige der Bewohner haben den Kindern von ihrem Schicksal erzählt. „Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell gehen kann, dass man auf der Straße leben muss“, sagt Magnus nachdenklich. „Eigentlich hatten die meisten früher ein ganz normales Leben und nur, weil sie zum Beispiel krank werden, der Arbeitgeber kein Lohn überweist und sie die Miete nicht bezahlen können, werden manche wohnungslos. Das ist total unfair.“

Nach dem Besuch der Wohnungslosenhilfe machten sich die Kaiserdom-Schüler auf den Weg in den Asternweg. Es ist eins der ältesten sozialen Brennpunkte in Kaiserslautern, der auch durch Medienberichterstattung zu einer traurigen Bekanntheit gekommen ist. „Die Menschen dort haben keine Bäder, keine Heizung, kein warmes Wasser“, berichtet Miriam, was sie erfahren hat. „Ein Klo auf dem Flur für die ganze Etage, Schimmel in den kalten und feuchten Wohnungen – und da leben auch so viele Kinder.“

„An Tag zwei sollten die Kinder aktiv werden und selbst etwas tun“, beschreibt Klassenlehrer Timo Effler das Programm. „Kauf eins mehr“, hieß das Motto des Tages. Die Schüler sammelten vor dem dm-Markt, Edeka und Lidl Hygieneartikel und Lebensmittel. Dabei sprachen sie vor dem Eingang Kunden an und erklärten ihnen den Hintergrund der Aktion. „Ein Artikel mehr pro Kunde – am Ende war es richtig viel. Vier volle Einkaufswägen! Viele Kunden waren sehr spendabel und die Kinder immer dankbar“, freute sich Caritas-Referentin Marie Blechschmidt.

Aber auch die Filialleitungen der jeweiligen Märkte zeigten sich von der Initiative der Kinder begeistert. Der dm-Markt füllte die Einkaufswägen direkt mit zahlreichen, tollen Artikeln während die Kinder, die vor dem Lidl gesammelt hatten, sich zum Abschluss über ein Belohnungseis freuen durften.

„Die Schüler hatten Spaß und waren wirklich mit Herz bei der Sache.“ Die Freude über jeden Artikel war riesig. „Schon komisch, dass wir uns über die gesammelten Artikel so freuen, obwohl wir sie gar nicht selbst behalten dürfen“, sagt Ana zufrieden.

Mit den gespendeten Lebensmitteln backten die Kinder an Aktionstag drei in der Jugendförderung Kuchen, Kekse und Muffins. Mit strahlenden Gesichtern haben sie die Backwaren an die Gäste der „Speyerer Mahlzeit“ in der protestantischen Gesamtkirchengemeinde übergeben. Die übrigen Lebensmittel brachten die Kinder im Anschluss zur Speyerer Tafel. Die gesammelten Hygieneartikel, wie Rasierschaum, Duschgel und Shampoo etc. sind für die Bewohner der Wohnungslosenhilfe-Einrichtung in Kaiserslautern bestimmt.

„Es war eine tolle Sache, es hat uns wirklich Spaß gemacht und wir haben viel gelernt: Dass jeder etwas tun kann und helfen kann, finde ich gut“, sagt Estella in der Abschlussrunde. „Ich bin so stolz auf jeden einzelnen, alle waren sehr reflektiert und engagiert. Man hat wirklich gemerkt, wie viel Spaß es ihnen bereitet hat, sich für andere stark zu machen.“ zieht Blechschmidt das positive Fazit der Dreitageaktion.

Text: von klingspor / Foto: blechschmidt