Mittwoch, 28. September 2016
„Wir haben ein wirtschaftlich schwieriges Jahr hinter uns“
Vertreterversammlung des Caritasverbandes stimmt Prüfbericht des Wirtschaftsprüfers zu – Vorstand und Caritasrat entlastet
Speyer. Gesetzesnovellen, Flüchtlingshilfe, Baumaßnahmen und Finanzen – diese Themen dominierten die Vertreterversammlung des Caritasverbandes für die Diözese Speyer (DiCV) am Freitag, 16. September, in der Zentrale des Verbandes.
„Das Jahr 2015 war für den Verband von fünf Themen bestimmt“, berichtete der Caritasvorsitzende Karl-Ludwig Hundemer. „Abschluss und Umsetzung des neuen Konzeptes Gemeindepastoral 2015, neue Sozialgesetze, die Flüchtlingshilfe, unsere Kunden- und Mitarbeiterbefragung und unsere Immobiliensituation.“ Der Übergang der Elisabethenvereine und Sozialstationen in die neue Pfarreistruktur sei noch nicht abgeschlossen. Die neuen Caritaskonferenzen in den Dekanaten seien eingeführt, die Teilnahme der Hauptamtlichen der Pfarreien in dem neuen Gremium werde immer besser. „Was uns noch fehlt, sind die Dekanatskonferenzen der Ehrenamtlichen. Wir brauchen einfach Geduld“, so Hundemer. „Um die Pfarreien bei ihrer Pfarreianalyse zu unterstützen, haben wir die Referate für Gemeindecaritas in unseren Caritas-Zentren personell aufgestockt.“
Änderungen in der Sozialgesetzgebung wirken sich stark auf die Arbeit der Alten- und Behindertenhilfe aus.
Der Caritas-Vorsitzende skizzierte kurz die Auswirkungen der neuen Sozialgesetze Pflegestärkungsgesetz II (PSG II), Bundesteilhabegesetz (BTHG), das Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG), die Einführung eines neuen Teilhabeplanverfahrens (THP) für Menschen mit Behinderung, die Einführung der Pflegekammer, das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) und die Einführung des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation (Ein-STEP). Alle diese Gesetz verändern den Arbeitsalltag in unseren Einrichtungen der Altenhilfe und Behindertenhilfe. „Teilweise begrüßen wir die neuen Gesetze, wie das HPG, teilweise sehen wir sie kritisch, wie das LWTG oder die Pflegekammer, die für Menschen in Pflegeberufen eine Zwangsmitgliedschaft bedeutet“, erklärte Hundemer.
Der Bereich der Flüchtlingshilfe habe im Bistum so hohe Bedeutung, dass die dafür eingerichtete Task-Force-Flüchtlingshilfe im Jahr 2015 insgesamt 25mal getagt habe. „Die Koordination der Hilfen durch den Caritasverband, das Bischöfliche Ordinariat und den Malteser-Hilfsdienst hat sehr gut funktioniert. Wir haben 27 zusätzliche Fachkräfte für die Beratung und Betreuung geflüchteter Menschen eingestellt“, berichtete der Caritasvorsitzende. „Auch für Hilfsprojekte in den Herkunftsländern und entlang der Fluchtrouten konnten 830 000 Euro an Caritas International gegeben werden.“
Unternehmerisches Handeln stark geprägt von Baumaßnahmen
„Der Umzug der Bewohner des Caritas-Förderzentrums St. Johannes und St. Michael in das ehemalige Altenzentrum St. Franziskus war eine aufwändige Aktion“ begann der Caritasdirektor Vinzenz du Bellier seinen Bericht zur wirtschaftlichen Lage. „Danach konnte der Rückbau des Gebäudes in der Kaiser-Wilhelm-Straße in Ludwigshafen beginnen.“ Der Neubau des Caritas-Förderzentrums sei aktuell das größte Bauvorhaben des Verbandes. „Das ist ein so prominentes Projekt, dass es das Stadtbild verändern wird. Wir investieren dort 14 Millionen.“ Der Ludwigshafener Bürgern bekannte gelbe Turm an der Ecke Berliner Straße, Kaiser-Wilhelm-Straße gegenüber des Hack-Museums sei abgerissen.
Nach wie vor sei der Instandhaltungsstau seiner Immobilien eine große Herausforderung für den Verband. „Unser Ziel ist bis Ende 2017 ein Lebenszyklusmodell für alle Immobilien erstellt zu haben, 2018 sind die Instandhaltungsmaßnahmen priorisiert und bis 2021 werden wir unseren Sanierungsstau abgearbeitet haben“, skizzierte du Bellier die Zukunft. Für alle Neubauten des Verbandes bestünden bereits Lebenszyklusmodelle, so dass damit die Planungssicherheit für diese Gebäude gewährleistet sei.
Zu einem erfreulichen Abschluss kam das Neubau-Projekt des Caritas-Altenzentrums St. Magdalena in Bobenheim-Roxheim, das 2015 den Betrieb aufnahm, sowie der Abschluss der Sanierungsarbeiten im Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital Deidesheim
Neubau der Zentrale nimmt Verband stark in Anspruch
„Das Bauprojekt, das uns hier in der Zentrale auch stark in Anspruch nimmt, ist das Bauvorhaben „Neue Zentrale“ in der Nikolaus-von-Weis-Straße in Speyer“, berichtete du Bellier. Geplant sei der Umzug der Zentrale im ersten Quartal 2017.
„Was uns 2015 und 2016 im Rahmen unseres Strategieprozesses beschäftigt hat, waren die Befragungen unserer Mitarbeiter und unserer Kunden“, erzählte der Caritasdirektor. Beide Befragungen hätten zufriedenstellende bis gute, teilweise sogar sehr gute Ergebnisse gebracht. „Unsere Kunden haben die Kompetenz und Freundlichkeit unserer Mitarbeiter überdurchschnittlich hoch bewertet.“
Der neue Caritasratsvorsitzende Theo Wieder musste zu Anfang seines Berichtes eine kleine Einschränkung machen: „Ich berichte Ihnen jetzt hier über ein Geschäftsjahr, in dem ich noch gar nicht Caritasratsvorsitzender war. Nichtsdestotrotz habe ich mich natürlich damit befasst.“ Wieder nannte als wesentliche Entwicklungen des Berichtsjahres die notwendigen Strukturentscheidungen bei den Einrichtungen. „Diese wurden intensiv diskutiert und umgesetzt. Neubau- und Modernisierungsvorhaben in Bobenheim-Roxheim, Deidesheim, Landstuhl, Landau, Ludwigshafen und Blieskastel wurden ebenso begleitet wie die Planung eines Neubaus der Caritaszentrale.“ Außerdem nannte er die Einführung und Etablierung eines Risiko-Management-Systems für den DiCV und natürlich die Berufung, beziehungsweise Neuwahl des Caritasrates mit ihm als neuem Vorsitzenden als Wegmarken.
Die Vertreterversammlung stimmte einstimmig für die Genehmigung des Jahresergebnisses sowie für die Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtsrates. Darüber hinaus verabschiedete die Versammlung noch Satzungsänderungen in der Caritas-Ordnung als Konsequenz aus dem Konzept Gemeindepastoral 2015. Die Sitzung verlief harmonisch.
Stichwort
Die Vertreterversammlung, die einmal im Jahr stattfindet, ist die Mitgliederversammlung des Verbandes, der in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins geführt wird. Zu den Aufgaben der Versammlung gehören die Beratung über Grundsatzaufgaben der Caritas, die Genehmigung der Jahresrechnung sowie die Entlastung von Vorstand und Caritasrat, die Beschlussfassung über Satzungsänderungen und die Auflösung des Verbandes und die Wahl der Mitglieder des Caritasrates.
Text / Foto: Caritasverband für die Diözese Speyer