Donnerstag, 07. Juli 2016
Begegnung mit viel Spaß und ohne Berührungsängste
Kommunionkinder aus Knittelsheim und Ottersheim übergaben Spende und erlebten ganz besonderen Nachmittag in der Tagesförderstätte des Caritas-Förderzentrums St. Laurentius und Paulus in Landau-Queichheim
Landau-Queichheim. Die Kommunionkinder der Gemeinden Knittelsheim und Ottersheim haben der Tagesförderstätte des Caritas Förderzentrums St. Laurentius und Paulus in Landau-Queichheim am Dienstag eine Spende in Höhe von 1260 Euro überbracht und zusammen mit den Besuchern der Tagesförderstätte einen schönen Nachmittag verbracht, mit viel Spaß und ganz ohne Berührungsängste.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Freien versammelten sich Kinder, Besucher und Mitarbeiter der Tagesförderstätte auf der Wiese zum Singen. Die Kommunionkinder trugen ihr Kommunionlied vor. Dann haben alle zusammen unter großem Beifall eine Schatzkiste mit der Spende an Bodo überreicht. Bodo ist ein Besucher der Tagesförderstätte. Er hat sich sichtlich über den Trubel gefreut und die Kiste gleich an Leiterin Vera Eschmann von der Tagesförderstätte weiter gegeben.
Von dem Geld soll eine Medientafel angeschafft werden. Die Besucher der Tagesförderstätte können zwar in der Regel nicht lesen, aber auf der Tafel können Bilder und Symbole angezeigt werden, Filme vorgeführt oder Musik gespielt werden, erklärte Mitarbeiter Patrick Fischer den Kindern: „So können unsere Besucher sehen, was es zu Essen gibt oder wie das Wetter wird“, sagte der Arbeitserzieher und Gruppenleiter.
Patrick Fischer hatte die Kinder schon vor ihrer Kommunion in ihrer Schule besucht und dabei zwei Besucher der Tagesförderstätte, Lena und Dominik, mitgebracht. So haben die Kinder mitbekommen, dass es für Menschen wie Dominik, der im Rollstuhl sitzt, viele Hindernisse im Alltag gibt. „An einer Treppe in der Schule habe ich Dominik getragen und die Lehrer den Rollstuhl“, erklärt Fischer. Das blieb bei den Kindern hängen. Sie haben aber auch gemerkt, dass Dominik und Lena erwachsene Menschen sind, die durch ihre Behinderung zwar anders sind, aber genauso mit Respekt behandelt werden möchten, wie jeder andere. „Nur weil jemand im Rollstuhl sitzt, darf man ihn nicht automatisch duzen“, nennt Fischer ein Beispiel. „Alle reden immer von Inklusion. Das muss schon im Kindesalter aufgebaut werden, die Kinder sollten sensibilisiert werden für Menschen die anders sind“, sagt Vera Eschmann. Dazu zähle auch, dass Kinder durchaus Fragen stellen dürfen, wenn es um Besonderheiten von Menschen mit Behinderungen geht.
Wie es sich anfühlt, im Rollstuhl zu sitzen, durften die Kinder dann am Nachmittag der Spendenübergabe selbst einmal ausprobieren. Sie wurden nicht müde, immer wieder eine Runde durch den Rollstuhl-Parcours zu drehen. Dass das nicht einfach ist, haben sie schnell gemerkt: Slalom um Stangen oder Absperrungen zu fahren, eine Wippe zu überwinden und auf schrägem Untergrund mit unterschiedlichen Belägen voranzukommen, erfordert schon einiges an Geschicklichkeit. Dieser Nachmittag in der Tagesförderstätte war viel mehr als nur eine Spendenübergabe. Er wird den Kommunionkindern genauso in Erinnerung bleiben, wie der Besuch von Lena und Dominik in der Schule.
In der Region ist es üblich, dass Kommunionkinder, die von Nachbarn oder Freunden Geschenke bekommen, ein Gegengeschenk machen. Mit dieser Tradition haben die beiden Gemeinden Knittelsheim und Ottersheim schon vor einigen Jahren gebrochen, erzählt Marianne Hettrich, Pastoralassistentin der Pfarrei Bellheim, zu der die beiden Gemeinden gehören. Stattdessen spenden die Eltern das Geld, das sie für die Gegengeschenke ausgeben würden, an ein soziales Projekt. Zudem gaben auch viele Kinder einen Teil ihres Kommuniongeldes mit dazu.
Die Eltern künftiger Kommunionkinder würden jeweils beim ersten Elternabend darüber informiert und seien gerne bereit, bei der Spendenaktion mitzumachen, berichtet die Pastoralassistentin. Besonders gut komme es an, dass die Spenden an ein regionales Projekt gehen. In diesem Jahr haben die 27 Kommunionkinder die Tagesförderstätte bedacht. Das lag nahe, da Mitarbeiter Patrick Fischer selbst Vater eines Kommunionkindes ist und auch als Katechet bei der Vorbereitung auf die Kommunion mitgeholfen hat. Vor drei Jahren war das schon einmal der Fall gewesen. Damals wurden für die Tagesförderstätte Bänke und ein Grill angeschafft.
Wie sinnvoll die Spendenaktion der Kommunionkinder für die Tagesförderstätte ist, hat Sandra Faath selbst erlebt. Als Mutter von Milena, die vor drei Jahren zur Kommunion ging, und von Nico, der jetzt an der Reihe ist, habe sie gesehen, wie wichtig der Kontakt der Kinder mit den behinderten Besuchern der Tagesförderstätte ist, erzählt Sandra Faath: „Meine Kinder hat das berührt und sie wissen zu schätzen, wie gut es ihnen selbst geht. Auch wenn sie es im Alltag schnell wieder vergessen.“ Zudem sei die Reaktion bei denjenigen, die ein Kommuniongeschenk für Sandra Faaths Kinder gebracht hatten, durchweg sehr positiv gewesen, als sie erfuhren, dass statt eines Gegengeschenkes eine Spende für die Tagesförderstätte geplant sei.
Text / Foto: Christine Kraus