Montag, 19. September 2022

„C-Haus, unser Haus!“

Gottesdienst zum Jubiläum des Christophorus Hauses. 

Das Jugendhaus St. Christophorus in Bad Dürkheim feiert 75-jähriges Jubiläum.

Bad Dürkheim. Ewig jungbleiben, Gemeinschaft erleben, das Leben feiern – das und noch vieles mehr verbinden Gäste des Jugendhauses St. Christophorus mit diesem Ort. Das liebevoll genannte „C-Haus“ ist für viele Menschen, egal ob jung oder alt, zu einem wichtigen Lernort und zugleich zweitem Zuhause geworden. Es liegt daher auf der Hand, dass der 75. Geburtstag dieses Hauses ein Grund zum Feiern ist. Anlässlich des Jubiläums gingen in den vergangenen Wochen viele Grußworte von Freundinnen und Freunden ein, in denen deutlich wurde, dass die Begegnungen, die das Jugendhaus in seinen acht Jahrzehnten ermöglichte, für viele bis heute prägend sind. Der Leiter des Jugendhauses, Martin Jochem, teilt viele dieser Geschichten: „Seit ich 14 Jahre alt war, bin ich regelmäßig durch die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) ins C-Haus gekommen, habe später Verantwortung als Bezirksleiter, Diözesanleiter und Hauptamtlicher bei der CAJ getragen und habe ähnliche gute Erfahrungen gemacht, wie diejenigen, die uns die Grußworte geschickt haben.“

Wirft man einen Blick in die Vergangenheit, reichen die Wurzeln des Christophorushauses jedoch zunächst in die düstere Zeit des Nationalsozialismus zurück. Vor mehr als 80 Jahren erbaute der „Reichsverband für deutsche Jugendherbergen“ das Haus und übergab es anschließend der Hitlerjugend, die das Haus als Gebietsführerschule nutze. Nach dem zweiten Weltkrieg bewarben sich viele Jugendorganisationen um das Haus. Eine davon war der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), welcher 1947 die Erlaubnis zur Pacht erhielt. Seitdem fanden dort zahlreiche Tagungen, Fortbildungen und Freizeiten statt und das Haus wurde zur Heimat katholischer Kinder- und Jugendverbandsarbeit.

Dies lies den Wunsch immer größer werden, das C-Haus nicht nur pachten, sondern besitzen zu dürfen. Nach langen Verhandlungen und Gesprächen übertrug die rheinland-pfälzische Landesregierung das Haus im Mai 1957 letztendlich dem Bistum Speyer für die Verbandsarbeit. Seitdem stieg die Belegungszahl stetig, sodass es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder erweitert wurde. Als Bildungshaus und Schulungsstätte wird das C-Haus nach wie vor am häufigsten vom BDKJ und seinen Mitgliedsverbänden der Diözese Speyer genutzt, doch die Tür des Christophorushauses steht auch nicht-katholischen Gruppen stets offen. Ulrike Weber, stellvertretende Leiterin des Hauses, stellt diesbezüglich klar: „Wir sind, auch wenn wir bewusst und gerne ein kirchliches Haus sind, offen für alle, die uns besuchen kommen. Wir beherbergen internationale Gäste und Gäste aller Glaubensrichtungen.“

Kurz vor dem 70-jährigen Jubiläum im Jahr 2017 erhielten die Mitarbeitenden des C-Hauses die schockierende Nachricht, dass das Bistum über den Verkauf des Jugendhauses nachdenke. Unter keinen Umständen sollte diese Entscheidung akzeptiert werden, weshalb der BDKJ die Aktion #c_hausunserhaus ins Leben rief. „Es ist wichtig, dass die Jugend Räume hat, die sie für sich nutzen, nach ihren Wünschen und Träumen gestalten und an ihre Bedürfnisse anpassen kann und in denen sie begleitet werden in ihrer Lebenswelt“, argumentiert Ulrike Weber. Mit zahlreichen Leserbriefen, Demonstrationen und einer Social-Media-Kampagne setzten sich der katholische Dachverband mit seinen Jugendverbänden, Stammgäste des C-Hauses sowie Pfarrei- und Messdienergruppen erfolgreich für den Erhalt des Jugendhauses ein, sodass das Haus in seiner Funktion erhalten bleiben konnte.

Als Jugendhaus des BDKJ ist es dem Team ein wichtiges Anliegen, die Werte und Beschlüsse des Dachverbandes zu unterstützen und in der alltäglichen Arbeit umzusetzen. Vor allem im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit entwickelte sich das C-Haus stetig weiter und führte 2013 ein Umweltmanagement ein. Dieses zielt auf eine umwelt- und klimafreundlichere Umgestaltung der Arbeit vor Ort. Dabei werden Umweltschwerpunkte, die zu einem schöpfungsfreundlichen und nachhaltigen Lebensstil beitragen, unter anderem in der Bildungsarbeit oder bei Anschaffungen umgesetzt. Vergangene Woche wurde das Umweltmanagement des Christophorushauses nach den Kriterien des „Grünen Gockels“ auditiert und erstzertifiziert. Erwähnenswert für die Entwicklung zu einem nachhaltigeren C-Haus ist beispielsweise die ausschließlich vegetarische Verpflegung bei Veranstaltungen des BDKJ.

Anlässlich des Jubiläums fand am Donnerstag, den 15. September auf der Wiese des C-Hauses ein Abendgebet statt. Unter bunt beleuchteten Bäumen stand die Statue des Heiligen Christophorus, welcher seit Beginn an Namenspatron des Hauses ist und Schutz für die Reisenden bieten soll, im Mittelpunkt. Im Rahmen des Abendgebetes waren die Anwesenden eingeladen, zu berichten, was das C-Haus für sie bedeutet und wofür sie dankbar sind. Durch die musikalische Untermalung und das gemeinsame Singen wurde das Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit deutlich spürbar und trug zu einer heimischen Atmosphäre bei. An das Abendgebet schloss ein gemeinsames Essen an. Das Team des C-Hauses zauberte ein großes vegetarisches Grillbuffet und in geselliger Runde fand der Abend einen gemütlichen Ausklang.

Ein besonderer Dank gebührte an diesem Jubiläumsabend den Mitarbeitenden des Jugendhauses. Immer wieder wurde deutlich, welche Herzensangelegenheit hinter der Arbeit steckt und Ulrike Weber bestätigt, wie schön es sei, an diesem Ort Leitung zu sein: „Diese wunderbare Arbeit, die dieses Haus schon 75 Jahre getragen hat, fortzuführen und neue Impulse zu setzen und zu zeigen, dass so ein Haus auch heute noch ein ganz wichtiger Raum ist, liegt uns sehr am Herzen. Es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass Kirche auch anders kann und ein Ort für alle ist.“ Auch der BDKJ Vorstand und die Geschäftsführung der Abteilung Jugendseelsorge richteten wertschätzende Dankesworte an die Hauswirtschafterinnen und an die Hausleitung.

Mit Blick auf die Zukunft erhoffen sich Ulrike Weber und Hausleiter Martin Jochem weiterhin eine solch großartige Nachfrage, zufriedene Gäste und viele weitere bereichernde Begegnungen. Hinsichtlich der Frage nach neuen Visionen erwähnt Martin Jochem den Wunsch nach der Installation einer Photovoltaikanlage: „Gerade jetzt bei den explodierenden Energiepreisen ist das umso wichtiger und ein sichtbares Zeichen für unsere nachhaltige Arbeit“. Der BDKJ und die Abteilung Jugendseelsorge sind gespannt, was die Zukunft für das Jugendhaus bereithält und gratulieren mit einem lautstarken „C-Haus, unser Haus“ zu 75 Jahren Jugendhaus St. Christophorus.

Text/Foto: BDKJ