Dienstag, 30. April 2024

Für ein wertschätzendes Miteinander

Für ein wertschätzendes Miteinander - der neue Kommunikationsleitfaden im Bistum Speyer © Bistum Speyer 

Bistum Speyer will mit Kommunikationsleitfaden eine Kultur des respektvollen Umgangs etablieren

Speyer. Jesus Christus hat es vorgelebt: Er zeigte, wie im Umgang miteinander eine Kultur der Wertschätzung, der Akzeptanz und des gegenseitigen Respekts gelebt und gepflegt werden kann. Dennoch fühlen sich in der Kirche immer wieder Menschen – vor allem Ehrenamtliche, Frauen und Jugendliche – nicht richtig anerkannt und angesprochen.
Ein Leitfaden zur Kommunikation im Bistum Speyer mit dem Titel „Wertschätzendes Miteinander“ soll dazu beitragen, dies zu ändern. Den Anstoß, sich dem Thema zu widmen, gab das diözesane Frauenforum. „Wir haben uns aufgrund von Rückmeldungen von Engagierten darüber ausgetauscht und kamen zu dem Schluss, dass es da Handlungsbedarf gibt“, berichtet Marie-Christin Mayer, eine der drei Sprecherinnen des Gremiums. Die Frauen wandten sich mit ihrem Anliegen schließlich an Bischof Wiesemann und fanden in dem Speyerer Oberhirten einen Fürsprecher und Unterstützer. Er rief die Arbeitsgruppe Kommunikationsleitfaden ins Leben, dem neben Mitgliedern des Frauenforums auch Männer und Frauen aus anderen Bereichen, wie etwa Personalabteilung oder Seelsorge, angehören.

Gut eineinhalb Jahren hat sich die Gruppe getroffen und ein elfseitiges Papier mit einer Auflage von 1.500 Exemplaren erarbeitet. Der Leitfaden, der sich als ein Beitrag zur Umsetzung der Bistumsvision versteht, wurde Mitte April mit einem Begleitschreiben, unterzeichnet von Generalvikar Markus Magin und Anja Beyer, einer Kollegin von Marie-Christin Mayer im Sprecherinnen-Team des Frauenforums, an die Verbände, pfarrlichen Gremien und Hauptamtlichen in den Pfarreien verschickt. Darin heißt es unter anderem: „Wir erleben Kommunikation in vielfältigen Kontexten, und es wird deutlich, dass Sprache unsere Wirklichkeit formt. Der Leitfaden kann dazu dienen, uns zu vergegenwärtigen, wie wir nach innen miteinander umgehen und mit welcher Haltung wir Menschen nach außen begegnen.“ Er könne Horizonte erweitern, aber auch ermutigen, kreativ mit Sprache umzugehen.

Das Dokument gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil geht es ganz allgemein um Formen einer einladenden und wertschätzenden Kommunikation.
Dies beinhaltet unter anderem eine Willkommenskultur, die Förderung der Arbeit sowie die Wertschätzung des Engagements aller und nicht zuletzt die Einbeziehung sämtlicher Beteiligter bei Maßnahmen und Aktionen.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit einer verständlichen und transparenten Kommunikation. „Dazu gehört, sich bewusst zu machen, wer unser Gegenüber ist, und unsere Kommunikation entsprechend anzupassen, etwa bei Menschen mit Migrationshintergrund“, unterstreicht Marie-Christin Mayer. Auch sei es wichtig, verständlich zu formulieren und eine Fachsprache sowie Fremdwörter möglichst zu vermeiden.

Der dritte Teil des Leitfadens thematisiert eine geschlechtersensible und inklusive Kommunikation, die Diskriminierung vermeidet.
Formulierungshilfen im Anhang veranschaulichen beispielhaft, wie eine geschlechtersensible Sprache aussehen kann.

„Ich bin der Frauenkommission sehr dankbar für den Impuls des Kommunikationsleitfadens“, unterstreicht Generalvikar Magin. „Kommunikation, das heißt, die Art und Weise, wie wir einander begegnen, wie wir in Beziehung zueinander kommen, wie wir miteinander umgehen und reden, ist wesentlich, ja entscheidend dafür, ob unser Zusammenleben gelingt oder nicht. Damit ist die Frage nach gelingender Kommunikation auch eine Frage nach der Wirksamkeit unseres christlichen Zeugnisses.“ Deshalb sei es notwendig, dass wir uns alle mit solchen Themen immer wieder beschäftigen. „Die Frage, ob man das an unserem Lebenszeugnis auch ablesen kann, hängen unmittelbar miteinander zusammen“, so Magin.

Seit sich Marie-Christin Mayer verstärkt mit wertschätzender Kommunikation auseinandersetzt, stellt sie fest, „dass ich sensibler geworden bin, wie ich formuliere“. So achte sie beispielsweise bei Gottesdiensten und Veranstaltungen darauf, die Besucher nicht mit Höflichkeitsfloskeln, sondern authentischen Worten zu begrüßen. Die positiven Rückmeldungen bestätigen der 32-jährigen Pastoralreferentin, die in der Pfarrei Edenkoben-Heilige Anna arbeitet, dass sie auf dem richtigen Weg ist.
„Der Kommunikationsleitfaden gibt ganz konkret eine Antwort auf die Frage, was jeder tun kann, damit sich niemand ausgeschlossen fühlt und die Kirche noch einladender wahrgenommen wird“, bringt es Marie-Christin Mayer auf den Punkt. Ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsgruppe ist es wichtig, dass sein Inhalt nicht nur auf dem Papier steht, sondern dass damit gearbeitet wird. So könnten Verbände und Gremien etwa ihre Satzungen und Publikationen anhand des Leitfadens unter die Lupe nehmen und schauen, was für sie passt, lautet eine ihrer Empfehlungen.

 

Für alle, die Fragen zu der neuen Handlungsempfehlung haben, oder sich für zusätzliche Anregungen interessieren, gibt es die Möglichkeit zur Teilnahme an Online-Impulsen am Montag, 6. Mai, von 19 bis 20 Uhr, sowie am Mittwoch, 5. Juni, von 16 bis 17 Uhr. Dort werden weitere Materialien zur Umsetzung vorgestellt. Anmeldung zu beiden Veranstaltung unter frauen@bistum-speyer.de

Wer sich für den Leitfaden interessiert, kann ihn kostenlos bei der Geschäftsführerin des Frauenforums, Annette Bauer-Simons anfordern:  Telefon 06232/102-438, E-Mail: frau enforum@bistum-speyer.de. Alternativ gibt es die Möglichkeit, den Leitfaden online herunterzuladen.

 

Text: Petra Derst