Freitag, 12. Juli 2024

Eine Woche in Taizé

 

Schülerinnen der Bischöflichen Maria Ward Schule Landau leben “in Stille”

Taizé. „Was wünscht ihr euch am ehesten aus Taizé in euren Alltag Zuhause mitnehmen zu können?“ fragte Bruder Francis unsere Gruppe beim Gespräch am Freitagabend, kurz vor unserer Heimreise.

„Die Stillezeiten!!!“ war die einhellige Meinung der 34 Teilnehmerinnen. Dies überraschte mich nicht besonders, war es doch bereits die dritte Taizéfahrt der Maria Ward Schule Landau und ich weiß, was das Außergewöhnliche und Beeindruckende an diesem Ort ist, das die Jugendlichen immer wieder hierherführt. Es ist des Weiteren das friedliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher Nationen, es sind die persönlichen Gespräche in internationalen Kleingruppen über Glauben und Leben, es ist das solidarische zusammen Arbeiten und nicht zuletzt und ganz wichtig: es ist das Vertrauen, das ihnen hier entgegengebracht wird – nicht nur von den Brüdern der Gemeinschaft, sondern auch von uns Betreuern. In Taizé braucht es keine Regeln, und das ist am Ende eines langen, streng reglementierten Schuljahres ein so wertvoller Freiraum, dass das Vertrauen nicht missbraucht wird; für Lehrerinnen und Lehrer fast ein Wunder.

Der Tag ist strukturiert durch die drei Gebetszeiten, die geprägt sind von den typischen Gesängen, den Lesungen in verschiedenen Sprachen und eben der 8-minütigen Stille. Jeden Morgen haben die Jugendlichen eine Bibeleinführung, die Bruder Dunwan aus China sehr lebendig und jugendnah zu gestalten verstand. Am Vor-und am Nachmittag finden die Gesprächsgruppen und Arbeitseinsätze statt. Es ist kaum zu glauben, aber selbst das Waschhaus und die Toiletten zu putzen hat am Ende sogar Spaß gemacht. Jemand muss es halt tun, und dann macht man es richtig gut und die ganze Gruppe geht danach natürlich als erste duschen!

Zum Essen-Austeilen haben sich viele Schülerinnen freiwillig gemeldet, „weil man dann den ganzen neuen Bekannten Hallo sagen kann“.

Abends darf es am Oyak, dem Kiosk und Treffpunkt, bis 23.30 Uhr laut und lebendig zugehen. Dort wird gesungen, getanzt und gespielt. Dann ist Bett- und Zeltruhe, und die funktioniert auch meistens, denn um 8.15 Uhr läuten die Glocken zum Morgengebet. Ein Segen für mich waren die fünf sehr motivierten, ehemaligen Schülerinnen, die dieses Frühjahr Abitur machten und als Betreuerinnen und Gesprächsgruppenleiterinnen wertvolle Unterstützung gaben.

Die Erfahrung eines einfachen Lebens in einer friedlichen und aufgeschlossenen Gemeinschaft, die ihren Glauben und ihre Ideen von einem guten Leben miteinander teilt - das können Jugendliche so wohl nur in diesem winzigen Dorf inmitten der burgundischen Landschaft erleben.

Text/Foto: Simone Reuther