Samstag, 01. Juni 2024
Zukunft hat der Mensch des Friedens

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann unterstützte am Freitag des Team des Speyerer Bistums beim Segnen der Besucherinnen und Besucher. © Bistum Speyer
Bistum Speyer auf dem 103. Deutschen Katholikentag in Erfurt
Erfurt. Tage der Begegnungen, der Gemeinschaft und der Begeisterung liegen hinter dem Team des Speyerer Bistums. Die Kirche kann Zukunft, das war auf dem Deutschen Katholikentag in Erfurt spürbar. Auf der Kirchenmeile, auf der sich die Bistümer, Hilfswerke und kirchlichen Institutionen präsentierten, lud das Bistum Speyer Interessierte ein, gesegnet zu werden. Die Besucherinnen und Besucher durften sich hierfür eine der vielen Segenskärtchen auswählen und wurden direkt von dem Team des Bistums mit bestärkenden Impulsen beschenkt.
Segen, aufstehen und offene Türen am Bistumsstand
Daraus entwickelten sich außergewöhnliche und inspirierende Gespräche. Kerstin Fleischer, Referentin für Trauerseelsorge, die bereits zum zweiten Mal beim Katholikentag dabei war, berichtete: „Menschen den Segen zuzusprechen war sehr berührend. Es kam ganz oft die Rückmeldung ‚Das passt so zu meiner Lebenssituation‘. Das ist mit das Schönste gewesen beim Katholikentag in Erfurt: Einfach den Menschen in die Augen zu schauen und zu sehen, wie berührt sie von diesem Segen sind. Das fand ich großartig. Schön ist, dass man gut und schnell auch ins Gespräch kommt, sich austauscht, und dass so eine positive Grundhaltung da ist und ganz viel Freude spürbar war.“
Mit im Koffer hatte das Team des Bistum Speyer auch die Initiative „Aufstehen für“. Die bunten Sticker der Kampagne erfreuten das Laufpublikum, denn sie setzen in Zeiten von Hass und Gewalt ein Zeichen, aufzustehen für Menschenwürde und Demokratie, und passen damit perfekt zum Motto des Katholikentags. „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ - ein starkes Leitmotiv, das den diesjährigen Katholikentag in Erfurt prägte. Podiumsdiskussionen, Workshops und Vorträge begleiteten die drängenden Fragen der Kirche im Jahr 2024: Wie geht Gleichberechtigung in der Kirche? Wie sichern wir unsere Freiheit als wichtigstes Gut? Was können wir tun, um gemeinsam für Solidarität und Menschenrechte einzustehen? Was bedeutet eine solidarische Kirche, eine Kirche, die sich zu Vielfalt und Toleranz bekennt?
Mittelpunkt des Bistumsstands war dieses Jahr eine große offene Tür, durch die das Publikum durchlaufen konnte. Die Interessierten wurden dabei gefragt, wo sie bereits Gastfreundschaft erfahren würden, jedoch auch, für wen die Kirche gastfreundlicher sein soll. Einige Besucherinnen und Besucher berichteten von prägenden Erlebnissen in der Jugendarbeit, bei Taizé-Gebeten oder auf kirchlichen Festen wie eben dem Katholikentag. Hier empfänden sie Gastfreundschaft und die Stärke eines Miteinanders. Auf der Seite der verschlossenen Tür dagegen klebten Zettel, die verdeutlichten, dass die Kirche immer noch Menschen ausschließe: Randgruppen, Gläubige anderer Religionen, die queere Community oder auch Fragende und Gescheiterte.
Tanja Rieger, Referentin für Katechese, blickt glücklich auf die letzten Tage: „Schön fand ich die Begegnungen mit Menschen – auch mit Menschen, die ich kenne, aber nicht so oft sehe.“ Tanja Rieger berichtete auch von dem guten Teamspirit auf der Meile: „Da stößt man dann auch mal mit einem Glas Wein an und spricht über Dinge, für die man sonst im Berufsalltag keine Zeit hat. Ich fand den Katholikentag dieses Jahr einfach echt richtig gut.“
Hoher Besuch in Erfurt
Neben Weihbischof Otto Georgens und Generalvikar Markus Magin begrüßte selbstverständlich auch Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Stand des Bistums die Interessierten und spendete ihnen den Segen. Bischof Wiesemann blickte zufrieden auf die Veranstaltung zurück: „Der Katholikentag ist für die Gläubigen hier eine inspirierende Zeit und eine tolle Möglichkeit, um miteinander über die Stärke des Glaubens zu sprechen und ein Zeugnis abzulegen, für was wir als Christinnen und Christen einstehen. Die Demokratie zu stärken, indem wir von unserer Stimme Gebrauch machen und uns für Frieden und Solidarität einsetzen, ist das Gebot der Stunde. Das Motto ist Impulsgeber und Hoffnungsstifter für uns alle.“
Gottesdienst zur Heiligen Edith Stein
Unter dem Titel „25 Jahre Patronin Europas – Mit Edith Stein Wege zum inneren Frieden finden“ feierte Bischof Wiesemann am Freitag auf dem Katholikentag in der gut besuchten Erfurter Kaufmannskirche auch einen Gottesdienst. Er erinnerte an Edith Steins Leben, an die „Geschichte ihres eigenen Weges von der Wahrheitssuche bis zum Finden des eigenen, inneren Friedens“.
Bischof Wiesemann: „Wer sich mit dieser intellektuell hochbegabten, tief sensiblen und in allem die Wahrheit suchenden Frau tiefer beschäftigt, erahnt etwas von diesem langen, dunklen Weg. Er erahnt etwas von der geistigen Auseinandersetzung, die sie nicht losgelassen hat.“ Diese Auseinandersetzung habe auch mit den jüdischen Wurzeln Edith Steins zusammengehangen; diese habe sie versucht, mit dem christlichen Glauben zu vereinen. „Im großen miteinander verbindenden Brückenschlag ihres Lebens finden sich alle anderen Brücken wieder, für die sie mit ihrem Leben und Werk einsteht: die Brücke zwischen Vernunft und Glaube, zwischen Philosophie und Theologie, zwischen Wissenschaft und Gottesdienst, zwischen dem Selbstverständnis von Mann und Frau, zwischen aktivem und kontemplativen Leben. Und damit spricht sie wesentliche Dimensionen an, auf deren Spannungseinheit eine menschliche Kultur und Gesellschaft im Allgemeinen und die ‚Seele Europas‘ in besonderer Weise ruht“, so der Speyerer Bischof.
In seiner Predigt zog Wiesemann auch Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen: „Europas Seele muss den inneren Frieden der eigenen Geschichte finden, um die Kraft zu haben, in den zunehmenden Konfliktherden der ganzen Welt einen wirksamen Beitrag zu Gerechtigkeit und Frieden leisten zu können. Das aber geht nicht ohne die großen geistigen und geistlichen Brückenschläge für die Edith Stein steht: für das Zusammenspiel von Vernunft und Glaube, für die Versöhnung der großen humanen aufklärerischen Kultur Europas mit den eigenen jüdisch-christlichen Wurzeln.“
Das Team kehrte nach einem ganz besonderen Katholikentag zufrieden am Sonntag nach Speyer zurück, voll Vorfreude auf den Katholikentag 2026 in Würzburg - bei Bischof Franz Jung, ehemaliger Generalvikar von Speyer.








