Dienstag, 02. Juni 2015

Symbole und Bilder als Stärken kirchlicher Kommunikation

Der Journalist Peter Frey und Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Tisch.

Peter Frey (links) und Bischof Karl-Heinz Wiesemann. 

ZDF-Chefredakteur Peter Frey regt im Gespräch mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann an, mehr auf die Medien zuzugehen und dabei die Laien stärker einzubeziehen

Speyer (02.06.2015). „Kann Kirche Medien - können Kirchen Medien?" Dieser Frage stellten sich der ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey und Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann bei einer Veranstaltung der Katholischen Erwachsenenbildung im Friedrich-Spee-Haus in Speyer.Peter Frey empfahl der Kirche, weniger aus der Defensive zu agieren und sich der eigenen Stärken mehr bewusst zu sein. Dazu zählt er vor allem die Kraft der Symbole und der Bilder. „Als Papst Franziskus die gestrandeten Flüchtlinge in Lampedusa besuchte, war das der Wendepunkt der europäischen Flüchtlingspolitik“, machte er an einem Beispiel deutlich.Frey sieht die Gefahr, dass sich die Kirche in ein selbst gewähltes Getto zurückzieht. Erforderlich sei jedoch, aktiv auf die Medien zuzugehen und die eigene Botschaft zu erklären. „Die Kirche steht heute wie jede andere Institution in einem Wettbewerb um Aufmerksamkeit.“ Er regte an, die Laien in die Kommunikation mit den Medien stärker einzubeziehen.Zugleich warb für eine positive Sicht der Kritik. „Sie ist in manchen Fällen notwendig, um die Dinge zum Besseren zu wenden.“ Aus seiner Sicht tragen kritische Journalisten dazu bei, dass die Gesellschaft funktioniert. Mit Bischof Wiesemann war er sich einig, dass die Medien angesichts des Auseinanderdriftens der Gesellschaft einen wichtigen Beitrag zur Verständigung leisten.

Gesellschaftliche Diskussionen sind Anlass zur Selbstprüfung der Kirche

„Die Kirche steht in der Gesellschaft – und damit auch in der Mediengesellschaft“, unterstrich Bischof Wiesemann. Auch wenn das Verhältnis zwischen Kirche und Medien mitunter spannungsreich sei, bedeute die Kommunikation mit den Medien einen Gewinn für die Kirche. So seien gesellschaftliche Diskussionen immer auch ein Anlass zur Selbstprüfung. „In den öffentlichen Debatten, die zu den Themen Missbrauch und Transparenz kirchlicher Finanzen in den vergangenen Jahren geführt wurden, haben wir sehr schmerzhafte Blicke auf uns selber, auf eingespielte Verfahrensweisen wie auch auf konkretes Versagen und beschämende Schuld werfen müssen. Dadurch wurden grundlegende Haltungswechsel angestoßen“, so der Bischof. Er sieht darin ein Beispiel, „wie der Kirche aus der Kommunikation mit der Gesellschaft und den Medien die Kraft zur Korrektur des eigenen Handelns zuwachsen kann.“

Zugleich warnte der Bischof davor, dass „gesellschaftliche Aufgeregtheiten“ an die Stelle einer journalistisch fundierten und ausgewogenen Darstellung treten. „Die Digitalisierung, die immer weitere Verbreitung sozialer Netzwerke und der zunehmende Auflagen- und Quotendruck haben einen Kampf um Aufmerksamkeit erzeugt, der mit einer fragwürdigen Tendenz zur Personalisierung und Dramatisierung gesellschaftlicher Themen und Konflikte einhergeht.“

Kirche und Medien seien zwei sendungsbewusste Institutionen und sich darin durchaus ähnlich. „Vieles ist ihnen gemeinsam, zum Beispiel ein von hohen Idealen getragenes Sendungsbewusstsein sowie die Überzeugung, eine wichtige Botschaft zu haben, die es an den Mann und an die Frau zu bringen gilt.“ Daraus seien im Lauf der Geschichte immer wieder fruchtbare Verbindungen, manchmal aber auch Spannungen und Rivalitäten erwachsen. Der Bischof warb dafür, die Kämpfe der Vergangenheit hinter sich zu lassen. „Die Kirche und die Medien sind - auf ihre je eigene Weise - Mitgestalter unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft. Das ist die Grundlage, auf der sich beide Partner heute im Respekt voreinander begegnen können.“ Die Verständigung gelinge in dem Maß, wie die Kirche auf den Versuch einer Instrumentalisierung der Medien verzichte und die Medien einen unvoreingenommenen Blick auf Glaube und Kirche entwickeln.

Text/Foto: is