„Die Enzyklika treibt mich weiterhin an“

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus äußert sich Astrid Waller, Geschäftsführerin des KDFB Diözesanverband Speyer e.V.

„Kürzlich fiel mir beim Aufräumen meines Geldbeutels ein kleiner Zettel, datiert mit dem Jahr 2015, in die Hände und schnell wurden Erinnerungen lebendig: Zu jener Zeit war ich als Mitglied des Katholikenrates im Bistum Speyer ehrenamtlich aktiv in der Lebensstil-Kampagne „Gutes Leben. Für alle!“.

Groß war die Freude bei mir und meinen Mitstreiter:innen, als im Juni die Enzyklika Laudato Si veröffentlicht wurde. Hatten wir doch nun von höchster kirchlicher Instanz die Bestätigung, dass die globalen Herausforderungen eine Änderung der Konsum- und Produktionsweisen erfordern. Wir fühlten uns gestärkt, dass Papst Franziskus die Probleme klar benannte und von allen den Einsatz zur Bewahrung der Schöpfung, zu Nachhaltigkeit und globaler Gerechtigkeit einforderte.

Ein guter Zeitpunkt also, um innerhalb der Kampagne „Gutes Leben. Für alle!“ Einzelpersonen, Gruppierungen und Gemeinden einzuladen, ein Experiment in Sachen Nachhaltigkeit auszuprobieren. Einige dieser Experimente werden sogar jetzt noch weitergeführt, zum Beispiel das Repair Café in Pirmasens. In meinem eigenen Bewusstsein und privaten und ehrenamtlichen Handeln hat die Enzyklika auch einen Platz bekommen: In meiner Pfarrei engagiere ich mich im Ausschuss Schöpfungsverantwortung und bringe mich in Form von Impulsen und Aktionen in die Pfarreiarbeit ein.

Bevor ich den Zettel wieder in meinen Geldbeutel steckte, ließ ich noch einmal die darauf gedruckte Botschaft auf mich wirken: „Die Menschheit ist aufgerufen, sich der Notwendigkeit bewusst zu werden, Änderungen im Leben, in der Produktion und im Konsum vorzunehmen, um diese Erwärmung oder zumindest die menschlichen Ursachen, die sie hervorrufen und verschärfen, zu bekämpfen.“ (LS 23)

Die Enzyklika treibt mich weiterhin an.“

„Heute noch aktueller als zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung“

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus äußert sich Mattias Kiefer, Umweltbeauftragter des Erzbistums München Freising und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der deutschen (Erz-) Diözesen

„Die Aussagen und Appelle der Enzyklika „Laudato Si‘“, 2015, sind heute noch aktueller als zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung: Die globale Erderhitzung und das sechste Arten-Massensterben der Erdgeschichte schreiten ungebremst voran, zudem erlebt die Welt die Wiederkehr nationalistisch-spalterisch-asozial-demokratiefeindlichen Gedankenguts in noch bis vor kurzem unvorstellbarem Ausmaß. Dem hält die Enzyklika entgegen:

Hört die Schreie der Armen und des Planeten! – sie müssen auch Euch interessieren, weil alles auf dieser Erde mit allem verbunden ist.

Erst Frieden in den Beziehungen zu Euren Mitmenschen, den Pflanzen und Tieren als Euren Mitgeschöpfen, und in der Beziehung zu Gott führen zu innerem Frieden mit Euch selbst. Werdet aktiv, handelt, betet – und vergesst über aller Sorge und allem Kampf dabei das Singen nicht.“

„Unser gemeinsames Haus braucht es so dringend, dass die Utopie, die aus Laudato Sí spricht, Wirklichkeit wird“

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus äußert sich Sibylle Wiesemann, Umweltbeauftragte Evangelische Kirche der Pfalz: 

„Papst Franziskus hat mit Laudato Sí einen riesigen Bogen von spiritueller Erneuerung bis hin zu Macht- und Wachstumskritik gespannt; die Enzyklika wurde global breit diskutiert und hat einen hilfreichen Nährboden für die Beschlüsse der Pariser Weltklimakonferenz geschaffen. Und doch: Der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat sich seit 2015 nochmal beschleunigt. Es ist, global gesehen, keine Umkehr in Sicht. Die Umweltzerstörung mit ihren dramatischen Folgen schreitet fort. Ich bin so ratlos.

Ich wünsche mir daher eine neue Laudato Sí-Bewegung. Ich wünsche mir, dass der neue Papst Leo XIV. die globalen himmelschreienden Ungerechtigkeiten benennt, dass er mit all seinen Möglichkeiten seine einflussreiche Stimme erhebt, um eine ganzheitliche ökologische und soziale Entwicklung in unserer wunderschönen, verletzlichen Biosphäre zu fördern.

Unser gemeinsames Haus braucht es so dringend, dass die Utopie, die aus Laudato Sí spricht, Wirklichkeit wird. Ich bin ratlos und gleichzeitig zuversichtlich, denn mit jedem Schritt in diese Richtung wird unser Leben reicher, erfüllter und gleichzeitig die globale Gemeinschaft zukunftsfähig.“

„Ein Donnerschlag und Augenöffner“

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus äußert sich Fabian Moos SJ, Laudato Si‘-Beauftragter der ECE-Provinz der Jesuiten und Mitarbeiter am Ukama-Zentrum für sozial-ökologische Transformation, Nürnberg: 

„Für mich war Laudato Si‘ ein Donnerschlag und Augenöffner in mehrfacher Hinsicht. Damals war ich Philosophiestudent in München. Schon immer war ich im sozialen Bereich engagiert, etwa durch Nachhilfe für benachteiligte Jugendliche oder die Begleitung von Geflüchteten. Dank der Enzyklika habe ich plötzlich verstanden, wie eng verzahnt die soziale und die ökologische Frage sind. Seitdem habe ich meine Berufung in der Berufung als Jesuit entdeckt: Zukunftskünstler und Prozessbegleiter im Wandel zu sein. Außerdem hat der Papst den spirituellen Kern der Krise sowie eine Spiritualität des Wandels herausgearbeitet, die bei der Dankbarkeit, der Kreativität der Menschen und ihrer Fähigkeit zur Zusammenarbeit ansetzt. Das ist mir immer noch Richtschnur und Inspiration in meinem Engagement.“

Zum 10-jährigen Geburtstag von Laudato si

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus äußert sich Prof. Julia Enxing, Fundamentaltheologin an der Ruhr-Universität Bochum: 

„Nicht, dass wir es nicht schon vor 2015 gewusst hätten. Nicht, dass nicht seit vielen Jahren – spätestens seit dem Bericht des Club of Rome im Jahre 1972 – klar gewesen wäre: Unser Planet ist in Bedrängnis. Die gefährlichste Spezies aller ist dabei der Mensch. Von wegen „Krone der Schöpfung“. Wir haben es geschafft, unser eigenes Haus für viele unbewohnbar zu machen. Laudato si zeigt auf, dass das einzige Gebot, das wir wirklich erfüllt haben jenes ist: „Macht euch die Erde untertan.“ (Gen 1,28) Wir hätten diese Enzyklika nicht gebraucht, um die Not, in der zahlreiche Arten sind, zu kennen und wir hätten sie nicht gebraucht, um zu verstehen, dass es längst Zeit ist für ein „Kehret um“ ist. 

Und doch: Gelobt seien nicht nur Bruder Sonne und Schwester Mond, gelobt sei auch Papst Franziskus dafür, dass er aus allen Themen genau jenes der bedrohten Schöpfung gewählt hat. Er hat damit nicht nur die Zeichen der Zeit benannt, sondern auch die Türen in unseren Köpfen und Herzen geöffnet und ein Thema ganz oben auf die Tagesordnung theologischen Denkens und Handelns gesetzt, das bis dato eher nicht zu den „heißen Eisen“ gehörte: Uns zu fragen, wie wir eigentlich mit den winzigsten Geschöpfen umgehen, in denen G*tt ebenfalls präsent ist, und was es eigentlich bedeutet, wenn ihre „Hymnen der Existenz“ (nach LS 85) aufgrund unseres In-der-Welt-Seins für immer verstummen? “

 

„Tier- und Pflanzenarten und alle anderen Organismengruppen nicht nur in ihrem Nutzen für die Menschen betrachten“

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus äußert sich Dr. Michael Ochse, Präsident Pollichia e.V.:

„Die Pollichia – Verein für Naturforschung, Naturschutz und Umweltbildung e.V. würdigt die Aussage von Papst Franziskus, dass er die Tier- und Pflanzenarten und alle anderen Organismengruppen nicht nur in ihrem Nutzen für die Menschen betrachtet wissen möchte, sondern ihnen viel mehr ein gleichwertiges Existenzrecht zugesteht. Zudem gilt es nach seiner Aussage, die Vielfalt an Arten zu bewahren.

Die Katholische Kirche in Deutschland gilt als eine der größten, wenn nicht als die größte Flächeneigentümerin in Deutschland. Auf vielen tausend Quadratkilometern hat sie somit die unmittelbare Möglichkeit, Maßnahmen zur Verbesserung der Artenvielfalt einzuleiten. Damit könnte ihr eigenes Handeln zu einer teilweisen Umsetzung des öffentlichen Briefes des Papstes führen und sogar über seine Empfehlungen hinausstrahlen.“

„Ökologischer Wandel und soziale Gerechtigkeit“

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus äußert sich Jutta Steinruck, Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen:

„Die Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus hat nicht nur weltweit das Bewusstsein für die Bedeutung einer ökologisch-sozialen Gerechtigkeit gestärkt, sondern inspiriert auch unsere kommunalen Maßnahmen. In Ludwigshafen engagieren wir uns aktiv für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, sei es durch umweltschonende Bauprojekte, die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs oder die Erhöhung der Energieeffizienz in öffentlichen Einrichtungen. Laudato Si erinnert uns dabei stets an unsere Verantwortung für das ‚gemeinsame Haus‘ und daran, dass ökologischer Wandel und soziale Gerechtigkeit untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Botschaft möchten wir auch für die kommenden Generationen lebendig halten.“

„Sorgsam mit der Erde umgehen“

Zum zehnjährigen Jubiläum von Laudato si

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus äußert sich Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann:

„Für mich ist die Botschaft der Enzyklika ‚Laudato si‘ heute noch dringlicher als bei ihrem Erscheinen vor zehn Jahren: Die ökologische und die soziale Krise sind untrennbar miteinander verbunden und können nur zusammen gelöst werden. Nur wenn die Menschheit als Ganze ihre Sorge für das ‚gemeinsame Haus‘ wahrnimmt und den Weg einer ganzheitlichen ökologischen Umkehr geht, können wir den gewaltigen Herausforderungen des selbstverursachten Klimawandels begegnen.

Unser Glaube ist dafür eine bedeutende Triebfeder: Er mahnt uns zu einem sorgsamen Umgang mit den Gütern der Erde. Er ruft uns in eine umfassende Solidarität vor allem mit den Armen und Notleidenden. Und er schenkt uns die nötige Zuversicht, im Einsatz für ‚einen neuen Himmel und eine neue Erde‘ (vgl. Offb 21,5) nicht nachzulassen.“

Zehn Jahre Laudato Si

2015 erschien die Enzyklika „Laudato Si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ von Papst Franziskus. Die zweite Enzyklika von Papst Franziskus setzt den Schwerpunkt auf Umwelt- und Klimaschutz. Sie ist seitdem eine wichtige Grundlage für alle, die sich in Kirche und Gesellschaft für eine ökologisch-soziale Transformation im Haupt- und Ehrenamt einsetzen. Auch nach zehn Jahren hat die Enzyklika nichts an Aktualität eingebüßt. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von Laudato Si werden deshalb in 2025, an jedem 10. des Monats, unterschiedliche Menschen erzählen, was sie an der Enzyklika „Laudato Si“ schätzen gelernt haben.

Eine Aktion des Bistums Speyer, der Heinrich Pesch-Akademie in Ludwigshafen und der Peregrinus GmbH

Zur deutschen Übersetzung der Enzyklika: https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2015/2015-06-18-Enzyklika-Laudato-si-DE.pdf