Dienstag, 08. Dezember 2020

„Ein starkes Zeichen, wenn der Bischof kommt“

Bischof Karl-Heinz Wiesemann feierte Gottesdienste mit Häftlingen in der JVA Frankenthal. 

Bischof Wiesemann feiert in der JVA Frankenthal Gottesdienste mit Häftlingen

Frankenthal. „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott“. Diese starken Worte der Jesaja-Lesung stellte Bischof Wiesemann in den Mittelpunkt seiner Predigt in den Gottesdiensten am Zweiten Advent in der Justizvollzugsanstalt Frankenthal. Auf Englisch heißt Trost „consolation“, in anderen romanischen Sprachen ist die gleiche Wortwurzel erkennbar: „Con“ heißt „mit“ und „sola“ heißt „alleine“. Trösten heißt also, dem anderen in seiner Einsamkeit beizustehen, erklärte der Bischof. Die Botschaft, die er den Gefangenen mitbringe, sei eine tröstende Botschaft: „Gott lässt dich nicht alleine, er will dich aufrichten und Kraft geben.“

Er komme gerne zu den Inhaftierten, betonte Bischof Wiesemann gleich in der Begrüßung und er bekenne sich diesbezüglich als „Wiederholungstäter“. Gefängnisseelsorger Manfred Heitz ergänzte, dass es dem Bischof gerade wegen der Corona-Beschränkungen wichtig war, in die JVA zu kommen. Seit März haben die Gefangenen nur telefonisch, per Post und als Skype-Besuch die Möglichkeit, in Kontakt mit ihren Familien und Freunden zu bleiben – echte Besuche waren die ganze Zeit nicht möglich. „Da ist es natürlich schon ein starkes Zeichen, wenn der Bischof kommt“, so Pastoralreferent Heitz weiter.

Bischof Wiesemann wies daraufhin, dass auch Menschen untereinander trösten können und sollen sowie Zeichen des Beistands und der Ermutigung setzen können. Dies könne ein aufbauendes Wort an den Zellennachbar sein oder einfach nur die Bereitschaft, dem anderen zuzuhören. Ein weiteres Beispiel sei die Weihnachtsspendenaktion der Gefängnisseelsorge: Menschen aus den umliegenden Kirchengemeinden ermöglichen durch ihre Spenden, dass die Gefängnisseelsorge bedürftigen Gefangenen ein kleines Weihnachtsgeschenk machen können. Diese Spender machten deutlich, dass die Inhaftierten nicht vergessen und ihnen nicht gleichgültig sind. Darum unterstütze er auch gerne persönlich diese Aktion.

Die beiden Gottesdienste fanden in kleinerem Kreis statt, da zur Kontaktreduzierung aktuell immer nur eines der sechs Hafthäuser am Gottesdienst teilnehmen darf. Umso mehr freuten sich die anwesenden Inhaftierten, mit Bischof Wiesemann in Kontakt zu kommen.

Text/Foto: Manfred Heitz