Mittwoch, 18. Juni 2025

„Damit der göttliche Funke überspringt“

Die neuen Religionslehrerinnen und -religionslehrer zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern des Bistum Speyer © Klaus Landry 

Verleihung der Missio canonica an die Religionslehrerinnen und Religionslehrer von morgen

Speyer. 29 Kandidatinnen und Kandidaten wurde bei der diesjährigen Missio canonica Verleihung durch Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann die kirchliche Beauftragung zur Arbeit als Religionslehrerin bzw. -lehrer erteilt. Der Bischof dankte ihnen „für ihre, heutzutage alles andere als selbstverständliche, Bereitschaft, sich als Zeugen in den Dienst der Frohen Botschaft zu stellen.“

Der Großteil der Kandidatinnen und Kandidaten stammt aus dem Grundschulbereich (14), drei werden an der Realschule, acht am Gymnasium tätig sein. Die vier weiteren Pädagogen arbeiten im Förderschulbereich. Bischof Wiesemann betonte: „Aus vielen Begegnungen – bei Firmungen, Pfarreibesuchen u.a. – weiß ich, wie sehr Kinder und Jugendliche sich nach authentischen Vorbildern sehnen. Nach Menschen, die sich mit Leidenschaft für etwas einsetzen und andere dafür begeistern wollen. Solche Vorbilder können und sollen auch Religionslehrkräfte sein: Wenn sie nicht nur über den Glauben reden und Schülern bloßes Glaubenswissen vermitteln. Sondern wenn in ihrem Unterrichten spürbar wird, dass sie aus diesem Glauben leben und für die ‚Sache Jesu‘ brennen. Etwa, wenn sie offen und authentisch von ihren eigenen Glaubenserfahrungen, auch von ihren Zweifeln, erzählen. Oder wenn sie auch über den Unterricht hinaus für die Schüler mit ihren Fragen und Problemen ansprechbar sind. Immer dann kann der göttliche Funke überspringen. Immer dann wird Religionsunterricht zum ‚Segensort‘, an dem junge Menschen von Gottes Menschenfreundlichkeit berührt und bewegt werden.“

Um die Missio canonica zu erhalten, absolvierten die Kandidaten und Kandidatinnen nach ihrer staatlichen Ausbildung noch ein vorbereitendes Wochenende, bei dem es insbesondere um die Spiritualität des Religionslehrers ging. Darüber hinaus nahmen alle Bewerberinnen und Bewerber an einer verpflichtenden Präventionsschulung teil. Bischof Wiesemann wünschte ihnen für ihre „wichtige, herausfordernde und zutiefst erfüllende Aufgabe, Kinder und Jugendliche auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten, alles Gute und Gottes Segen!“

 

Vier der 29 neuen Religionspädagogen sind Anna Hofmann (Grundschule), Ralph Pfahler (Gymnasium), Nadja Estelmann (Integrierte Gesamtschule) und Katharina Merkel (Realschule). Im Interview erzählten Sie von ihren Wünschen und Vorstellungen rund um den Religionsunterricht.

 

Was begeistert euch am Religionsunterricht?

Nadja Estelmann: „Am Religionsunterricht begeistert mich, dass er einen Raum eröffnet, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Überzeugungen erkunden und kennenlernen können und es zu ganz tollen Fragen, Gesprächen und Weiterentwicklungen kommen kann.“

Anna Hofmann: „Was mich am Religionsunterricht der Grundschule besonders begeistert, ist die Möglichkeit, einen für Kinder sicheren Raum zu schaffen, in dem man Zeit hat, über Zwischenmenschliches, grundlegende Werte, Probleme und über all das zu sprechen, was Kinder beschäftigt. Einen Wohlfühlort für Kinder!“

Ralph Pfahler: „Mehr noch als in anderen Fächern, lernt man die Schülerinnen und Schüler mit ihrer eigenen Lebenssituation, persönlichen Geschichte und ihren Hoffnungen kennen.“

Katharina Merkel: „Mich begeistert, dass im Religionsunterricht der Mensch im Mittelpunkt steht und man über Themen spricht, die jeden unmittelbar betreffen. Es gibt viele Korrelationsmöglichkeiten zwischen den Lebenserfahrungen der Schüler und biblischen Erzählungen. Dies didaktisch aufzuarbeiten, bereitet mir große Freude.“

 

Wie sieht eurer Meinung nach der Religionsunterricht der Zukunft aus?

Ralph Pfahler: „Unterricht insgesamt wird sich ändern. Mehr Individualisierung, mehr künstliche Intelligenz wird Einzug halten. Umso mehr wird es daher gerade im Religionsunterricht wichtig sein, mehr Wert auf die menschliche Beziehung, auf ein persönliches Miteinander und den gemeinschaftlichen Austausch zu legen.“

Katharina Merkel: „Er schafft es, eine Verbindung zwischen der biblischen Botschaft und der Lebensrealität von Schülern herzustellen und dabei den interreligiösen Friedensgedanken noch stärker zu verbreiten.“

Anna Hofmann: „Der Religionsunterricht der Zukunft sollte offen, dialogisch und lebensnah sein. Er sollte Kindern helfen, sich in einer vielfältigen Welt zurechtzufinden, unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen zu verstehen und eigene Werte zu entwickeln. Dabei bleibt er ein Raum zum Wohlfühlen – unabhängig vom religiösen Hintergrund der Kinder.“

Nadja Estelmann: „Der Religionsunterricht bildet bereits jetzt und voraussichtlich in der Zukunft noch mehr für sehr viele Schülerinnen und Schüler die einzige Verbindung zu Glaube und Religiosität. Es ist für die meisten der einzige Ort religiöser Bildung – weshalb wir als Religionslehrende schon jetzt und auch in Zukunft Grundlagen schaffen, ein offenes Ohr für Fragen, Zweifel oder Bedenken haben, aber auch Glaubensvorbild und Unterstützung darstellen sollten.“

 

Was möchtet ihr euren künftigen Schülern mit auf den Weg geben?

Anna Hofmann: „Ich möchte meinen Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht mit auf den Weg geben, dass jeder Mensch wertvoll ist – so wie er ist! Sie sollen lernen, respektvoll mit anderen umzugehen, offen für Unterschiede zu sein und Vertrauen in sich selbst zu entwickeln. Außerdem möchte ich ihnen Mut machen, Fragen zu stellen und ihren eigenen Glauben oder ihre Überzeugungen zu entdecken und zu reflektieren.“

Nadja Estelmann: „Meinen Schülerinnen und Schülern möchte ich mit auf den Weg geben, dass sie alle in ihrer Individualität wertvoll und geliebt sind.“

Katharina Merkel: „Den Mut, den eigenen Lebensweg selbstbestimmt zu gestalten und dabei Gott in allen Höhen und Tiefen an der eigenen Seite zu wissen.“

Ralph Pfahler: „Wenn ich mir die Nachrichtenlage so ansehe, lässt sich sagen: Wir leben in ‚spannenden‘ Zeiten. Die Religion selbst wird missbraucht, um Leid, das man Menschen zufügt, zu rechtfertigen. Da ist es mir besonders wichtig, meinen Schülerinnen und Schülern einen Kompass mitzugeben, der ihnen als Orientierung für ein erfülltes Leben dient, der sie zuversichtlich in die Zukunft schauen lässt.“