Dienstag, 27. Februar 2018

„Ohne einander sind wir wesentlich ärmer“

Gemeindereferentin Annette Kabanow und Pfarrer Carsten Schulze führen durch das Ökumenische Gemeindezentrum Frankenthal. 

Studientag zum Thema ökumenische Gemeindepartnerschaften und zu Erfahrungen im Ökumenischen Gemeindezentrum Frankenthal

Frankenthal/Speyer. „Ökumene: Zusatzaufgabe oder Grundauftrag?“ Unter diesem Thema stand ein Studientag der Referate für Ökumene und für Räte im Bischöflichen Ordinariat Speyer. Ca. 30 Teilnehmende gingen der Frage nach, ob ökumenische Partnerschaftsvereinbarungen helfen können, die Zusammenarbeit vor Ort zu vertiefen. Ebenso erhielten sie Einblicke in das intensive Miteinander zweier Gemeinden unter einem Dach im Ökumenischen Gemeindezentrum Frankenthal.

Mehr Ökumene angesichts zurückgehender Ressourcen
Ökumenereferent Dr. Thomas Stubenrauch und Rätereferent Marius Wingerter berichteten eingangs von einer ersten Auswertung des ökumenischen Leitfadens im Rahmen einer ökumenischen Dekanekonferenz vor wenigen Monaten. Dabei, so Stubenrauch, habe sich gezeigt, dass die Ökumene vor Ort „sehr unterschiedlich intensiv gelebt“ werde. Seelsorger hätten zurückgemeldet, Ökumene sei für sie „oft eher eine Belastung als eine Entlastung“. Gleichzeitig hätten die Dekaninnen und Dekane betont, dass eine vertiefte Zusammenarbeit nicht zuletzt auch wegen zurückgehender personeller und finanzieller Ressourcen dringend geboten ist.

Ökumenische Gemeindepartnerschaften als „geistlicher Prozess“
Pfarrer Dr. Frank Biebinger aus Bad Dürkheim warb deshalb für den Abschluss von ökumenischen Gemeindepartnerschaften: „Eine solche Partnerschaft sieht immer anders aus und kann je nach der konkreten Situation vor Ort gestaltet werden.“ Entscheidend sei, die Entstehung einer Partnerschaftsvereinbarung als „geistlichen Prozess der Achtsamkeit, des Hörens auf Gottes Wort und auf den anderen“ zu verstehen. Biebinger beschrieb den Weg zum Abschluss einer ökumenischen Partnerschaft der katholischen Pfarrei und der protestantischen Kirchengemeinde in Bad Dürkheim im Jahr 2006: „Mit ihr haben wir Bestehendes festgeschrieben, um es für die Zukunft zu bewahren.“ Konkret habe man vereinbart, dass sich Hauptamtliche und Gremien regelmäßig begegnen, dass man sich gegenseitig zu Veranstaltungen einlädt und gemeinsam in der Öffentlichkeit auftritt. Eine solche Vereinbarung müsse jedoch stets fortentwickelt werden. Dies sei in Bad Dürkheim z.B. in der gemeinsamen Flüchtlingsarbeit gut gelungen. Doch gelte ebenso: „Ökumene klappt nicht auf Knopfdruck. Entscheidend ist die innere Haltung.“

Das Ökumenische Gemeindezentrum Frankenthal als Herz eines Stadtteils
Von einer besonders intensiven Form gelebter Ökumene berichteten Gemeindereferentin Annette Kabanow und Pfarrer Carsten Schulze, beide Seelsorger im Ökumenischen Gemeindezentrum Frankenthal, dem einzigen im Gebiet von Bistum und Evangelischer Landeskirche. Bereits vor dem II. Vatikanischen Konzil, so Schulze, habe es bei Christen in Frankenthal „Befremden“ ausgelöst, als in einem anderen Stadtteil eine katholische und eine evangelische Kirche unmittelbar nebeneinander gebaut worden seien. Deshalb hätten die Gemeinden den Beschluss gefasst, ein Ökumenisches Gemeindezentrum zu errichten, aus dem „das schlagende Herz des Stadtteils Pilgerpfad" geworden sei. Durch die vielen gemeinsamen Gruppen und Aktivitäten machten die Gemeindemitglieder die Erfahrung: „Ohne einander wären wir wesentlich ärmer.“ Kabanow und Schulze betonten, wie wichtig eine gute Kommunikation ist: „Wir schwätzen miteinander“. Als gelungenes Beispiel ihres Miteinanders erzählten sie von einer „gemeinsamen Feier der Osternacht“ im Jahr 2017, bei der die evangelische Gemeinde zur Mitfeier der katholischen Osternachtsliturgie eingeladen gewesen sei. Dabei habe man vor allem das Taufgedächtnis als beeindruckendes „Zeichen der bestehenden Einheit“ erlebt. 

Stolpersteine und Chancen für das ökumenische Miteinander
Neben den Vorträgen und Impulsen ließ der Studientag viel Raum für den Austausch der Teilnehmenden untereinander. Gefragt nach möglichen Stolpersteinen für die Ökumene vor Ort, betonten sie: „Die neuen Pfarreistrukturen erschweren das ökumenische Miteinander“. Ebenso wurde das „fehlende ökumenische Herzblut bei manchen Hauptamtlichen“ beklagt. Es wurden aber auch Chancen einer intensiveren Zusammenarbeit benannt: „Wir besinnen uns auf das Gemeinsame: Christus“, und „Wir bereichern uns gegenseitig und sprechen in der Öffentlichkeit mit einer Stimme.“

Text/Bild: Bistum Speyer