Montag, 06. Januar 2025

„Hinter die Horizonte gelangen“

 

Aufbrechen, Gewissheiten hinter sich lassen, sich Zweifeln aussetzen ­– Bischof Wiesemann feiert Pontifikalamt zur Erscheinung des Herrn.

Speyer. Zum Fest „Erscheinung des Herrn“ feierte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am 6. Januar ein Pontifikalamt im Dom zu Speyer. Das Fest „Erscheinung des Herrn“ beschreibt die menschliche Gegenwart Gottes in der Person von Jesus Christus, dem Kind in der Krippe. Das Hochfest ist allgemein auch als „Heilige Drei Könige“ bekannt. In seiner Predigt hob Bischof Wiesemann die Heiligen Drei Könige als Vorbilder hervor: „Glaube ist eine Kraft, um hinter die Horizonte dieser Welt zu gelangen.“

Warum habe Matthäus diese märchenhaft anmutende Geschichte an den Anfang seines Evangeliums gestellt, fragte Bischof Wiesemann zu Beginn seiner Predigt. Am Anfang berühre schon dieser Gegensatz: Einerseits Sterndeuter, Weise und Könige, die sich von der aufgehenden Sonne her aus unbekannten Ländern aufmachen und einem Stern folgen. Der Gegensatz dazu sei Jerusalem, wo die geballte Macht des Wissens säße. „Das aber nicht fähig ist zu einer positiven Reaktion, sondern zu einer inneren Abwehr dessen, was dort geschieht. Wissen allein genügt also nicht.“

Die Könige symbolisieren die Menschheit als Ganzes, wie in der Krippenkultur dargestellt, aus unterschiedlichen Erdteilen kommend. „Die Menschen mit den unendlichen Augen“ habe Pater Alfred Delp die Könige einmal genannt. Menschen, die „hinter die Horizonte schauen“. Menschen, die von einer positiven Vision in ihrem Leben geprägt seien – „`Aufbrecher´, die nicht stehen bleiben, erstarren, wie in Jerusalem, sondern suchen, gehen und den Stern nicht aus den Augen verlieren“, beschrieb Wiesemann.

Matthäus wolle uns sagen: „Glauben ist nicht einfach nur Wissen, glauben ist viel tiefer, ein Lebensakt.“ Dieser Akt sei verbunden mit dem Aufbrechen, Gewissheiten hinter sich lassen, sich Zweifel aussetzen, Hinauszugehen und zu wagen. Der Vision, dem Stern im Herzen immer weiter zu folgen und nicht einfach aufzugeben. „Glaube ist eine Kraft, um hinter die Horizonte dieser Welt zu gelangen. Menschen mit unendlichen Augen zu werden, sich nicht einfach bestimmen zu lassen von den Machtspielen der Welt.“

„In diesem Sinne sind die Könige für uns Vorbilder, wenn wir als `Pilger der Hoffnung´ in dieses Heilige Jahr hineingehen“, so Wiesemann. Zum Glauben gehöre das Suchen, Fragen, Ringen, aber immer auch das Weiterverfolgen der größeren Vision. Sich nicht von abschreckenden Realitäten beeindrucken zu lassen - das Kind zu finden. „Wo das Herz zur Ruhe kommt, stand der Stern still. Da kam das Herz zu seiner inneren Erfüllung. Da wusste es: Hier ist das Geheimnis Gottes. Das Geheimnis des Lebens offenbart im Kind von Bethlehem.“

Predigtmitschnitt zum Pontifikalamt zur Erscheinung des Herrn

Musikalisch gestaltet wurde der festliche Gottesdienst von der Capella Spirensis mit der Missa „Dies sanctificatus“ von Giovanni P. da Palestrina.

Text: is, Fotos: Klaus Landry