Mittwoch, 27. September 2023
Blick nach vorne

Die Pfarrei Hl. Kreuz in Winnweiler gibt die Kirchen St. Sebastian in Sippersfeld und St. Michael in Potzbach auf.
Die Pfarrei Heilig Kreuz Winnweiler trennt sich von zwei Kirchen
Winnweiler.Nach einem langen Prozess haben die Gremien der Pfarrei Heilig Kreuz entschieden, sich von den Kirchen St. Sebastian in Sippersfeld und St. Michael in Potzbach zu trennen.
„Diese Entscheidung ist Teil unseres Pastoralen Konzepts“ erklärt Pfarrer Carsten Leinhäuser. „Über fünf Jahre lang haben die Engagierten in unseren Gremien gemeinsam überlegt, wie wir unsere Pfarrei weiterentwickeln können. Als Kirche haben wir ja einen klaren Auftrag: Unseren Glauben an einen kompromisslos liebenden Gott zu stärken, zu feiern und zu leben. Füreinander da zu sein und Menschen in allen Facetten des Lebens zu begleiten und zu unterstützen. Das geht nur, wenn wir mutig und kreativ an die Sorgen und Nöte unserer Zeit rangehen.“ Aus diesen Gedanken heraus seien in den letzten Jahren wegweisende Projekte wie die Kleiderstube, das Café Helfende Hände und der Suppensamstag entstanden.
Neben der inhaltlichen Ausrichtung der Arbeit nimmt das Pastorale Konzept auch die (finanziellen) Ressourcen in den Focus. Angesichts immenser Kostensteigerungen und allgegenwärtiger Sparprozesse reichen die Mittel der Pfarrei schlichtweg nicht mehr aus, alle Kirchen zu erhalten. Würde sie das tun, wäre sie in weniger als 10 Jahren insolvent. Hinzu komme, so Leinhäuser, dass seit geraumer Zeit eine Infrastruktur aufrecht erhalten werde, welche weder gebraucht noch genutzt werde: „Mitte des letzten Jahrhunderts gab es einen gigantischen Boom in Sachen Kirchenbau. Seit etwa den ausgehenden 1980ern nehmen die Zahlen der Gottesdienstfeiernden jedoch wieder ab. Die Folge ist, dass wir heute Kirchengebäude betreiben, die jährlich tausende Euro verschlingen, jedoch kaum genutzt und erst recht nicht gefüllt werden.“ Es sei dringend an der Zeit, umzudenken und nachhaltig zu wirtschaften. Statt alle Ressourcen der Pfarrei in mehr oder weniger leere Gebäude zu stecken, sei zu klären, welche Gebäude und Kirchen tatsächlich gebraucht und betrieben werden können.
Mit der Erstellung eines Gebäudekonzeptes stellten sich die Pfarrgremien der Frage, welche (Kirchen)Gebäude für die pastorale Arbeit auch zukünftig wichtige Orte sein können und sollen. Mit Hilfe eines Fragebogens und nach vielen Gesprächen fiel in einem abschließenden Treffen eine erste Entscheidung zur Aufgabe von zwei Kirchengebäuden.
Aufgrund mangelnder Gottesdientsteilnehmer*innen wird die Kirche St. Sebastian in Sippersfeld schon seit einigen Jahren nicht mehr genutzt. Auch die Gottesdienste in St. Michael in Potzbach werden kaum noch besucht. Nach intensiver Abwägung beschlossen die Pfarrgremien und der Verwaltungsrat, diese beiden Kirchen zu schließen. In Potzbach werden noch die bis zum Ende dieses Jahres geplanten Gottesdienste gefeiert.
Der Verwaltungsrat der Pfarrei wird in einem nächsten Schritt auf die Verbandsgemeinde, die jeweiligen Ortsgemeinden, den Landkreis und auf verschiedene soziale Einrichtungen zuzugehen. Ziel ist es, zu prüfen, ob die Kirchengebäude einer sinnvollen sozialen / kommunalen Verwendung zugeführt werden können. Gelingt dies nicht, prüft der Verwaltungsrat einen möglichen Verkauf an private Interessenten: Beide Gebäude eignen sich grundsätzlich auch für eine Umnutzung und einen Umbau in (sicher etwas ungewöhnliche) Wohngebäude.
Weiterhin fordert der Verwaltungsrat die Diözese Speyer dazu auf, zwei Drittel der Verkaufserlöse einem Konto zur Sanierung und zum Unterhalt der (Kirchen-)Gebäude der Pfarrei zuzuführen. Ein Drittel der Erlöse wird dem jeweiligen Stiftungsvermögen der Kirchengemeinde zugeführt.
„Diese Entscheidung ist uns alles Andere als leicht gefallen“ berichtet Pfarrer Leinhäuser vom Entscheidungstreffen. „Natürlich tut es weh, liebgewonnene Glaubens- und Heimatorte aufzugeben. Gleichzeitig haben wir eine Verantwortung für die Generationen, die nach uns kommen und im besten Fall eine lebendige und handlungsfähige Kirche vorfinden. Darum haben wir unseren Mut zusammengenommen und schauen jetzt nach Vorne. Im Wissen darum, dass dies nur ein erster Schritt war. Dass in den nächsten Jahren wohl noch weitere Entscheidungen vor uns stehen werden.“
Text/Foto: Pfarrei Heilig Kreuz Winnweiler