Donnerstag, 04. April 2019

Warum Kirche wichtig ist

Das deutschland weite Symbol der katholischen Polizeiseelsorge. 

Fachtag der Abteilung „Besondere Seelsorgebereiche“ in der Bereitschaftspolizei Enkenbach- Alsenborn beschäftigt sich mit dem Thema „Rechtspopulismus“

Enkenbach-Alsenborn. Kirche an anderen Orten - das kennzeichnet die Abteilung „Besondere Seelsorgebereiche“ mit ihren verschiedenen Feldern wie Krankenhaus-, Gefängnis-, Polizei- und Notfallseelsorge, Telefon- und Internetseelsorge, Hospiz- und Trauerseelsorge und Seelsorge für Menschen mit Behinderung. Zum dritten Mal trafen sich daher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung zu einem Fachtag an einem dieser „Andersorte“ – dieses Mal in der Bereitschaftspolizei Enkenbach-Alsenborn. Die Notwendigkeit kirchlichen Engagements in unserer Gesellschaft war dabei eine zentrale Botschaft dieses Tages.

Der Vormittag widmete sich dem Schwerpunktthema „Rechtspopulismus“. Referent für diesen Teil des Tages war Luis Caballero, Sozialwissenschaftler in Mainz. Er arbeitet und veröffentlicht zu den Themen Rechtspopulismus, extreme Rechte, Antisemitismus, Rassismus und Demokratietheorie und ist Teil der Forschungsgruppe Rechtspopulismus in Rheinland-Pfalz. Caballero stellte in seinen Ausführungen Merkmale, ideologische Ursprünge und Erscheinungsformen des Rechtspopulismus als Schnittstelle zwischen Rechtskonservativismus und extremer Rechten dar und machte deutlich, wie dieser durch seine hohe Diffusität eine Projektionsfläche für ganz verschiedene gesellschaftliche Interessen und Bedürfnisse bieten könne. Dabei seien autoritäre Politikkonzepte, eine Einschränkung demokratischer Grundstrukturen, die Relativierung eines pluralen Denkens und die Ausschließlichkeit  konservativer traditioneller Familienleitbilder kennzeichnend. Caballero wies angesichts dieser Entwicklungen auf die Notwendigkeit eines breiten demokratischen Konsenses in Politik und Gesellschaft hin, in deren Mittelpunkt die Gleichheit aller Menschen, wie sie im Artikel 1 des Grundgesetzes formuliert ist, steht. Die christlichen Kirchen hätten hier eine besondere Aufgabe, in dem sie gegen jede Form nationalistischer Tendenzen der Abgrenzung und Ausgrenzung Position zu beziehen hätten – in Deutschland, in Europa, aber auch weltweit.

Nach dem Mittagessen in der Kantine der Bereitschaftspolizei gab es die Möglichkeit, sowohl in Form eines Speed Datings mit verschiedenen Polizeibeamtinnen und -beamten des Landes Rheinland-Pfalz ins Gespräch zu kommen, als auch einzelne Bereiche der Liegenschaft bei einem Rundgang kennenzulernen. Dabei konnten die Mitarbeitenden der Abteilung Einblick in die besonderen und oft gefährlichen Herausforderungen der Polizeiarbeit gewinnen – wie etwa durch den Einsatz von Schusswaffen, bei Einsätzen im Rahmen von Demonstrationen und Abschiebungen sowie durch die nicht planbaren Arbeitszeiten.

Schon in ihrer Begrüßung am Morgen hatten Kriminaldirektor Jürgen Traub, Leiter der Abteilung Bereitschaftspolizei, sowie sein Stellvertreter Kai Süßenbach, auf die notwendigen Kompetenzen und eine „moralische Imprägnierung“ von Polizistinnen und Polizisten im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildung hingewiesen und betonten die hohe Wertschätzung, die gerade die kirchliche Seelsorge im Rahmen der Polizeiarbeit erfährt.  

Der Tag war vorbereitet und organisiert von Polizeiseelsorger Patrick Stöbener. Gemeinsam mit seiner evangelischen Kollegin von der Evangelischen Kirche der Pfalz, Pfarrerin Anne Henning, konnten sie den Rahmen des Fachtags auch nutzen, um die Kolleginnen und Kollegen über ihre Aufgabenbereiche und die besonderen Herausforderungen einer Seelsorge für Polizeibeamtinnen und –beamte und deren Führungskräfte zu informieren. Beide machten deutlich, dass Polizeiseelsorge – auch im Blick auf die Außenwahrnehmung – nicht mehr anders als ökumenisch denkbar ist. Deutlich wurde dies auch durch die Anwesenheit einiger Mitglieder des Ökumenischen Beirates der Polizeiseelsorge beider Kirchen, die den Nachmittag mitbegleiteten.

In der Abschlussrunde am Ende des Tages waren die Teilnehmenden beeindruckt und äußerten großen Respekt gegenüber der Arbeit der Polizei – gerade angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Veränderungen. Gleichzeitig stimmte die hohe Relevanz von Rechtspopulismus sehr nachdenklich und machte deutlich, wie wichtig auch die Auseinandersetzung innerhalb der Kirche mit diesem Thema ist.

Text: Susanne Laun/Logo: Polizeiseelsorge