Freitag, 24. März 2017
„Die Sozialen Sicherungssysteme solidarisch und zukunftsfähig gestalten“
Landesdelegiertentagung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmerorganisationen mit Prof. Stefan Sell – Sozialwahlen 2017 im Blick: Aufruf der Bischöfe
Mainz / Kaiserslautern. Zur ihrer Jahreshauptversammlung trafen sich die Delegierten der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmerorganisationen (ACA) in Rheinland-Pfalz, bestehend aus den Diözesanverbänden von Katholischer Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und Kolpingwerk der Bistümer Limburg, Mainz, Trier und Speyer, im Mainzer Kolpinghaus. 30 Delegierte und Gäste konnte der Landesvorsitzende Martin Plail, Bitburg, begrüßen.
Referent des Studienteils war der Sozialwissenschaftler und Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Stefan Sell vom Rhein-Ahr-Campus Remagen der Hochschule Koblenz, der zum Kernthema der ACA sprach: „Die sozialen Sicherungssysteme solidarisch und zukunftsfähig gestalten“. Sell ist Träger des Regine-Hildebrandt-Preises 2016. Er zeigte auf, wo die demographischen und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen für die Sozialsysteme liegen, beurteilte kritisch die politischen Entscheidungen, u.a. zur Rentenreform um die Jahrtausendwende, und zeigte Wege auf, wie die sozialen Sicherungssysteme zukunftsfähig gemacht werden können, und die Rente so gestaltet werden kann, dass sie für alle, auch Geringverdiener, „auskömmlich“ ist. Er sprach sich für den Erhalt der umlagefinanzierten Rente aus. Im Rentenmodell der katholischen Verbände sieht er gute Ansätze verwirklicht, aber noch Entwicklungsbedarf.
Altersarmut vermeiden und überwinden
Die Vermeidung bzw. Überwindung der Altersarmut sowie die Wiedereinführung der paritätischen Finanzierung in der gesetzlichen Krankenversicherung (gleicher Beitragssatz für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber) sind für die Verbände der ACA von zentraler Bedeutung, wie Martin Plail in seinem Rechenschaftsbericht hervorhob. Diese Schwerpunkte fänden auch ihren Niederschlag in der Arbeit der Mandatsträger von Kolping und KAB in den Gremien der Sozialversicherungsträger, der Gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, der Berufsgenossenschaften und Deutschen Rentenversicherung (Bund und Land).
Schwerpunkt Sozialwahlen 2017
Die Vorbereitung der Sozialwahl 2017, so Plail weiter, sei der Schwerpunkt der Arbeit des Landesvorstandes in den zurückliegenden zwei Jahren gewesen. Dabei sei es vor allem darum gegangen, genügend Frauen und Männer aus den Mitgliedsverbänden zu finden, die sich bereiterklärten, eine Aufgabe als Mandatsträgerinnen und Mandatsträger in den Verwaltungsräten von AOK Rheinland-Pfalz / Saarland, IKK Südwest und Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz zu übernehmen. Bei den genannten Sozialversicherungsträgern konnten vollständige Kandidatenlisten eingereicht werden. Um eine „Friedenswahl“ zu erreichen, eine Wahl ohne Wahlhandlung bei Vorliegen nur eines Wahlvorschlags, sei die ACA Listenverbindungen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund bei AOK, IKK und DRV eingegangen. Martin Plail lobte die faire und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem DGB-Landesverband Rheinland-Pfalz, namentlich mit dessen Vorsitzendem Dietmar Muscheid.
Der Geschäftsführer des Landesverbandes, Martin Mohr, Limburg, wies auf weitere Aspekte im Berichtsjahr hin: So bildeten die Vernetzung der Mandatsträger durch Informationsaustausch sowie die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit nach innen und außen wichtige Arbeitsschwerpunkte. Die Kassenprüfer bestätigten einen sachgemäßen Umgang mit den Finanzmitteln, so dass die Delegierten dem Landesvorstand die Entlastung erteilten.
Wahlaufruf der deutschen Bischöfe zu den Sozialwahlen
Die stellvertretenden Landesvorsitzenden Michael Kercher (KAB), Mutterstadt, und Thomas Bettinger (Kolping), Kaiserslautern, verwiesen auf den Wahlaufruf der deutschen Bischöfe zu den Sozialwahlen: Die Bischöfe unterstützen darin die ACA, wörtlich heißt es: „Die Kandidatinnen und Kandidaten aus den drei christlichen Sozialverbänden verfolgen das Anliegen, christliche Werte in die Entscheidungen der Sozialversicherungsträger einzubringen. Sie treten ein für die Solidarität der Jungen mit den Alten, der Gesunden mit den Kranken und der Leistungsstärkeren mit den Leistungsschwächeren. Als Christinnen und Christen haben wir Entscheidendes beizutragen, wenn es um die Mitgestaltung der sozialen Sicherungssysteme geht: die Orientierung am Wohl und der Würde des Einzelnen – ohne Ansehen der Person, die Sorge um gerechte Strukturen und die Stärkung der sozialen Selbstverwaltung als Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung.
Martin Plail teilte mit, dass bei der DRV Saarland Urwahlen stattfinden. Die ACA kandidiere dort mit einer eigenen Liste. Er rief die Verbände von Kolping und KAB in den Diözesen Trier und Speyer auf, die ACA im Saarland zu unterstützen. Die Delegiertenversammlung rief abschließend alle Bürgerinnen und Bürger auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und damit Demokratie und soziale Selbstverwaltung zu stärken.
Text: Kolping
