Freitag, 11. September 2015
Umweltenzyklika des Papstes im Mittelpunkt
Rund 200 Gäste beim Willi-Graf-Empfang in Saarbrücken - Bischof Wiesemann referiert über "Laudato Si"
Saarbrücken. „Laudato si“, die jüngste Enzyklika von Papst Franziskus, war diesmal das Thema des alljährlichen Willi-Graf-Empfanges der Katholischen Kirche im Saarland. Der Bischof von Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann stellte das Schreiben des Papstes vor und arbeitete die wesentlichen Grundzüge seiner ökologischen und zugleich sozialen Botschaft an alle Menschen heraus.
Rund 200 Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft waren der Einladung des Katholischen Büros Saarland zum jährlichen Austausch gefolgt. Prälat Dr. Peter Prassel, der Leiter der Kontaktstelle der Bistümer Speyer und Trier zur saarländischen Politik ,begrüßte in der Aula der Willi-Graf-Schulen neben den Bischöfen Dr. Stephan Ackermann und Dr. Karl-Heinz Wiesemann die kommissarische Landtagspräsidentin Isolde Ries, Ministerin Monika Bachmann, weitere Mitglieder der Landesregierung und des Parlamentes, Vertreter der Evangelischen Kirche und der jüdischen Gemeinde sowie zahlreiche Vertretungen aus gesellschaftlichen Gruppen. Wie in den letzten Jahren übernahm das Blechbläserquintett des Landespolizeiorchesters Saarland die musikalische Gestaltung des Abends.
Begonnen hatte der Empfang mit einem festlichen Gottesdienst in der Basilika St. Johann mit den Bischöfen Ackermann und Wiesemann, gemeinsam mit Weihbischof Robert Brahm, den Generalvikaren Dr. Georg Bätzing und Dr. Franz Jung, Dechant Benedikt Welter, Ortspfarrer Eugen Vogt und Prälat Prassel.
Papst Franziskus habe mit seinem Schreiben eine „ganzheitliche Analyse der Umweltproblematik“ vorgelegt, sagte Wiesemann. Der Papst zeige, dass ein „wirklich ökologischer Ansatz“ sich immer in einen „sozialen Ansatz“ verwandelt muss, „um die Klage der Armen ebenso zu hören, wie die Klage der Erde“. Für den Papst seien die Fragen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung mit der sozialen und globalen Ungerechtigkeit untrennbar verbunden. Der Klimawandel könne Europa noch „ganz andere Flüchtlingsströme bescheren“, verwies Bischof Wiesemann auf ein aktuelles Beispiel für diesen Zusammenhang. Für den Papst gehörten „ökologisches Gespür“ und der konsequente Einsatz für den Schutz menschlichen Lebens zusammen. Man müsse nicht an Gott glauben um seinen Nächsten zu lieben und die Natur mit Respekt zu behandeln. Aber wenn man ein gläubiger Mensch ist, so mache der Papst deutlich, „dann werden die Ökologie des Menschen und der Umwelt zu einem Imperativ. Beide gehören untrennbar zusammen“. Alle seien aufgefordert ihr Möglichstes zu tun; eine wichtige Rolle spiele dabei Erziehung und Bildung in der die Ganzheitlichkeit wieder mehr in den Blick rücken müsse. Es gelte das Bewusstsein für eine „universale Geschwisterlichkeit“ zu fördern bei der die Menschen als Schwestern und Brüder im „gemeinsamen Haus“ wohnen, in Verantwortung vor dem Schöpfer. Als Beispiele für eine Sensibilisierung in diesem Sinn benannte Wiesemann den Ökumenischen Tag der Schöpfung und den Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit zum Weltklimagipfel in Paris.
Ministerin Bachmann bezeichnete die Enzyklika als „ökologische, soziale und ökonomische Bestandsaufnahme“, die eine Orientierungshilfe biete für eine Welt, in der alles zusammenhänge. Das Schreiben sei ein Appell und eine Aufforderung zum Handeln. Der Papst wolle sich einmischen und das sei gut so. „Wir sollen Verantwortung für die Schöpfung übernehmen“, sagte Bachmann: „Dazu müssen wir den Blick für das Ganze wieder gewinnen und dürfen uns den Blick nicht verstellen lassen durch Egoismus oder blinden Fortschritt“. Das Plädoyer des Papstes zeige, dass Entwicklungsgerechtigkeit und globale Solidarität, Umwelt- und Klimapolitik eine ganzheitliche Aufgabe seien. In diesem Sinn seien alle gefordert ihren Beitrag zu leisten, global zu denken und regional zu handeln.
Bischof Ackermann dankte der Ministerin für die positive Aufnahme des päpstlichen Schreibens, das in der Welt eine große Resonanz gefunden habe. Papst Franziskus sei wieder ein „sehr politischer Papst“, der sich auch der politischen Diskussion aussetze, sagte Ackermann und zitierte den Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Wer fromm ist, muss auch politisch sein“.
Text/Foto: Bistum Trier