Freitag, 29. August 2025
Zu Fuß durch zwei Jahrtausend
Ständige Diakone des Bistums zu Gast in der alten Bischofsstadt Worms
Worms. Es war ein „Sprung über den Gartenzaun“: Worms, eine der ältesten Städte Deutschlands, grenzt – nördlich – direkt an das Bistum Speyer. Dabei war die heute 86.000 Einwohner zählende Stadt in Rheinhessen selbst über „anderthalb“ Jahrtausende eigenständige Diözese und Bischofssitz. Wie sehr der Geist der Geschichte in des „Reiches alter Stadt“ auch heute noch weht, davon konnten sich die Ständigen Diakone des Bistums Speyer bei ihrem Jahrestreffen überzeugen. Diakon Helmut Weick hatte unter dem Motto „Zu Fuß durch zwei Jahrtausend“ eine interessante Führung durch seine Heimatstadt vorbereitet.
Die Gruppe – darunter auch einige Ehefrauen – erlebte auf Schritt und Tritt den Charme einer geschichtsträchtigen, aber auch zukunftsfähigen Stadt. Eine Stadt, deren Einwohnerzahl kontinuierlich wächst. An der Schnittstelle zwischen dem Rhein-Neckar-Raum und dem Rhein-Main-Gebiet gelegen, bietet die gute infrastrukturelle Anbindung Entwicklungs-Perspektiven, wie Diakon Helmut Weick bereits zu Beginn des Rundganges aufzeigte.
Dabei könne Worms – in römischen Zeiten noch „Wormatia“ genannt – mit vielen werbewirksamen Attributen punkten: Als Stadt der Nibelungen, als Dom- und Lutherstadt oder auch als Stadt der Reichstage. Das „Wormser Konkordat“ von 1122 und das „Wormser Edikt“ von 1521, bei dem sich Martin Luther vor Kaiser und Reich verantworten musste, sind herausragende Ereignisse der Kirchengeschichte.
Die Diakone durften in Worms erleben, wie sehr hier die Religionen und Konfessionen über 2000 Jahre das Leben miteinander geteilt haben. Der Rundgang nahm seinen Auftakt im katholischen Dom St. Peter. Die imposante Kathedrale ist untrennbar mit dem Namen des Wormser Bischofs Burchard verbunden. Sie wurde 1018 im Beisein von Kaiser Heinrich II. geweiht. Die Wormser Dompfarrei feiert derzeit den 1000-Todestag Burchards, der sein Bistum von 1000 bis 1025 leitete. Burchard zählt zusammen mit den Wormser Bischöfen Rupert und Amandus zu den herausragenden Persönlichkeiten der frühen deutschen Kirchengeschichte. Der profilierte Kirchenrechtler kompilierte den „Liber decretum“ und führte seine Stadt und seine Diözese zu großer Blüte. Im Dom beeindruckten vor allem der wertvolle Hochaltar von Balthasar Neumann, die Steinkunst der Wormser Dombauhütte und die Krypta, Grabstätte der Salier.
Weitere Stationen des Rundganges waren die evangelische Magnus- und die Dreifaltigkeitskirche am Marktplatz sowie das „Lutherdenkmal“, das als weltweit größtes Reformationsdenkmal gilt. Anschließend führte der Weg zum „Heiligen Sand“, dem ältesten und größten jüdischen Friedhof in Europa und weiter in die jüdische Synagoge – beides Zeugen der reichen jüdischen Stadtgeschichte und mittlerweile auch UNESCO-Weltkulturerbe.
Am alten St. Martins-Stift gönnte sich die Gruppe eine Rast und ließ den eindrucksvollen Tag danach direkt am Wormser Floßhafen in der Gaststätte „Altes Ruderhaus“ gemütlich mit einem Blick auf den Rhein und einem gediegenen Abendessen ausklingen.
Text: wek