Mittwoch, 16. August 2023

Marienverehrung lässt Glauben wachsen

Ordinariatsdirektorin Christine Lambrich. 

Ordinariatsdirektorin Christine Lambrich predigt bei Marienfeier

Speyer. „Mit Maria schaut man auf alle Frauen“, sagte Ordinariatsdirektorin Christine Lambrich bei ihrer Predigt in der Marienfeier am Abend des Festes Mariä Himmelfahrt im Dom zu Speyer. Marienfeste zeigten "die weibliche Seite unseres Glaubens". Lambrich verwies darauf, dass Frauen sich in vielfältiger Weise für und in der Kirche engagierten. Ohne sie sei vieles nicht möglich, deshalb sei es unverständlich, „dass die Achtung gegenüber Frauen, die sich in der Kirche engagieren, nicht überall als selbstverständlich erachtet wird“. Eine zeitgemäße Marienverehrung könne einen gewaltigen Schub für Frauen in der Kirche geben und damit zum Gewinn für alle werden. „Denn wer Maria eine echte Wertschätzung entgegenbringt, der kann Frauen nicht geringachten.“

Lambrich beschrieb die Entwicklung der Marienverehrung in der Kirche und ergänzte „Maria hat nach biblischem Zeugnis auch selbst erkannt, welche Stellung ihr zukam und diese lebte sie auch aktiv aus.“ So habe sie bei der Hochzeit zu Kana die Menschen dazu aufgefordert, gemäß den Worten Jesu zu handeln. „Maria verweist auf ihn und nimmt hier eine Brückenfunktion ein. Sie ist die Verbindung zwischen Lehre und Glaubenspraxis“ sagte Lambrich.

Durch ihr JA zu Gottes Plan und ihren unerschütterlichen Glauben durch alle Schwierigkeiten hindurch sei Maria ein Vorbild für die Menschen denn „viele Menschen sehnen sich danach, glauben zu können oder einen festeren Glauben zu bekommen.“

Maria sei aber nicht nur Vorbild sondern Urbild im Glauben. Das bedeute „Maria ist typisch für das, was Kirche ist, und zwar im Blick auf die ganze Gemeinschaft als auch im Blick auf jeden einzelnen Christen und jede einzelne Christin. An Maria können wir ablesen, was uns allen einmal blühen wird. Uns ist dasselbe zugesagt wie Maria. Sie ist die Ersterlöste der ganzen Menschheit. Sie wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Das heißt, der ganze Mensch, nicht nur seine Seele, wird einmal den offenen Himmel sehen, sondern wir werden mit unserer ganzen Geschichte, mit unseren Erlebnissen und Erfahrungen die Nähe Gottes erfahren, an der Seite Marias. Maria ist somit das Symbol für den erlösten Menschen. In Maria feiern wir unsere Erlösung. Sie ist schon das, was wir als Erlöste einmal sein werden“, formulierte Lambrich.

Zudem sei Maria dem Menschen auch auf andere Weise ganz nahe. Sie sei „schon immer als jemand wahrgenommen“ worden, zu dem man sich flüchten konnte, als Fürsprecherin und jemand, der einem Schutz bot – dargestellt und beschrieben als Schutzpatronin mit einem großen Mantel.

„Offenbar haben sich über all‘ die Jahrhunderte die Gläubigen gerne auf Maria eingelassen, sich ihr geöffnet, sind unter ihren Mantel geschlüpft und konnten ihr ihr Leid klagen und das Herz ausschütten. Von Seiten des Lehramts, das die Marienverehrung zwar förderte, wurde immer wieder darauf geachtet, dass die Marienverehrung sich nicht in falsche Richtungen entwickelte, dass sie etwa als Göttin betrachtet wird. Aber die Verehrung im Volk ließ nicht nach. Immer wollte man Maria nahe sein und daraus neue Kraft schöpfen“, erklärte Lambrich und forderte dazu auf: „Feiern wir unser Patronatsfest, feiern wir gerne Marienfeste. Sie zeigen uns auch die weibliche Seite Gottes. Eine lebendige und intensive Marienverehrung lässt Glauben wachsen und kommt uns allen zu Gute, nicht nur den Frauen.“

An die Marienfeier im Dom, die Dompfarrer Matthias Bender leitete, schloss sich die stimmungsvolle Lichterprozession durch den Domgarten an.  Die musikalische Gestaltung hatte der Chor der Domgemeinde übernommen. Den Schlusssegen nach der Prozession vor dem Dom spendete Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann.

Die Predigt von Ordinariatsdirektorin Christine Lambrich als pdf

Fotos: Klaus Landry