Dienstag, 23. Juni 2015
„Laudato si“ - Lobpreis Gottes mit Körper, Geist und Seele
Fußwallfahrt im Geist des Heiligen Franziskus führt vom Kloster Blieskastel zum Geistlichem Zentrum Maria Rosenberg – Unterschiedliche Reaktionen auf betende und singende Pilger
Waldfischbach-Burgalben (23.06.2015). Was ist der richtige Ort, um eine Enzyklika zu lesen? Am Schreibtisch in konzentrierter Haltung? Im Sessel bei einer Tasse Kaffee? Im Fall der neuen Enzyklika „Laudato si“ gibt es eine bedenkenswerte Alternative: Rein in die Wanderschuhe und raus in die Natur, eintauchen in Gottes schöne, aber vielfach auch bedrohte Schöpfung. Die rund 35 Pilger, die sich am Samstag (20. Juni) auf den Weg von Blieskastel zum Maria Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben machten, begegneten der Natur und dem Text mit allen Sinnen. Während beim Gehen einzelne Abschnitte der Enzyklika vorgelesen wurden, hörten sie die Vögel, blickten über Felder und Wiesen und spürten den Wind.
„Eine Fußwallfahrt ist nicht einfach eine Wanderung, sondern eine geistliche Unternehmung“, betonte Pfarrer Volker Sehy, als sich die Pilger morgens um 6 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kapelle des Wallfahrtsklosters Blieskastel versammelten. Die Gläubigen seien bei einer Wallfahrt nicht nur für sich unterwegs, sondern für alle, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und nach Gott sind. „Der Tag soll uns Mut machen, zu unserer ursprünglichen Berufung zurückzukehren: Gott zu loben und zu preisen“, erklärte Pater Rafael Lotawiec von den Franziskaner-Minoriten. Die Liebe zu den Menschen und zur Natur, die Liebe zur Kirche und zur Heiligen Schrift gehörten zusammen. Dieses Bewusstsein sei von Beginn an ein Markenzeichen der franziskanischen Bewegung gewesen. Nach einer kurzen Andacht brach die Gruppe auf, die steile Schlosstreppe hinunter und vorbei an Jugendlichen, die beim Blieskasteler Altstadtfest bis ins Morgengrauen gefeiert hatten. Sie reagierten mit einer Mischung aus Überraschung und Verwunderung auf die Pilger, die hinter einem einfachen Baumkreuz an der Spitze betend und singend an ihnen vorbeizogen - eine Reaktion, die sich an diesem Tag noch häufiger wiederholte. Viele Menschen blieben stehen und unterbrachen für einen Moment ihr Tun, sei es beim Einkauf, bei Gesprächen oder bei der Gartenarbeit. Manche reagierten belustigt, andere grüßten freundlich, doch unbeachtet blieb die Pilgergruppe so gut wie nie.
Mit franziskanische Einsichten und Liedern gemeinsam auf dem Weg
Der Pilgerweg führte über die Höhen zunächst nach Contwig. Unterwegs boten sich schöne Ausblicke, zum Beispiel zum Kloster Hornbach. Auch den einen oder anderen Schauer galt es auszuhalten. Unterwegs wechselten Gebete und Lieder mit Zeiten der Stille, der Lesung und des Gesprächs. Der franziskanische Geist war an diesem Tag auf vielfältige Weise erfahrbar, unter anderem im Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi, auf den Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ mehrfach Bezug nimmt, wie auch beim Singen des gleichnamigen Liedes, begleitet von den Gitarrenklängen der Würzburger Studentengruppe „Franziskus“. Mit jeder Etappe vertiefte sich das Verständnis für die Erde als „gemeinsames Haus“, wie Papst Franziskus schreibt. Mit dem Heiligen Franz von Assisi nennt er sie eine „Schwester, mit der wir das Leben teilen, und eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt.“ Eindringlich seine Warnung: „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind. Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet. Seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns.“
Gestärkt durch Getränke und Obst in der Pfarrei St. Laurentius in Contwig, ging es durch das Schwarzbachtal weiter nach Thaleischweiler-Fröschen, wo die Pilger von Mitgliedern der Pfarrei St. Margaretha empfangen und verpflegt wurden. Hier war am Wegesrand die Meisenbacher Cyriakus-Kapelle zu entdecken. Die heute nur noch als Ruine erhaltene gotische Kapelle wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert vom Kloster Hornbach errichtet und war bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ein beliebter Wallfahrtsort.
Zum Glockengeläut der Wallfahrtskirche auf Maria Rosenberg kam die Gruppe kurz vor 19 Uhr an ihr Ziel. In der Gnadenkapelle feierten die Pilger Gottesdienst und damit den Abschluss eines Tages, „an dem wir gezeigt haben, wer wir als Christen sind, und an dem wir immer mehr zum Leib Christi geworden sind“, wie Volker Sehy betonte. Hinter den Pilgern lag zu diesem Zeitpunkt eine Wegstrecke von rund 40 Kilometern, teilweise schmal und beschwerlich, teilweise bequem und aussichtsreich - so abwechslungsreich und vielfältig wie die Wege des eigenen Lebens.
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Text/Foto: is