Donnerstag, 29. Februar 2024
"Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!"
Eindrücke vom Nardinitag 2024 in Pirmasens
Pirmasens. „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde.“ Unter dieses Wort des Apostels Paulus aus dem Ersten Korintherbrief stellte Erzbischof Vincent Dollmann von Cambrai seinen geistlichen Vortrag beim Nardinitag am 27. Januar 2024 in Pirmasens. Der aus dem Elsass stammende gebürtige Dollmann, vormaliger Weihbischof in Straßburg und seit 2018 Erzbischof von Cambrai in Nordfrankreich, bezeichnete die Verkündigung des Evangeliums als die dringendste Mission für die Kirche heute. Dollmann war mehrfach als Vertreter der französischen Bischöfe bei der deutschen Bischofskonferenz zu Gast und ist daher auch mit der kirchlichen Situation in Deutschland gut vertraut.
Vor 70 Priestern des Bistums Speyer und Ordensschwestern der von Paul Josef Nardini begründeten Mallersdorfer Schwestern ermutigte Dollmann in seinem in deutscher Sprache gehaltenen Vortrag zu neuen Wegen in der Verkündigung der Frohen Botschaft. Diese sei nicht allein der Auftrag der Priester, sondern aller Getauften. Die Verkündigung von Gottes Wort, so der Erzbischof, solle durch alle Menschen in der Gemeinde und in allen Handlungsfeldern der Kirche hörbar werden und nicht eine Aufgabe von wenigen Spezialisten sein. Die besondere Situation in Frankreich, in der ein strenger Laizismus die Kirche seit mehr als hundert Jahren vor besondere Herausforderungen stelle, habe schließlich auch neue Initiativen zur Neuentdeckung und Neuerschließung der göttlichen Botschaft hervorgebracht. In jeder der Diözesen seien auf Anregung der französischen Bischofskonferenz Projekte zur Evangelisierung angestoßen worden, in denen oft ehrenamtliche Teams nach neuen Wegen der Verkündigung suchten. Der erste Zugang dabei müsse stets die Veränderung von Personen sein, nicht die Reform von Institutionen. Zentral für eine solche Veränderung sei unter anderem die Vertiefung des geschwisterlichen Geistes im Gottesdienst, ohne den das Wort Gottes nur Oberfläche bleibe. Hierzu könne aus der Erfahrung in seiner Diözese eine Stärkung des Stundengebets in den (auch sonntags oft priesterlosen) Gemeinden dienen, aber auch eine stärkere Einbindung der Eltern in die religiöse Erziehung der Kinder und Jugendlichen bei der Sakramentenkatechese vor Kommunion und Firmung. Angesichts fehlender Nachhaltigkeit und fehlender Unterstützung durch Familie und Gesellschaft sei gerade hier ein grundsätzliches Umdenken unvermeidlich. Statt nur die Kinder und Jugendlichen in den Blick zu nehmen, müsse Sakramentenkatechese künftig auch die schon erwachsenen, aber oft distanzierten, Mitglieder der Familien ansprechen. Schließlich habe es sich in der Diözese Cambrai als hilfreich erwiesen, auch traditionelle Elemente der Volksfrömnmigkeit wieder stärker wertzuschätzen und neu fruchtbar zu machen, etwa Wallfahrten und Prozessionen.
An den Vortrag schloss sich eine offene Fragerunde an, in der zahlreiche Teilnehmer von eigenen – oft schwierigen, manchmal frustrierenden, aber auch positiven - Erfahrungen in der Verkündigung berichteten. Der Vorsitzende des Klerusvereins im Bistum Speyer, Dekan Michael Kapolka, dankte Erzbischof Dollmann für seinen anregenden Vortrag.
Dem Vortrag und dem gemütlichen Beisammensein vorangegangen war eine Andacht zur Todesstunde des Seligen Paul Josef Nardini an seinem Grab. Die Oberin des Pirmasenser Konvents der Mallersdorfer Franziskanerinnen, Sr. M. Roswitha Schmid, erinnerte an die letzten Tage und Stunden des Seligen und lud die versammelten Priester, Ordensleute und Pirmasenser Gemeindemitglieder zum gemeinsamen Gebet ein.
Text: Kaplan Stefan Häußler und Pfarrer Peter Heinke