Mittwoch, 29. Januar 2025
„Als Kirche Hoffnung in die Welt tragen“

v.l.n.r.: Diözesanökonom Peter Schappert, Generalvikar Markus Magin, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Felix Goldinger (Stabsstelle Innovation & Transformation) © Bistum Speyer
Bistum Speyer gibt Einblicke in umfangreiche Strukturreform und stellt Haushaltsplan 2025 vor – Weitere Schritte in der Bekämpfung sexuellen Missbrauchs – Neue Stabsstelle Innovation & Transformation sendet Pioniere aus und setzt auf Kirche als „lebendige Gemeinschaft“ für eine vielfältige Gestaltung kirchlichen Lebens
Speyer. „Als Kirche Hoffnung in die Welt tragen“ – dieser Gedanke, geprägt durch das Motto des Heiligen Jahres, begleitet die Diözese in vielfältigen Entscheidungsprozessen und Meilensteinen im Jahr 2025, die in der diesjährigen Pressekonferenz am 29. Januar vorgestellt wurden. Neben Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Generalvikar Markus Magin stellten Diözesanökonom Peter Schappert und Felix Goldinger, Leiter der Stabsstelle Innovation & Transformation, wichtige Entwicklungen innerhalb des Bistums Speyer vor.
Wahlaufruf: Aufstehen für Menschenwürde und Demokratie
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann blickte zu Beginn der Pressekonferenz mit Sorge auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation: „Im Zugehen auf die Bundestagswahl am 23. Februar wird deutlich, wie Positionen wieder salonfähig werden, Begriffe wieder sagbar werden, Parteien Zulauf bekommen, welche die grundlegenden Werte unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens mit Füßen treten. Dies gilt vor allem für die AfD, die bekanntlich in mehreren Bundesländern als gesichert rechtsextrem eingestuft wird.“
Es sei an der Zeit, so Bischof Wiesemann, für Menschenwürde und Demokratie aufzustehen. Er verwies auf die gemeinsame Initiative „Aufstehen für“, die mit der Evangelischen Landeskirche der Pfalz gestartet wurde. „Wir appellieren an alle Wählerinnen und Wähler, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und mit ihrer Stimme dafür zu sorgen, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Staates gewahrt bleibt. Wir setzen uns dafür ein, dass nicht durch die Instrumentalisierung von Sorgen und Ängsten unsere Gesellschaft gespalten, sondern dass durch die Verbreitung von Hoffnung und Zuversicht unser Miteinander gestärkt wird.“
Strukturprozess „Ihr sollt ein Segen sein“
Auch mit Blick auf die Kirche in der Pfalz und Saarpfalz fällt auf, dass Hoffnung und Zuversicht dringend benötigt wird: Der Fakt, dass die Kirchen immer kleiner werden, hat Auswirkungen auf die Seelsorge-Struktur und das pastorale Handeln. Die Antwort des Bistums Speyer ist eine umfangreiche Pfarreistrukturreform, die im November 2024 gestartet ist. Die Diözese hat hierfür die Gläubigen dazu aufgerufen, sich an dem Prozess zu beteiligen und in verschiedenen Formaten Rückmeldung zu geben. Bis Ende 2025 soll die neue Struktur beraten und verabschiedet und in den darauffolgenden Jahren umgesetzt werden.
Generalvikar Markus Magin: „Der Prozess versteht sich als Versuch einer Antwort auf eine sich deutlich verändernde kirchliche und gesellschaftliche Landschaft. Denn wir sind überzeugt: Die christliche Botschaft bietet auch den Menschen unserer Zeit Halt und Orientierung in den vielfältigen Verunsicherungen, die das Leben der Einzelnen wie auch das Zusammenleben aller zutiefst prägen und bedrohen.“
Aktuelles zum Stand der Aufarbeitungsstudie
Am 08. Mai erwartet das Bistum Speyer die Veröffentlichung des erstens Teils der Aufarbeitungsstudie, die unter der Leitung von Prof. Dr. Sylvia Schraut an der Universität Mannheim durchgeführt wird. „Wir erhoffen uns von der Studie hilfreiche Erkenntnisse, um die Präventionsarbeit weiter auszubauen. Das unterstützt uns auf unserem Weg, sexuellen Missbrauch im Bistum Speyer zu bekämpfen“, so Generalvikar Magin.
In einer eigenen Pressekonferenz am 09. Mai wird die Diözese hierzu eine erste Stellungnahme abgeben.
Intervention, Aufarbeitung, Prävention und Betroffenenbeteiligung: In diesen Bereichen arbeitet das Bistum Speyer bereits langjährig auf unterschiedlichen Ebenen an der Bekämpfung sexuellen Missbrauchs. Neben den Institutionellen Schutzkonzepten, die jede Pfarrei, alle Einrichtungen des Bistums sowie die Abteilungen des Ordinariats erstellen, sind alle Mitarbeitenden verpflichtet, an Präventionsschulungen teilzunehmen und ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen. Dies gilt auch für alle Ehrenamtlichen, die im Bereich des Bistums mit Kindern, Jugendlichen und schutzbefohlenen Erwachsenen arbeiten.
Weiter sinkende Steuereinnahmen
Diözesanökonom Peter Schappert ging auf die weiter sinkenden Kirchensteuereinnahmen aufgrund der Kirchenaustritte ein und erläuterte bei der Vorstellung des Haushaltsplans 2025, dass die Möglichkeiten zum Handeln für die Diözese Speyer immer geringer werden. Wie aus dem Haushaltplan für 2025 hervorgeht, rechnet das Bistum in diesem Jahr mit Erträgen in Höhe von insgesamt 153 Millionen Euro. Die Gesamtausgaben des Bistums im Jahr 2025 werden auf 157 Millionen Euro sinken (2024: 164,7 Millionen). Der größte Teil der Ausgaben landet mit 53,6 Millionen Euro (41,9% des Gesamt-Haushaltes) bei den Kirchengemeinden. Für Kindertagesstätten hält das Bistum im Haushalt 2025 rund 12 Millionen Euro bereit (2024: 18,9) – für Schulen und Hochschulen 9,3 Millionen Euro (2024: 9,3). Weitere große Posten im Haushalt 2025 sind diözesane Pflichtaufgaben, wie die Instandhaltung von Gebäuden mit 22,1 Mio. Euro (17,4%) sowie der Caritasverband und die karitativen Fachverbände (11,3 Mio., 8,8%).
Pioniere sollen Segensorte gestalten
Die zurückgehenden finanziellen und personellen Ressourcen bedingen zwar die Notwendigkeit, Strukturreformen durchzuführen, bergen aber auch die Chance, Innovatives zu gestalten. Hierfür wurde die Stabsstelle Innovation & Transformation gegründet, deren Aufgabe darin besteht, Entwicklungsprozesse in gewachsenen Strukturen weiterzudenken und darüber hinaus neue Ideen zu fördern.
„Unsere Vision ist es, Kirche als lebendige Gemeinschaft, die sich in den Lebenswelten der Menschen entfaltet und zum Segensort wird, zu gestalten“, so Felix Goldinger, Leiter der neuen Stabsstelle. Hierfür wurden Menschen gesucht, die sich als Pioniere verstehen und neue Formen von Kirche entstehen lassen.
Darunter zählen innovative Gottesdienstformate, Gemeinschaften in besonderen Lebenssituationen oder spirituelle Orte außerhalb der klassischen Kirchenräume. Die Stabsstelle bietet den Pionieren fachliche Unterstützung und ermöglicht den Austausch untereinander. „Gemeinsam wollen wir Kirche sein, die offen ist, die inspiriert und die in ihrer Zeit lebendig bleibt – als Zeichen der Hoffnung und Gemeinschaft“, so Goldinger.
Freiwillige gesucht für weitere Pionierinitiativen
Die Idee, Kirche in die Lebenswelt der Menschen zu tragen, soll dabei nicht nur durch die hauptamtlichen Mitarbeitenden des Bistums verwirklicht werden: Die Stabsstelle ist zudem auch auf der Suche nach kreativen und mutigen Menschen, die bereit sind, ehrenamtlich neue Wege zu gehen und Kirche als Ort der Begegnung neu zu denken und zu gestalten. Neben der Vernetzung mit anderen Initiativen bietet, so Goldinger, die Stabsstelle auch Zugang zu Qualifizierungsangeboten, wie Schulungen und Coachings.
Präsentation Bistumshaushalt 2025
Aktuelles zur Aufarbeitungsstudie
Aktuelles zum Strukturprozess "Ihr sollt ein Segen sein"