Donnerstag, 15. Februar 2024

„Bewusst verzichten können, ist ein Akt der Freiheit“

Bischof Wiesemann bei der Ascheauflegung. © Klaus Landry 

Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Aschermittwoch

Speyer. Am Abend des Aschermittwochs feierte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Dom zu Speyer ein Pontifikalamt mit Vesper. Dieser Gottesdienst mit der Austeilung des Aschenkreuzes markierte den Beginn der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern.

„Bewusst verzichten können, ist ein Akt der Freiheit“, sagte Bischof Wiesemann in seiner Predigt. Er warb dafür, in der Fastenzeit durch Beten, Fasten und Almosen eine neue „Freiheit der Kinder Gottes“ zu erlangen, die dann in der Osterfreude ihre Erfüllung finde. Neben dem Fasten, ist das Gebet das „wichtige Hilfsmittel für die geistige Erneuerungszeit, die uns jedes Jahr neu geschenkt wird“, so Wiesemann. Der Speyerer Bischof sagte wörtlich: „Das Gebet, das den Betrieb und das Laute unseres Lebens immer wieder unterbricht, stellt uns in der Stille vor den Herrn und den Schöpfer unseres Lebens.“ Und auch in der dritten Weise zeigt, dem Almosen geben, zeigt sich die österliche Bußzeit. Am Notleidenden nicht vorbeizugehen, heißt eine „innere Solidarität“ zu leben, „das Herz zu öffnen, das Brot miteinander zu teilen, heißt das Leben miteinander teilen,“ so Bischof Wiesemann. Darin stecke eine Vision des Gemeinsamen, in der der Friede und das Miteinander gelingen kann. „Wir alle wissen, wie wesentlich das für unsere Welt ist,“ so Wiesemann.

Wiesemann erwähnte in seiner Predigt auch die diesjährige Misereor-Fastenaktion in Ludwigshafen, die am 18. Februar 2024 in der Diözese eröffnet wird. Das Bistum Speyer, das Heinrich Pesch Haus und Misereor laden aus diesem Anlass zu einem Gottesdienst in die Pfarrkirche St. Ludwig ein. Der Gottesdienst wird live in der ARD übertragen. Misereor, das größte katholische Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit, setzt sich unter dem Leitwort „Interessiert mich die Bohne“ dafür ein, der Welternährung mehr Wertschätzung entgegenzubringen – mit Bildungsarbeit und Aktionen hier in Deutschland und durch die Unterstützung der Partner in Kolumbien und weltweit.

Als Konzelebrant wirkte Weihbischof Otto Georgens mit. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernahmen die Männerstimmen der Dommusik mit gregorianischen Chorälen und mehrstimmigen Liedsätzen.

Zum Hintergrund: Der Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit

Seit dem Pontifikat Gregors des Großen markiert der Aschermittwoch mit der Ascheauflegung die Vorbereitungszeit auf das Hochfest Ostern. In dieser Zeit, auch „österliche Bußzeit“ genannt, verzichten die Gläubigen bewusst auf Dinge, die ihnen angenehm und lieb sind. Besondere Elemente der Fastenzeit sind in der kirchlichen Tradition neben dem Fasten das Gebet und das Almosengeben. Biblischer Hintergrund für die Festsetzung der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte ist das ebenfalls vierzigtägige Fasten Jesu in der Wüste. Das Ascheauflegen als Zeichen der Bereitschaft zur Umkehr und Buße geht auf Bibelstellen des Alten Testaments zurück. „Ich richtete mein Gesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn mit Gebet und Flehen, bei Fasten in Sack und Asche, zu bitten.“ (Daniel 9,3). Das Aschenkreuz erinnert an die Vergänglichkeit des Menschen, symbolisiert die Bereitschaft zu Umkehr und Buße und zugleich die Hoffnung der Christen auf die Auferstehung. Gewonnen wird die Asche aus den verbrannten Palmzweigen des Vorjahres.

Die Predigt von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann als Audiodatei.

Text: is