Mittwoch, 04. Oktober 2023
„Dankbar für diesen aufrüttelnden Text“
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann zum Apostolischen Schreiben „Laudate Deum“ von Papst Franziskus über die Klimakrise
Speyer/Rom. Zum heute veröffentlichten Apostolischen Schreiben „Laudate Deum“ von Papst Franziskus nimmt Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Stellung:
"An einem symbolträchtigen Datum, dem Gedenktag des hl. Franz von Assisi, hat Papst Franziskus heute sein Apostolisches Schreiben „Laudate Deum“ über die Klimakrise und ihre Herausforderungen veröffentlicht. Ich bin Papst Franziskus zutiefst dankbar für diesen aufrüttelnden Text, mit dem er seine tiefe Sorge um den Erhalt der Schöpfung ausdrückt, das Ungenügen aller bisherigen Klimaschutz-Maßnahmen beklagt und die ganze Menschheit zu einem schnelleren und entschiedeneren Handeln aufruft.
Wie schon in der Enzyklika „Laudato si“ betont Franziskus den untrennbaren Zusammenhang von Klimakrise und sozialer Krise. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Gegenwart und geht zu Lasten der am meisten gefährdeten Menschen. Gegenüber Klimaleugnern – auch innerhalb der Kirche – lässt er keinen Zweifel daran, dass es eine globale Klimakrise gibt, und dass diese von Menschen verursacht ist.
Aufs Neue entwirft der Papst seine Vision von der Erde als gemeinsames Lebenshaus für alle, in dem der Mensch mit allen Geschöpfen der Welt untrennbar verbunden ist. Er wirbt für ein neues globales Miteinander, für eine tiefere Sensibilität für Ärmere und Schwächere, und ruft zu einer ökologischen Umkehr und einem nachhaltigeren Lebensstil auf. Daneben fordert er aber auch die Schaffung weltweiter politischer Strukturen, die das Gemeinwohl der ganzen Welt, die Beseitigung von Hunger und Elend und die Verteidigung der Menschenrechte gewährleisten.
Manche beunruhigt vielleicht der düstere, ja bisweilen apokalyptische Grundton, den der Papst in „Laudate Deum“ anschlägt. Dem Papst geht es aber nach meiner festen Überzeugung nicht darum, in populistischer Weise mit Weltuntergangsszenarien Ängste zu schüren. Es geht ihm darum, den Ernst der Lage zu verdeutlichen, in den wir uns durch unseren verantwortungslosen Umgang mit der Umwelt selbst hineinmanövriert haben. Zugleich will er damit alle Kräfte mobilisieren, die nötig sind, um die massiven Auswirkungen der Klimakrise, die wir bereits überall spüren, wenigstens abzumildern und so den Ärmsten auf der Erde neue Perspektiven zu ermöglichen.
Für unsere Diözese ist das Schreiben des Papstes eine Ermutigung, auf dem Weg voranzugehen, den uns unsere Bistumsvision weist. Mit ihr haben wir uns aus unserer globalen Verantwortung heraus verpflichtet, uns für Klimagerechtigkeit und ein solidarisches Miteinander einzusetzen und das Thema Nachhaltigkeit in jede unserer Entscheidungen mit einzubeziehen. Diesen Verpflichtungen wollen und werden wir künftig noch entschiedener gerecht werden.
Ein wichtiger Baustein auf dem Weg, den das päpstliche Schreiben weist, besteht für mich schließlich in der Forderung, den sogenannten Ökozid – das heißt, mutwillige und schwerwiegende Verstöße gegen die Prinzipien der Umweltgerechtigkeit – in den Katalog der internationalen Verbrechen aufzunehmen. Dieser Forderung hat sich das Bistum Speyer im Schulterschluss mit der Pfälzischen Landeskirche bereits vor einigen Wochen angeschlossen und ist der Initiative „Stop Ecocide“ beigetreten."
Foto: Klaus Landry
Den Text „Laudate Deum“ findet man auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz: https://www.dbk.de/themen/laudato-si-laudate-deum