Sonntag, 08. November 2015
"Unsere geschundene Schöpfung braucht Klimapilger"

Die Mitwirkenden (v. l): Weihbischof Otto Georgens, Dekan Alban Meißner, Oberkirchenrat Dr. Michael Gärtner, Dekanin Barbara Kohlstruck, Hr. Sawatzki (Mennonitengemeinde Ludwigshafen).
Ökumenischer Gottesdienst zum Auftakt des Klimapilgerweges von Ludwigshafen nach Metz vom 8. bis 14. November
Ludwigshafen. „Geht doch!“ ist das Motto der Aktion "Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit" und es war der Titel des ökumenischen Gottesdienstes am Samstagabend in der Kirche St. Ludwig in Ludwigshafen. Hier feierten Vertreter der katholischen und protestantischen Kirche sowie der Mennonitengemeinde gemeinsam einen facettenreichen Auftakt für die Etappe von Ludwigshafen ins französische Metz, die am heutigen Sonntagmorgen startete. Für die katholische Kirche wirkten Weihbischof Otto Georgens und Dekan Alban Meißner mit, für die Evangelische Kirche der Pfalz Oberkirchenrat Dr. Michael Gärtner und Dekanin Barbara Kohlstruck.
Mit dem Klimapilgern soll ein Zeichen für die Bewahrung der Schöpfung, für den Klimaschutz und für mehr globale Gerechtigkeit gesetzt werden. Auf ihrem Weg machen die Pilger an geistlichen Orten halt und bei vorbildlichen Klimaschutz-Projekten, stoppen aber auch an ökologischen "Schmerzpunkten", die zeigen, dass sich die Menschen weiter intensiv um Klimaschutz kümmern müssen. Mitte September starteten Pilger in Flensburg in Richtung Paris. Dort beginnt am 30. November die UN-Klimakonferenz, wo ein neues internationales Klimaabkommen beschlossen werden soll. Die Etappe von Ludwigshafen nach Metz ist der südliche Zulauf des Klimapilgerwegs. Die Aktion Klimapilgern wird von einem breiten Bündnis aus Landeskirchen, Diözesen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und (Jugend-)Verbänden, einzelnen Personen, Gruppen und Jugendgruppen getragen.
Weihbischof Otto Georgens und Oberkirchenrat Michael Gärtner, die die Predigt in Dialogform hielten, spannten einen weiten Bogen von Jesus bis in die Gegenwart. Sie erinnerten daran, dass Jesus selbst zum Handeln aufrief. Seine Jünger folgten der Aufforderung und bewegten Großes: Durch Worte und Taten schufen sie eine weltumspannende Gemeinschaft. Der Missionsbefehl, das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden, gilt nach wie vor, betonte Gärtner. Um das zu verdeutlichen, beriefen sich der Oberkirchenrat und der Weihbischof auf Franz von Assisi, der zu allen Geschöpfen – auch Blumen und Tieren – gepredigt habe. Sie nannten ihn ein Vorbild. "Das Evangelium verkünden – das geht nur ganzheitlich, mit Blick auf die Einmaligkeit und Würde eines jeden Geschöpfes", brachte es Otto Georgens auf den Punkt. "Gottes Heil betrifft nicht nur meine Seele, sondern die ganze von Gott geschaffene Welt." Gärtner knüpfte an: Franz von Assisi habe die Menschen nicht aufs Jenseits vertröstet, sondern im Jetzt gehandelt, weil er an Gott glaubte. Beide machten deutlich, dass das Klimapilgern als Antwort auf Jesu Missionsbefehl zu sehen ist. Der Weg der Klimapilger "ist ein echter Pilgerweg: religiös motiviert und missionarisch ausgerichtet", betonte der Weihbischof. Gärtner fuhr fort: "Wer als Klimapilger unterwegs ist, macht ernst mit dem Wort Jesu: 'Geht und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.'"
Georgens und Gärtner wünschten sich zahlreiche Klimapilger. "Unsere geschundene Schöpfung braucht Klimapilger", sagte der Weihbischof. Die Welt brauche Menschen, die auf den Zusammenhang von gravierenden Umwelt- und gesellschaftlichen Probleme aufmerksam machen und die die Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zum Umdenken aufrufen.
Anschließend sprach ein Klimapilger aus dem Rhein-Main-Gebiet über seine Erlebnisse und gab symbolisch den Staffelstab an die Ludwigshafener weiter. Vertreterinnen der evangelischen Jugend Hessen und Nassau berichteten von ihrer Jugend-Klimakonferenz. Gemeinsam mit jungen Leuten aus vielen verschiedenen Ländern hatten sie sich über nachhaltige Projekte informiert. Die Ideen, die sie sammelten, packten sie symbolisch durch verschiedene Dinge in einen kleinen Karton und übergaben ihn den Pfälzern mit dem Auftrag, ihn mit nach Paris zu nehmen.
Was Georgens und Gärtner in ihrer Predigt darlegten, spiegelte sich in den Fürbitten wider, so der Wunsch, Gott gebe den Menschen den ernsthaften Willen, die Schöpfung zu bewahren und dass er die Menschen erkennen lässt, welche Verantwortung sie tragen. Auch in den Fürbitten kamen die Gäste aus dem Rhein-Main-Gebiet und Hessen zu Wort.
Dekanin Barbara Kohlstruck vom Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen lobte ausdrücklich die Band "Sanctos & Frieds" für die musikalische Gestaltung.
Text/Foto: Yvette Wagner
Alle Informationen unter: www.klimapilgern.de