Dienstag, 16. August 2016

Mariä Himmelfahrt eröffnet "Blick in den Himmel hinein"

Lichterprozession im Anschluss an die Marienfeier 

Pontifikalamt zu Mariä Himmelfahrt im Speyerer Dom mit Bischof Dr. Wiesemann

Speyer. Am 15. August feierten an die tausend Menschen mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann einen festlichen Pontifikalgottesdienst. Das Hochfest der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter Maria – bekannt als Mariä Himmelfahrt - ist zugleich Patronatsfest des Bistums und der Kathedrale.

Bereits bei seiner Begrüßung stellte Bischof Wiesemann die Bedeutung dieses Festtages heraus: Er gewähre den Menschen „einen Blick hinein in den Himmel, in eine erlöste Welt“. In seiner Predigt legte er dar, dass das Fest der mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter Maria der Tag sei, um angesichts der Schrecken von Krieg und Terror sich des Heilsversprechens Gottes zu erinnern. „Wir brauchen keine Gemeinschaft des Entsetzens, sondern eine Gemeinschaft des Mutes und der Visionen“, so Bischof Wiesemann. Maria sei eine Frau des Mutes gewesen, die auch unter dem Kreuz die Hoffnung nicht verloren habe. Ihre Aufnahme mit Leib und Seele in den Himmel sei aber kein „Himmelfahrtskommando“. Die Aufnahme Mariens in den Himmel bedeute keine Entwertung des irdischen, die einen fanatischen Glauben aufleben lasse. Vielmehr nehme Gott sich unserer an - „so wie ich bin, wie ich verwundet werde und heile.“ Dabei führe er uns im irdischen Leben nicht wie Kleinkinder an der Hand, sondern gäbe uns Freiheit, auch eine Freiheit der abgründigen Verwundbarkeit. Dies sei möglich, weil das ewig Leben schon in uns sei, auch wenn wir gedemütigt würden.

Viele Dombesucher hatten Sträuße mit Kräutern und Blumen mitgebracht, die von Bischof Wiesemann im Gottesdienst gesegnet wurden. Einer alten Tradition entsprechend sollen sie deutlich machen, dass die ganze Schöpfung unter dem Segen Gottes und der Verheißung der österlichen Vollendung steht. Zum Abschluss des Gottesdienstes spendete Bischof Wiesemann den päpstlichen Segen. Für die musikalische Gestaltung des Pontifikalamtes sorgten der Ferienchor der Dommusik und die Dombläser unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub. 

Eine Marienfeier mit der traditionellen Lichterprozession bei einsetzender Dunkelheit durch den Domgarten bildete den Abschluss der Feierlichkeiten zum diesjährigen Patronatsfest. Mit einem Rosenkranzgebet im sehr gut besuchten Dom begann um 20.00 Uhr die Marienfeier. Es wurde dabei besonders der Menschen in den Krisengebieten der Erde und der auf verschiedenste Art ausgebeuteten und unterdrückten Frauen gedacht. “Maria, Mutter der Barmherzigkeit“, unter diesem Motto stand die Feier, und das war auch das Thema der Predigt von Privatdozent Dr. habil. Joachim Reger aus Frankenthal. Dabei ging er von der Gerechtigkeit aus, die nicht nur in vollkommener Weise auf dieser Erde nicht zu erreichen ist, sondern auch letztendlich seelenlos und kalt bleibt ohne Barmherzigkeit. Denn der Mensch wird immer schuldig werden. Nur die Barmherzigkeit jedoch kann vergeben, kann damit neues Leben und Zukunft schenken, wenn sie auch damit geschehene Schuld nicht ungeschehen macht. Barmherzigkeit werde oft mit Schwäche und Inkonsequenz verwechselt. Tatsächlich jedoch sei barmherzige Liebe eine so starke Kraft, dass sie es dem Einzelnen ermögliche, über sich selbst hinauszuwachsen und die Vergangenheit zu bewältigen.Der Schlüsselbegriff dafür sei die Einfühlung, die Fähigkeit, sich ganz auf einen andern einzulassen. Der barmherzige Gott sei der, der sich ganz auf den Menschen einlässt, der ein Herz für die Menschen hat, sich von ihrem Leid anrühren lasse. Das sei die Stärke der Liebe. Maria sei deshalb Mutter der Barmherzigkeit, weil sich in ihr Gottes Barmherzigkeit am deutlichsten zeige. Maria nehme sich ganz zurück und lasse an ihr das Unmögliche geschehen. So sei ihre Demut nicht das Relikt eines überkommenen Frauenbildes, sondern Ausdruck einer Stärke, die Machtspiele nicht nötig habe. Maria habe den Mut gehabt, unter allen Umständen, auch unter dem Kreuz, zu Jesus zu stehen. Das Jahr der Barmherzigkeit sei ein Weckruf, den Mut aufzubringen, sich ganz auf die Barmherzigkeit einzulassen.

Vor Beginn der Prozession wurden die mitgebrachten Kräuter gesegnet. Danach begann die Lichterprozession der Gläubigen zusammen mit dem Bischof und dem Domkapitel in weiter Runde durch den mittlerweile dunklen Domgarten, erleuchtet von hunderten von Kerzen in den Händen der Teilnehmer. Auch die Fenster des Bischofshauses waren über beide Stockwerke mit kleinen Kerzen geschmückt. Den abschließenden Segen erteilte Bischof Dr. Karl Heinz Wiesemann vor dem Haupteingang des Domes, wo ein kleiner Altar mit der barocken Statue der gekrönten Himmelskönigin, die ursprünglich aus der Kirche St. Ludwig stammt, errichtet war. Musikalisch wurde die Feier gestaltet vom Dompfarrchor und den Dombläsern.

 

Predigt von Dr. Joachim Reger bei der Marienfeier


Text: Friederike Walter und Andrea Dölle, Foto: Klaus Landry