Freitag, 26. September 2025
Vor 25 Jahren als Pioniere begonnen
Gemeindeberatung im Bistum Speyer begleitet Gemeinden und Gremien in Zeiten des Wandels
Speyer. Seit 25 Jahren gibt es im Bistum Speyer Gemeindeberatung. Die hier engagierten Frauen und Männer bieten Begleitung und Beratung für pfarrliche, verbandliche und diözesane Gremien und Gruppen sowie Seelsorgeteams. Sie sind in schwierigen Konstellationen und Konflikten ebenso aktiv, wie für Organisations- und Teamentwicklung. Mit einem Fortbildungstag und einer Jubiläumsstunde wurde der Anlass im Priester- und Pastoralseminar St. German in Speyer am 25. September gefeiert. Dazu kamen auch ehemalige Teammitglieder und frühere Verantwortliche in die Domstadt.
Domkapitular i.R. Karl-Ludwig Hundemer, der vor 25 Jahren den Bereich Gemeindeseelsorge im Bischöflichen Ordinariat verantwortete, erinnerte sich bei der Feierstunde an die Anfänge: Ausgehend von der 1993 gestarteten Pastoralplanung, der Bildung von Pfarreiengemeinschaften und den neu eingerichteten damaligen Pastoralteams aus Haupt- und Ehrenamtlichen sei im Seelsorgeamt schnell deutlich geworden: „Die müssen wir begleiten auf dem Weg des Wandels.“ Es sei Überzeugungsarbeit beim damaligen Bischof und bei der Finanzabteilung nötig gewesen, um Seelsorge-Mitarbeiter freizustellen, zunächst für eine „hochprofessionelle und für längere Zeit angelegte Weiterbildung“. Hundemers Fazit: „Das war nicht ganz einfach, aber es hat sich sehr gelohnt.“ Ein Gemeindeberater der ersten Stunde ist Pastoralreferent Klaus Scheunig: „Ich habe auch bei meinen anderen Arbeitsfeldern sehr von dieser Weiterbildung und dann der folgenden Tätigkeit profitiert.“ Über seinen eigenen Bereich als Seelsorger hinaus mit Menschen in vielen verschiedenen Situationen in Kontakt zu kommen, habe ihn sehr erfüllt, so Scheunig. Thomas Bauer, der heute für den Bereich Gemeindeberatung zuständige Abteilungsleiter, bekräftigte: „Ihr wart damals das, was wir heute als Pioniere bezeichnen.“
Die Bedingungen der Gemeindeberatung und auch die Zusammensetzung der Gruppe änderten sich im Lauf der zweieinhalb Jahrzehnte. So etwa wuchs die Zahl der Gemeindeberatenden im Vorfeld des Strukturprozesses „Gemeindepastoral 2015“ deutlich an. Auch mit den jetzt bevorstehenden Veränderungen kommt auf die Gemeindeberatung viel Arbeit zu. „Wir brauchen euch so engagiert, wie ihr seid, damit die anstehenden Veränderungsprozesse gut gelingen. Und zwar auf allen Ebenen unseres Bistums“, sagte Kerstin Fleischer, die für den Bereich Seelsorge im Ordinariat zuständige Hauptabteilungsleiterin. Ebenfalls von Seiten der Bistumsleitung dankte Generalvikar Markus Magin für das Engagement. In seine Dankesworte flocht er die Emmausgeschichte aus dem Lukas-Evangelium ein. Wie die Jünger damals seien die Gemeindeberater zu zweit unterwegs. „Und zugleich machen Sie es wie Jesus – Sie gehen einfach mit. Dadurch öffnen Sie anderen die Augen – und im Idealfall auch das Herz.“ Mit ihrer Arbeit gäben die Gemeindeberaterinnen und Gemeindeberater „ein Glaubenszeugnis, denn während Sie andere begleiten, zeigen Sie, dass auch Sie selbst begleitet sind“. Magin dankte „im Namen auch unseres Bischofs und vor allem der vielen Menschen, die Sie unterstützt und begleitet haben, für diese wichtige Arbeit“.
Deutlich wurde bei der Feierstunde, dass die Gemeindeberatungs-Gruppe stets eine „streitbare Truppe“ war und ist, die die vor Ort gesammelten Erfahrungen zurück in die Ebene der Bistumsleitung bringt, gerade, wenn das Konflikte oder andere Schwierigkeiten sind. „Behaltet euch diesen Mut, von den Verantwortlichen im Bistum einzufordern, was für das Leben der Gemeinden wichtig ist“, sagte der frühere Gemeindeberater Andreas Werle. „Ihr wart für mich die unbequemste Mitarbeitergruppe, aber zugleich die für mich lehrreichste“, machte der ehemalige Seelsorgeamtschef Dr. Thomas Kiefer augenzwinkernd seinen früheren Mitarbeitenden ein Kompliment.
Und was war in all den Jahren ein Dauerthema? Pastoralreferentin Jutta Schwarzmüller, die seit 2003 dabei ist, berichtete davon, dass es häufig in den Beratungsprozessen um ein „Festhalten an Altem und sich nicht verändern wollen“ gehe. „Aber irgendwann kommt der Moment, wo sich ein Schalter umlegt, und sich etwas öffnet auf etwas Neues hin.“ – „Das ist für mich eine Hauptaufgabe: Die Menschen untereinander ins Gespräch bringen, ihre Arbeit miteinander zu fördern, um gemeinsam Lösungen zu finden“, so formulierte Gemeindereferentin Petra Benz ein wesentliches Ziel. Und Regens Franz Vogelgesang fand ein passendes Bild für die Arbeit der Gemeindeberatung in Pfarreien und Gremien: Diese sei wie eine Hüttenwanderung mit vielen Beteiligten. „Es gibt anstrengende Steigungspassagen, tolle Ausblicke, felsige Wege, es geht einem auch mal die Puste aus – aber gemeinsam geht’s zum Ziel.“
Die Feierstunde war eingebettet in einen Fortbildungstag mit der Theologin und dem Theologen Dr. Antonia Lelle und Andreas Feige von der Theologischen Fakultät der Uni Freiburg. Inhaltlich ging es dabei um die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams in der Seelsorge. Der Gemeindeberatungsgruppe gehören Frauen und Männer mit theologischer oder soziologischer Qualifikation an. Zugleich sind diese auch in Pfarreien, Klinikseelsorge, Schule, Jugendarbeit und anderen Bereichen der Kirche tätig.
Weitere Informationen: www.bistum-speyer.de/rat-und-hilfe/gemeindeberatung/
Text: der pilger, Hubert Mathes