Montag, 10. Juli 2023
Gute Arbeit wird wertgeschätzt und gerecht entlohnt
Gottesdienst und Ausstellung zum Thema „Gute Arbeit“ in St. Fronleichnam in Homburg
Homburg. „Das war interessant.“ „Das war mal etwas ganz Anderes.“ So lauteten Kommentare der Besucher am Ende des Sonntaggottesdienstes in der Kirche St. Fronleichnam in Homburg. Er stand – wie die Ausstellung, die noch bis 20. Juli dort zu sehen ist – komplett unter dem Motto „Gute Arbeit“.
„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.“ Den Satz aus dem Lukas-Evangelium nahm Regina Wilhelm, Referentin im Fachbereich Arbeitswelt, zum Anlass, um auf das Thema des Gottesdienstes überzuleiten. Der moderne Mensch müsse Geld verdienen, um sein Leben zu bestreiten. Und er wolle es in der Regel auch. Denn viele Menschen hätten ihren Beruf bewusst ergriffen, hätten sich fortgebildet und Karriere gemacht. Und eine große Zahl Berufstätiger liebe die Arbeit, sehe sie als sinnstiftend. Andere dagegen müssten rund um die Uhr malochen, um über die Runden zu kommen – „keine gute Arbeit“.
Gute Arbeit, betonte Regina Wilhelm, bedeute, genügend freie Zeit für sich und die Familie zu haben, guten und gerechten Lohn zu erhalten, für seine Leistung anerkannt zu werden. Doch viel zu oft verleideten Überstunden, permanente Erreichbarkeit, ungleiche Bezahlung oder fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie die Freude an der Arbeit. Aktuell bereiteten die massiven Veränderungen, Künstliche Intelligenz (KI), Transformation- und Innovationsprozesse zusätzliche Sorgen. Aber wie geht es ganz konkret den Menschen an ihrem Arbeitsplatz?
Uschi Uban, Betriebsrätin bei Bosch, Homburg, setzt sich mit ihrem Team für eine Solidarität in der Belegschaft ein. Auch mache sich der Betriebsrat stark gegen Hetze und Rassismus im Unternehmen. Was die Transformation betreffe, „ist es uns wichtig, alle Kolleginnen und Kollegen mitzunehmen, auf dem neuesten Stand zu bringen und zu halten“. Schließlich sollten alle von der KI profitieren, solle niemand auf der Strecke bleiben. Als Gewerkschaftlerin wusste sie, dass Bosch ein „vergleichsweise sozialer Arbeitgeber ist“, der einige Vorzüge biete.
Seine selbstständige Arbeit schätzt Pastoralreferent Thomas Forthofer. Er sei zuständig für die Kitas im Bistum und dort häufig anzutreffen. Nach Speyer, zu seinem Vorgesetzten, müsse er nicht so häufig, fügte er schmunzelnd hinzu. „Die Zusammenarbeit basiert auf gegenseitigem Vertrauen.“ Ebenfalls ein bedeutender Punkt. Forthofer verhehlte nicht, dass auch die Kirche als Arbeitgeber nicht immer perfekt sei. Er wünschte sich beispielsweise mehr Transparenz. Doch auch nach 30 Jahren sei er sich immer noch sicher, den richtigen Beruf gewählt zu haben.
Gar keinen Chef hat Julia Ruffing. Sie hat sich von anderthalb Jahren selbstständig gemacht – als Marketing-Coach und als freie Rednerin für Beerdigungen und Trauungen. Nach 16 Jahren in einem Betrieb habe sie sich bewusst für diesen Schritt entschieden – trotz etlicher Schwierigkeiten. So kritisierte sie, dass der Staat Jungunternehmer nicht gerade fördere und sie mit „sehr viel Bürokratie belastet“. Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das „große Stück Freiheit“ seien es aber wert gewesen, den Sprung zu wagen.
Die ehemalige Kinderkrankenschwester Angelika Ziehl wusste von Herausforderungen im Klinikalltag zu berichten. Nein, am Ende sei es keine gute Arbeit mehr gewesen, betonte sie, obwohl sie ihren Job geliebt habe. Sie verwies auf Personalmangel und Überforderung der Einzelnen. Heute engagiert sich die Rentnerin ehrenamtlich als Vorlesepatin und im ökumenischen Hospizdienst. „Wichtige und gute Arbeit, die nicht vergessen werden sollte.“ Denn oft genug würde das ehrenamtliche, unbezahlte Engagement nicht entsprechend gewürdigt und gesehen, betonte sie.
Weil er - wie Angelika Ziehl –Menschen in Not helfen will, hatte sich Michel Rauch einst für den Beruf des Polizeibeamten entschieden. Dasselbe Anliegen verfolgten auch Rettungskräfte und Feuerwehrleute. „Wir alle sind sehr motiviert und lieben unsere Arbeit, dem Dienst am Nächsten.“ Rauch vergaß indes nicht von den gesellschaftlichen Veränderungen zu sprechen, die ungute Früchte trügen. Früher seien die Leute meist froh gewesen, wenn Polizei oder Rettungsdienst ankamen, um zu helfen und zu schützen, heute dagegen würden Beamte und Sanitäter mitunter angefeindet. Keine gute Entwicklung – und dennoch mag auch er seinen Beruf noch immer.
Pfarrer Andreas Jacob, der den Gottesdienst zelebrierte, dankte am Ende allen Mitwirkenden. Auch er hatte in seinen einführenden Worten auf den Wert und die Bedeutung guter Arbeit hingewiesen.
Text/Foto: Regina Wilhelm
