Freitag, 31. Januar 2020

Wahlbeteiligung in allen Pilotpfarreien gestiegen

Zur Auswertung der Erfahrungen mit Briefwahlen bei der Pfarrgremienwahl trafen sich Vertreter der Pilotpfarreien. 

Erfahrungsaustausch zur Briefwahl bei Pfarrgremienwahlen

Kaiserslautern. Im Bistum Speyer wurden im November die Pfarrgremien neu gewählt. In fünf der insgesamt 70 Pfarreien war dies nur per Briefwahl möglich. Ein Test, der Auskunft über Vor- und Nachteile dieses Verfahrens geben sollte. Bei einer Nachlese am 30. Januar im Bistumshaus Kaiserslautern hatten Vertreter und Vertreterinnen der Pilotpfarreien die Möglichkeit, über ihre Erfahrungen zu berichten.

Um unterschiedliche Strukturen zu berücksichtigen, lag dem Bistum daran, dass sich an dem  Pilotprojekt kleine und große, ländliche und städtische Pfarreien beteiligen. Deshalb fiel unter den Bewerbern die Wahl auf die Pfarreien Feilbingert-Heiliger Disibod, Herxheim-St. Laurentius, Kaiserslautern-Heilig Geist, Otterberg-Mariä Himmelfahrt und St. Ingbert-Heiliger Ingobertus.

„Bei der Zusammenkunft im März vergangenen Jahres wussten wir noch nicht, was mit der Briefwahl auf uns zukommt. Jetzt ist sie überstanden und es ist zu überlegen, ob bei der nächsten Wahl die Briefwahl für das gesamte Bistum gilt“, führte Marius Wingerter vom Bischöflichen Ordinariat Speyer in den Abend ein und hatte positive Nachrichten zu verkünden. In allen Testpfarreien sei die Wahlbeteiligung deutlich gestiegen, mit einem Zuwachs zwischen 6,5 und gut 14 Prozent. Im gesamten Bistum habe die Wahlbeteiligung im Durchschnitt bei 11,9 Prozent gelegen, ohne die Testpfarreien wäre sie einen Prozentpunkt niedriger gewesen. Sollte die Briefwahl bei der nächsten Wahl flächendeckend eingeführt werden, sei mit einer Beteiligung von über 22 Prozent zu rechnen. „Sie scheint ein Instrument zu sein, das Menschen anspricht, weil es einen Service bietet“, sagte Wingerter und warf einen Blick aufs das Bistum Münster, das ebenfalls die Briefwahl getestet hat. „Dort hat sich in den vierunddreißig Pilotpfarreien die Wahlbeteiligung verdoppelt, teils verdrei- und vervierfacht.

Nach dem Ausflug in Zahlen und Ergebnisse waren die Teilnehmenden gefragt, wie die Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld der Wahlen verlaufen sei. Ein wichtiges Medium sei die Homepage der Pfarrei gewesen, waren sich alle einig, aber auch per Pfarrbrief, Schaukästen und Gottesdienst habe man informiert.

Spannend sei es mit der Frage geworden, wie die Wahlunterlagen an die Wähler gebracht werden sollen. Austragen, per Post, mit Rückporto oder ohne. In der Pfarrei Otterberg gestaltete sich die Versendung zu einem langwierigen Hürdenlauf. Briefe für 7359 Wahlberechtigte waren zu verschicken. „Die Poststellen im Umkreis durften weder das Geld für das Gesamtporto annehmen, noch mehr als 800 Briefe auf einmal“, berichtete Gemeindereferentin Petra Benz. „So haben hundert Behälter das Pfarrbüro blockiert, bis endlich eine Lösung gefunden war.“ Auch in der Kaiserslauterer Pfarrei ging es nicht ohne Probleme ab. „Frühere Informationen aus Speyer hätten uns viel Telefoniererei und Lauferei erspart und den Rechercheaufwand reduziert“, ließ eine Vertreterin Kritik hören. In Herxheim habe man die Post umgegangen und stattdessen die vorhandene Infrastruktur der Pfarrbriefausträger genutzt. Zusammen mit weiteren Helfern seien die Wahlunterlagen innerhalb von drei Tagen verteilt gewesen. In St. Ingbert lief via Post alles reibungslos.

Ein großer Aufwand sei das Kuvertieren gewesen. Während es in Feilbingert zwölf Leute in vier Stunden bewältigten, seien in Otterberg 40 Leute zwei Tage lang damit beschäftigt gewesen. „Weil erst einmal Neubürger und Firmlinge in die Listen aufgenommen und Verstorbene daraus gestrichen werden mussten.“ Zudem seien die Wählerlisten nach Namen sortiert, die Wahlscheine nach Straßen. Eine einheitliche Regelung und aktuellere, digitale Listen könnten nach Ansicht der Teilnehmenden vieles erleichtern. Anregungen, die man bei der nächsten Wahl berücksichtigen werde, sicherte Kanzleidirektor Wolfgang Jochim zu und wollte wissen, wie es um den Aufwand bei Auszählung der Wahlbriefe bestellt war. „Der war schon höher. Wir mussten pro Wähler vier Umschläge öffnen“, sagte eine Vertreterin der Pfarrei St. Ingbert. Andererseits sei das gemeinsame Kuvertieren und Auszählen sehr kommunikativ und Gemeinschaft stiftend gewesen, hieß es aus Otterberg.

„Würden Sie noch mal für eine Briefwahl befürworten?“, wollte Marius Wingerter abschließend wissen. Die Mehrheit stimmte mit Ja, unter der Voraussetzung, dass Verbesserungen umgesetzt werden, um die Pfarrsekretariate zu entlasten. Allerdings wurden auch Bedenken geäußert, in Bezug auf die Kosten und den Wegfall des Wahllokals als persönliche Anlaufstelle.

Text und Foto:  Friederike Jung