Montag, 28. März 2022

Eintauchen in die Perspektive von Kindern und Familien

Die Pfarrei Mariä Himmelfahrt reflektierte Erfahrungen aus der Perspektive von Kindern und Familien. 

Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Otterberg nimmt ihre Kommunionvorbereitung und Taufkatechese unter die Lupe – Wissenschaftliche Begleitung durch Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP)

Otterberg. Was tun, wenn die Mittel knapper werden, gleichzeitig eine Optimierung der kirchlichen Angebote gefragt ist, um den Erwartungen der Menschen gerecht zu werden? Dieser Frage begegnet das Bistum Speyer in Form eines gemeinsamen Projekts mit dem Bochumer Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP), das 2021 unter der Überschrift „Qualität und Effektivität in der Seelsorge“ mit fünf ausgewählten Piloten gestartet ist. Einer davon ist die Pfarrei Mariä Himmelfahrt Otterberg.

„Jeder Teilnehmer des Pilotprojekts konnte sich zwei Bereiche aussuchen, die in den Fokus genommen werden. Wir haben uns für Kommunionsvorbereitung und -feier sowie die Taufkatechese entschieden“, sagt der leitende Pfarrer Dr. Christoph Hartmüller. „Mit dem Ziel, herauszufinden, was bereits gut läuft und wo Nachbesserungsbedarf besteht.“ Dazu hat das Pastoralteam eine Online-Umfrage unter 135 Familien mit Erstkommunionskindern vorgenommen. „Sie soll uns über verschiedene Aspekte Aufschluss geben. Uns interessiert, ob wir die Inhalte trotz Coronabedingungen gut rüberbringen konnten, Umfang und Anforderungen in Ordnung sind, die Gottesdienste ansprechend und die Kinder ausreichend beteiligt sind“, erklärt die Gemeindereferentin Petra Benz, die für die Kommunionsvorbereitung zuständig ist. „Und wir möchten natürlich wissen, ob und was sich Eltern darüber hinaus wünschen. Einige haben uns eine gute Rückmeldung gegeben.“

Die Auswertung der Umfrage nimmt das Zentrum für angewandte Pastoralforschung derzeit vor. Hier ist Björn Szymanowski Leiter des Kompetenzzentrums„Führung in Kirche und kirchlichen Einrichtungen“. „Bei dem vom Bistum initiierten Projekt geht es vorrangig um einen Kultur- und Mentalitätswechsel und die Haltung zu bestimmten Fragen. Dazu ist es wichtig, die Bedürfnisse der Menschen in den Blick zu nehmen und die eigenen Strukturen so zu optimieren, um sie für andere nutzbar zu machen. Das ist ein Prozess, der in drei Phasen verläuft. In der ersten werden Qualitätsinstrumente entwickelt, in der zweiten umgesetzt und letztendlich innerhalb des Bistumsprozesses installiert.“ Dabei steht das ZAP begleitend und unterstützend zur Seite. Mit Ideen, Erfahrungen und Erkenntnissen.

Da es zur Professionalität gehöre, auch mal in Distanz zur eigenen Perspektive zu gehen, war das Otterberger Pastoralteam gehalten, den Punkt Taufkatechese aus dem Blick einer alleinerziehenden Mutter unter die Lupe zu nehmen. „Das war eine interessante Erfahrung“, sagt Pfarrer Hartmüller. „Begleitet vom ZAP haben wir uns überlegt, was diese Mutter von uns braucht und erwartet, welche Probleme sie womöglich an welchen Stellen hat. Nun sind wir dabei, auf unserer Homepage häufig gestellte Fragen zum Thema Taufe zu veröffentlichen. Auch unsere Pfarrsekretärinnen sind eingebunden, da sie in allen Punkten auskunftsfähig sein sollen.“ Schließlich sei es wichtig bei Anrufenden einen guten Eindruck zu hinterlassen.

„Nach den Auswertungen geht es im Sommer gemeinsam mit den Pilotteams in die Konzeptionsphase“, zeigt Björn Szymanowski auf. „Dabei wird geschaut, was sich besser machen lässt und welche Ergebnisse sich für einen bistumsweiten Kulturwandel nutzen lassen. Für die Konzepterstellung machen wir Vorschläge, bringen Ideen aus bestehenden Konzepten ein und legen die Erkenntnisse aus dem Pilotgruppen mit unseren zusammen.

Die Teilnahme an dem Projekt bedeute zwar einen zeitlichen Mehraufwand, werde sich aber auszahlen, so Hartmüller. „Die Resultate sollen uns helfen, vorhandene Prozesse besser auszurichten, Organisation und Planung zu optimieren und uns so für die Zukunft entsprechend aufzustellen.“ Dazu gehöre es auch, sich mit den vielfältigen Situationen zu beschäftigen, aus denen die Menschen heutzutage kommen, sagt Pastoralreferentin Christiane Gegenheimer. „Für viele sind wir Dienstleister wie andere auch, von denen sie eine bestimmte Qualität und Performance erwarten. Darauf muss man eingehen“, ergänzt Petra Benz. „Man kann nicht stehen bleiben, sondern ist immer ein Lernender.“

Text: Friederike Jung