Dienstag, 09. Januar 2018
„Open up the gates“
Sandra Petrollo Shahtout berichtet von der MEHR-Konferenz in Augsburg
Augsburg. Von der diesjährigen MEHR-Konferenz, die vom 4. bis 7. Januar in Augsburg stattgefunden hat, berichtet Sandra Petrollo Shahtout, Referentin in der „Berufungspastoral Speyer“:
„Open up the gates“ unter diesem Motto stand die MEHR Konferenz des Augsburger Gebetshauses 2018. Vom 4.-7. Januar trafen sich Christen aller christlichen Konfessionen und Denominationen aus ganz Europa, um gemeinsam Ihren Glauben zu feiern. Auffallend ist der hohe Anteil an jungen Christinnen und Christen, die jedes Jahr in steigender Zahl an diesem Event teilnehmen. In den letzten zehn Jahren hat sich Zahl der Teilnehmer verhundertfacht. Von 100 Personen auf knapp 11 000 in diesem Jahr. Was ist es, das so viele Menschen jedes Jahr nach Augsburg zieht?
Ich glaube es sind mehrere Dinge. Zum einen wird spürbar, dass wir eine Familie sind. In einer Zeit, wo Kirchen immer leerer werden und es immer ungewöhnlicher wird, über seinen Glauben zu sprechen, machen Menschen die Erfahrung, dass die Kirche Jesu immer noch lebendig ist, dass sie lebt und sogar wächst. Vieles passiert nicht so spektakulär und manchmal sogar im Verborgenen, wie uns Pastor Semeh Maurice berichtet hat. Er ist Pastor der größten und stetig wachsenden christlichen Gemeinde im Nahen Osten.
Ein Weiteres ist die spürbare und mitreißende Freude am Glauben. Besonders hat zu dieser Ermutigung Fr. James Mallon beigetragen, der in seiner Gemeinde St. Bendedikt in Halifax Kanada eine Pfarrerneuerung in Gang gesetzt hat, die vorbildlich ist. Sein Buch „Wenn Gott sein Haus saniert“ hat auch bereits in unseren deutschen Bistümern Einzug gehalten. Hauptaussage seiner Botschaft war „Mission is possible!“, also: Mission und Erneuerung sind möglich. Voraussetzung ist aber, dass die Kirche wieder ihrem ureigenen Auftrag gerecht wird, nämlich „Jünger zu machen“. Das bedeutet, so Mallon, Menschen in Kontakt zu bringen mit der frohen und lebensverändernden Botschaft des Evangeliums. Dafür müssen wir raus gehen und Mut zur Veränderung haben, nach dem Motto: Von der Infrastruktur hin zur Mission.
Und noch was wird deutlich: Christ sein ist nicht uncool. An Jesus zu glauben und zu beten heißt nicht, keinen Spaß zu haben und nur alte Kirchenlieder zu singen. Wobei – genau auch diese haben wir gesungen, aber auf eine neue, moderne, frische Art. Im Lobpreis, der einen großen Teil der Konferenz einnimmt, spielen Bands moderne Anbetungslieder, die Gott in den Mittelpunkt stellen und der Freude am Glauben Ausdruck verleihen.
Auch für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen gab es zweimal täglich eine eigene Konferenz, in der die Kinder auf kreative Weise tiefer in eine Beziehung zu Gott geführt werden sollten. Die Gruppe der 7-10 Jährigen stand unter dem Thema „verBunden mit Gott“. Bereits am zweiten Tag schlossen die Kinder einen Bund mit Gott und haben auf kreative Weise und mit viel Gesang und Gebet einen anderen und vielleicht neuen Zugang zu Gott und Glaube bekommen. Meine 10 –jährige Tochter war hin und weg und freut sich schon auf das nächste Jahr.
Am letzten Abend der Konferenz wurde der Blick noch auf jeden Einzelnen gereichtet. Welche Berufung hat Gott für mein Leben? Wo will Gott uns in etwas Neues führen oder bestärken in dem Bereich, wo wir die Berufung schon leben? Das waren die Fragen denen wir uns gestern stellen konnten. Sehr berührend war das anschließende Gebet, in dem zum Teil fremde Menschen füreinander gebetet haben und diese Frage ins Wort brachten.
„Open up the gates“! Öffnet die Tore, denn der König kommt! So wurde immer wieder gesungen. Insgesamt war Ermutigung und Hoffnung spürbar, dass die Erneuerung der Kirche und Deutschland schon begonnen hat und dass wir gespannt sein können, was Gott alles vorhat. Ein wichtiger Schritt dafür war das, was unter dem Stichwort „Mission Manifest“ zusammen gefasst ist. Sechs Männer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben eine Initiative gegründet und zehn Thesen aufgestellt, die zur Erneuerung der Kirche beitragen sollen. Entscheidend sind hier wieder Gebet und Mission. Aber Voraussetzung für Erneuerung ist, zunächst die eigene Bekehrung zur Freude des Evangeliums, wie es in These 10 heißt. Für viele Christen kann diese Konferenz so ein Startschuss gewesen sein. Ich gehe ermutigt und bestärkt aus dieser Konferenz nach Hause.
Text: Sandra Petrollo Shahtout