Mittwoch, 07. September 2016

„Eine Kirche, die den Armen eine Stimme gibt“

Sie zogen eine positive Bilanz der Reise mit missio auf die Philippinen (v.l.): Weihbischof Georgens, Maria Weisbrodt, Msgr. Huber. 

Bilanz der Delegationsreise des Bistums Speyer mit missio auf die Philippinen

Speyer. Das Engagement der katholischen Kirche der Philippinen für einen interreligiösen Dialog mit dem Islam, für Frieden, für Menschenrechte und den Schutz der Umwelt sowie der Besuch kleiner christlicher Gemeinschaften standen im Mittelpunkt der Reise einer achtköpfigen Delegation aus dem Bistum Speyer zu dem Inselstaat. Gemeinsam mit vier Vertretern des katholischen Hilfswerkes missio München besuchten die Pfälzer Ende August Projekte und Partner des Hilfswerkes auf den Philippinen. Stationen waren Manila, Bontoc-Lagawe und die Insel Mindanao, die gerade erst wieder durch einen Bombenanschlag islamistischer Rebellen in der Hauptstadt Davao erschüttert wurde.

Die Reise diente der Vorbereitung auf den Monat der Weltmission im Oktober, bei dem in diesem Jahr die Philippinen im Mittelpunkt stehen. Das Bistum Speyer wird Gastgeber der bundesweiten Feier zum Sonntag der Weltmission am 23. Oktober 2016 im Speyerer Dom sein. Erwartet werden aus diesem Anlass in der Diözese sechs philippinische Gäste, die die Reisegruppe jetzt in ihrem Heimatland besuchen konnte. So wie Kardinal Orlando Quevedo, der auf Mindanao zwischen islamistischen Rebellen und der Regierung vermittelt, Bischof Valentin Dimoc, der in seinem Vikariat eine Rösterei für fairgehandelten Kaffee betreibt und gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung kämpft, oder Weihbischof Broderick Pabillo aus Manila, der mitten in einem Armenviertel lebt und sich für die Menschen dort engagiert.

„Eine Kirche, die auf Partizipation setzt“

Bei einem Pressegespräch, an dem auch missio-Präsident Msgr. Wolfgang Huber und Maria Weisbrodt, Religionslehrerin am Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt/Weinstr., teilnahmen, zog heute Weihbischof Otto Georgens ein positives Fazit der Reise: „Wir haben auf den Philippinen eine sehr lebendige und junge Kirche erlebt. Die vielen kleinen christlichen Gemeinschaften und das Engagement der Ehrenamtlichen dort haben mich sehr beeindruckt. Es ist eine Kirche, die auf Partizipation setzt und eine gemeinsame Vision entwickelt – „vision sharing“ ist hier das Schlüsselwort und das soziale Engagement gehört immer selbstverständlich dazu. Die Gläubigen strahlen ein Selbstbewusstsein der Getauften und Gefirmten aus, wie es auch bei uns wünschenswert wäre.“

Angesichts der Probleme, die auf den Philippinen durch den Klimawandel, die Zerstörung der Umwelt durch rücksichtslose Ausbeutung von Bodenschätzen und den Verbrauch von Ressourcen spürbar sind, warb Georgens für die Fortsetzung des Engagement des Bistums Speyer für den Erhalt der Schöpfung: „Auch nach der Beendigung unserer Lebensstilkampagne ‚Gutes Leben. Für alle!‘ muss das Thema auf unserer Tagesordnung bleiben!“ Georgens gehört der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz an und ist als Bischofsvikar im Bistum Speyer für weltkirchliche Aufgaben zuständig. Er leitete die Reisegruppe aus der Pfalz.

„Die katholische Kirche hilft den Menschen auf den Philippinen dort, wo der Staat oft wegsieht“

„Wir haben überall in den Gemeinden eine enge Verbindung von Glauben und Leben erfahren“, so Missio-Präsident Wolfgang Huber. Er zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der kirchlichen Partner vor Ort und dem starken Überlebenswillen der Menschen, die versuchten, Lösungen für die vielfältigen Probleme zu finden: „Die katholische Kirche hilft den Menschen auf den Philippinen dort, wo der Staat oft wegsieht. Sie setzt sich ein für den Zusammenhalt der Familien, für den Umweltschutz und die Rechte der indigenen Bevölkerung. Als Kirche der Armen gibt sie denen eine Stimme, denen sonst kaum jemand zuhört.“ Zur jüngsten Eskalation der Gewalt auf den Philippinen verwies Huber darauf, dass die philippinische Bischofskonferenz in einem Schreiben deutlich jede Form von Gewalt verurteilt habe.

Schülern Weltkirche vermitteln

Maria Weisbrodt wird ihre Erfahrungen an ihre Schülerinnen und Schüler und ihre Kolleginnen und Kollegen weitergeben. Schon im Juli hatte sie an ihrer Schule einen Philippinenaktionstag organisiert. Für Oktober hat sie den Vinzentinerpater und Theologieprofessor Daniel Pilario an ihre Schule eingeladen, dessen Projekt die Reisegruppe besuchte. Pilario setzt sich für Menschen ein, die unter schwierigen Bedingungen auf und von einem Müllberg im Großraum Manila leben. Weisbrodt hat ihren Schülerinnen und Schülern als Anschauungsmaterial eine Tasche mitgebracht, die die Menschen aus Resten des Mülls herstellen. „Der Besuch der Gäste aus den Philippinen macht es möglich, ganz konkret den persönlichen, auf Glauben basierenden Einsatz von Menschen zu vermitteln und sie als christlich engagierte Vorbilder zu zeigen. So bleibt prophetisches Handeln nicht etwas altes, verstaubtes oder sogar legendenhaftes, sondern zeigt, dass unser Einsatz für die Menschen ganz konkret gefragt ist und jeder ein Stück Verantwortung hat“, erklärte Weisbrodt. „Für die Schüler wird dadurch greifbar, was mit Weltkirche gemeint ist: Eine weltweite Gemeinschaft auf Basis einer verbindenden Überzeugung.“

Text: is/Foto: missio