Mittwoch, 19. September 2018

Die Vaterunser-Bitte leben: „Dein Wille geschehe!“

 

Kolpingsenioren in Homburg-Erbach – Diözesanpräses Pfarrer Michael Baldauf: Maria zum Vorbild nehmen

Kaiserslautern/Homburg-Erbach. „Treue und überzeugte Christen, denen der Glaube etwas wert ist, die sich in der Kirche wirklich zu Hause fühlen und die Kirche nicht wie eine „Mietwohnung“ benutzen – wie es Papst Franziskus ausgedrückt hat –, brauchen wir heute in unseren Kolpingsfamilien und Gemeinden,“ sagte Diözesanpräses Pfarrer Michael Baldauf (Heßheim) beim diesjährigen Seniorentag des Kolpingwerkes Diözesanverband Speyer in der Pfarrkirche St. Andreas, Homburg-Erbach. 150 Seniorinnen und Senioren aus der ganzen Diözese Speyer feierten einen ergreifenden Gottesdienst, in dessen Mitte Pfarrer Baldauf Maria, die Mutter des Herrn, stellte. Er verdeutlichte in seiner Predigt: Der September setze liturgisch bedeutende marianische Akzente. „Denken wir an das Fest `Mariä Geburt´ am 8. September, an den Gedenktag `Mariä Namen´ am 12. September oder an das `Gedächtnis der Schmerzen Mariens´ am 15. September.“ Diese Gedenktage zeigten, dass Maria „ein Mensch wie wir alle“ war, und dass sie in besonderer Weise von Gott erwählt und begnadet war. Weil Maria ein freier Mensch gewesen sei, hätte sie das Angebot, als Jungfrau im Hl. Geist den Sohn Gottes zu empfangen, prinzipiell ablehnen können. Doch Maria habe die unerwartete Botschaft angenommen: „Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).

„Mit diesen Worten, mit diesem Bekenntnis öffnet Maria ihr Herz ganz weit Gott und legt ihr weiteres Leben in Gottes Hände“, so der Priester weiter. Etwas ganz Ähnliches sei uns auch vom Hl. Josef, dem Schutzpatron des Kolpingwerkes, überliefert. Als ein Engel ihn aufforderte, bei der schwangeren Maria zu bleiben, anstatt sie zu verlassen, war er bereit, dies zu tun (vgl. Mt 1,19-21). Auf diese Weise habe auch Josef, sein ganz persönliches Ja zum Heilsplan Gottes gesprochen und ebenfalls in die Vater-unser-Bitte „Dein Wille geschehe!“ eingestimmt.

Maria habe ihr Ja auch in schweren Lebenssituationen durchgehalten. Dies zeigten die `Sieben Schmerzen Mariens´: 1. Die Weissagung Simeons an Maria, das ein Schwert ihre Seele durchdringen werde. 2. Die Flucht nach Ägypten. 3. Das dreitägige Suchen nach Jesus bei der Wallfahrt zum Tempel. 4. Der Weg nach Golgatha. 5. Die Kreuzigung Jesu. 6. Die Abnahme vom Kreuz und 7. Die Grablegung Jesu. Wenn Menschen in unserer heutigen Zeit mit ähnlichen Schicksalsschlägen – mit Krankheiten, dem Verlust der Heimat oder dem Tod eines lieben Menschen - konfrontiert werden, führe dies häufig dazu, dass sie sich ganz von Gott lossagen. Maria sei am Kreuz bei ihrem sterbenden Sohn geblieben, habe ihm tröstend beigestanden und in die Worte mit eingestimmt, die Jesus im Garten Getsemani zu seinem himmlischen Vater gesprochen habe: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen“ (Lk 22,42).

„Dein Wille, nicht meiner geschehe!“ Die Vaterunser-Bitte scheine in unserer Zeit ein Anachronismus zu sein, so der Prediger weiter. Für viele scheine der Sinn des Lebens darin zu bestehen, sich selbst und die eigenen Ziele an die erste Stelle zu setzen: „Me first!“ Wer demgegenüber sage „Nicht mein Wille, sondern Gottes Wille soll geschehen!“, der brauche eine gehörige Portion Mut und festes Selbst- und Gottvertrauen. Pfarrer Baldauf wörtlich: „Wir haben es alle schon einmal erlebt, dass wir von unseren Mitmenschen belächelt werden oder auf Unverständnis oder gar Kritik gestoßen sind, wenn wir uns zu unserem Glauben, zu unserem Christsein bekennen, wenn wir erzählen, dass wir sonntags zur Kirche gehen und uns in unseren Gemeinden und in unseren Kolpingsfamilien engagieren.“ Geraden in solchen Situationen könnten wir uns Jesus Christus und der Gottesmutter Maria ganz nahe fühlen. Sie ermutigten uns, Jesu Botschaft und der Kirche die Treue zu halten.

Nach dem Gottesdienst setzte sich das Programm im Thomas-Morus-Haus fort: Die Seniorinnen und Senioren wurden von der Seniorenbeauftragten des Diözesanverbandes, Gisela Schroth (Dirmstein), und vom Vorsitzenden der Kolpingsfamilie Homburg-Zentral, Werner Frank, begrüßt. Anschließend sprach die Beigeordnete der Stadt Homburg, Christine Becker, ein Grußwort. Für die Gemeinde St. Andreas hieß P. Tobias Kraus die Gäste herzlich willkommen.

Nach dem Mittagessen ging es mit Omnibussen nach Bexbach. Dort besichtigten die Senioren das Saarländische Bergbaumuseum und spazierten durch den Blumengarten `Gullivers Welt´.  Eine gemeinsame Kaffeetafel im Thomas-Morus-Haus beschloss den Diözesanseniorentag 2018. Gisela Schroth dankte im Namen des Kolping-Diözesanverbandes der örtlichen Kolpingsfamilie und Dorothea Fuchs vom Kolpingbüro in Kaiserslautern für die hervorragende Organisation des Seniorentages. Die Veranstaltung endete mit dem gemeinsamen Singen des Kolpingliedes. Der nächste Diözesanseniorentag  findet in Winnweiler am 17. September 2019 statt.

Das Kolpingwerk zählt in der Diözese Speyer 5.500 Mitglieder in 50 örtlichen Gemeinschaften, den Kolpingsfamilien. 900 Mitglieder sind unter 30 Jahre alt und gehören der Kolpingjugend an. In Deutschland hat der Verband, der sich auf den Seligen Adolph Kolping und seine Katholischen Gesellenvereine zurückführt, 235.000 Mitglieder in 2.400 Kolpingsfamilien. Weltweit zählt das Kolpingwerk in 61 Ländern über 380.000 Mitglieder in 7.300 Kolpingsfamilien. Sein Wahlspruch lautet: „Verantwortlich leben – Solidarisch handeln.“

Text/Foto: ko-tb