Montag, 05. Mai 2025

Ein Funken Hoffnung

Der Dom zu Speyer bei Sonnenaufgang © Domkapitel Speyer, Foto: Klaus Landry 

Konzerte von Dommusik und Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz am 8. und 9. Mai

Speyer. 2025 ist für katholische Christen das Heilige Jahr „Pilger der Hoffnung“. Das Jahr steht auch im Zeichen der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren. Grund genug für die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und die Dommusik Speyer, ein starkes Zeichen des Gedenkens und für den Frieden zu setzen. Dies geschieht in Form eines gemeinsamen Konzertes, welches am 9. Mai um 19:30 Uhr im Dom zur Speyer zur Aufführung kommt. Der Titel „Ein Funken Hoffnung“ verweist auf die genannten historischen und aktuellen Bezüge. Durch den Tod von Papst Franziskus und die Wahl eines neuen Papstes gewinnt das Programm einen weiteren, aktuellen Bezug: Das Thema Hoffnung bekommt seinen musikalischen Ausdruck durch das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms und Arnold Schönbergs Stück „Ein Überlebender aus Warschau“. Ergänzt werden die beiden Werke durch Georg Friedrich Händels Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ und „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersbrger. Diese vier Stücke erklingen in einem gemeinsamen, großen oratorischen Konzert, das am 8. Mai im Rosengarten in Mannheim und am darauffolgenden Tag im Speyerer Dom stattfindet. Die Ausführenden sind die Sopranistin Elisabeth Breuer, der Bariton Konstantin Wolff, der auch den Sprecherpart beim Werk Schönbergs übernimmt. Gemeinsam mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz musizieren der KathedralJugendChor Speyer sowie der Domchor Speyer unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori.

Karten sind in der Dom-Info im südlichen Domgarten in Speyer sowie bundesweit bei allen Reservix Vorverkaufsstellen und Online erhältlich unter: https://www.reservix.de/tickets-ein-funken-hoffnung-konzert-zum-80-jahrestag-ende-des-zweiten-weltkriegs-in-speyer-dom-zu-speyer-am-9-5-2025/e2373129

 

Zu den Stücken:

Johannes Brahms komponierte sein Deutsches Requiem als Trost für die Hinterbliebenen. Er schafft ein Werk mit einem sehr tröstlichen Blick auf den Tod: der Trost der leidenden Seelen sowie der Hinterbliebenen, verbunden mit der hoffenden Erwartung der Auferstehung steht im Mittelpunkt des Ausdrucks. Ein gewaltiges Werk mit wunderbaren Chören, aber keine Totenmesse im liturgischen Sinn.

Clara Schumann schrieb Brahms im Januar 1867 nach Durchsicht des Klavierauszugs: „Ich bin ganz und gar erfüllt von deinem Requiem [...] Der tiefe Ernst vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt ganz wunderbar, erschütternd und besänftigend“.

Obwohl kein orthodox gläubiger Christ, studierte Brahms eifrig die Lutherbibel. Sein eigenes Bibelexemplar, das in einer Wiener Sammlung aufbewahrt wird, ist voll von Bleistiftanmerkungen. Darüber hinaus führte er ein Notizbuch mit Details von möglicherweise verwendbaren Texten. In seinem Deutschen Requiem vermeidet Brahms den liturgischen Text völlig und schafft dadurch ein Werk mit einem sehr tröstlichen Blick auf den Tod. Die Idee, die das Werk umfasst, ist der Trost der leidenden Seelen sowie der Hinterbliebenen, verbunden mit der hoffenden Erwartung der Auferstehung. Diese Hoffnung auf Jesus Christus kommt in Händels Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ aus seinem „Messias“ zum klingenden Ausdruck. Dieses Stück wurde bereits bei der Uraufführung von Brahms Trauermusik in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis am Karfreitag des Jahres 1868 in die Satzfolge eingewoben.

Die Idee eines deutschen Requiems ist nicht gänzlich ohne Vorbilder, die Brahms allesamt bekannt waren. Schütz nannte seine „Musikalischen Exequien“ von 1636 ein „Concert in Form einer teutschen Begräbnis-Missa“. Mit diesem Werk teilt Brahms Werk den Text des Satzes „Selig sind die Toten“. Bachs Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ BWV 106, auch als Actus tragicus“ aus dem Jahr 1707 oder 1708 bekannt, ist ein anderes Beispiel einer überzeugenden Auswahl von Bibeltexten zum Thema des menschlichen Sterbens. Auch Robert Schumann hatte den Plan eines deutschen Requiems in sein „Projektbuch“ eingetragen, allerdings – so viel bekannt ist – nie daran gearbeitet. Während seines Aufenthalts im Schumannschen Haushalt könnte Brahms den Band eingesehen haben. Sicherlich war ihm aber Schumanns „Requiem für Mignon“ vertraut, ein weltliches Werk über Texte aus Goethes „Wilhelm Meister“, denn immerhin führte er es mit der Wiener Singakademie zu der Zeit auf, da sein eigenes Requiem heranreifte.

Das „Deutsche Requiem“ wird in den beiden Aufführungen in einen Kontext auch zu moderner und zeitgenössischer Musik gesetzt: Im Jahre 1947 schrieb Schönberg das erschütternde Melodram „Ein Überlebender aus Warschau“. Schönberg hat mit diesem Werk ein Stück Bekenntnismusik von erschütternder Realistik geschrieben, das als eine der wichtigsten musikalischen Auseinandersetzungen mit dem Holocaust gilt. Es entstand im Auftrag der Koussevitzky-Foundation und ist keiner traditionellen musikalischen Gattung zuzuordnend. Der verarbeitete Text ist eine Erzählung der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto, die Schönberg 1947 in Los Angeles durch eine russische Tänzerin erhalten hatte. Schönberg war davon zutiefst berührt, weil Freunde von ihm auf ähnliche Weise während der NS-Zeit um ihr Leben kamen. Wie viele Stücke Schönbergs seit den 1920er Jahren ist das Werk in Zwölftontechnik mit teilweise fast punktueller, selbst innerhalb eines Taktes

„Wie liegt die Stadt so wüst“, eine Vertonung der Klagelieder Jeremias, wurde vom damaligen Kreuzkantor Rudolf Mauersberger am Karsamstag 1945 unter dem Eindruck der Zerstörung Dresdens geschrieben.