Freitag, 04. Juni 2021

„Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung“

Kardinal Reinhard Marx 

Generalvikar Andreas Sturm zum Rücktrittsangebot von Kardinal Reinhard Marx

Speyer. „Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Kardinal Marx, mit seinem Angebot eines Amtsverzichts persönlich Mitverantwortung zu übernehmen für das grausame Leid, das Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen im Raum der Kirche bzw. durch Priester, Diakone, Ordensleute und kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angetan worden ist“, erklärte heute der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm zum Gesuch des Münchener Kardinals an Papst Franziskus, ihn von seinem Amt zu entbinden.

Der Generalvikar erklärte, dass er Kardinal Marx „dankbar dafür sei, dass er die aktuelle tiefgreifende Krise der Kirche und ihre Ursachen sowie vor allem das Versagen und die Schuld der Kirche in aller Klarheit benenne.“ Er schließe sich der Bewertung von Kardinal Marx an, dass sexueller Missbrauch im Raum der Kirche systemische Ursachen habe und dass es dabei um ein Versagen der Institution und ihrer Leitungsverantwortlichen gehe.

„Kardinal Marx hat in den sechs Jahren als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz wichtige Impulse gesetzt, wie den Auftrag zur Erarbeitung und Veröffentlichung der MHG-Studie, die (Mit-)Initiierung und Leitung des Synodalen Weges oder seine Anregungen, wie die Kirche zur Gestaltung einer gerechteren Wirtschafts- und Sozialpolitik betragen kann“, betonte Sturm. Deshalb bedauere er es, sollte Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx annehmen.

„Ich teile die von Kardinal Marx in seinem Rücktrittsschreiben ausgesprochene Hoffnung, dass dieser für ihn persönlich sicher alles andere als leichter Schritt zu einem aufrüttelnden Zeichen für die Kirche als Ganze werden könne, dass es kein ‚Weiter so‘ in der Kirche geben darf und dass sich manche Perspektiven in unserer Kirche grundlegend verändern müssen.“

„Für unser Bistum“, so Sturm weiter, „ist dieser Schritt von Kardinal Marx ein Ansporn, entschieden weiterzugehen auf dem eingeschlagenen Weg, vergangenes Unrecht aufzuarbeiten und zu benennen, die Perspektive der Betroffenen stark zu machen und sie vor das Ansehen der Kirche zu stellen sowie die systemischen Ursachen für sexuellen Missbrauch aufzudecken und kirchliche Machtstrukturen entsprechend zu reformieren“.

Foto: © Erzbischöfliches Ordinariat München (EOM) / Lennart Preiss