Donnerstag, 29. August 2019

Vier Wochen einfach anders bewegen

Auftakt zur Aktion Trendsetter-Weltretter mit Weihbischof Otto Georgens (links). 

Ökumenische Mitmachaktion „Trendsetter Weltretter“ wirbt für nachhaltigen Lebensstil – Eröffnungsfest in Neustadt

Speyer. „Einfach anders bewegen“ lautet der diesjährige Schwerpunkt der ökumenischen Mitmachaktion „Trendsetter Weltretter“. Mit dieser Aktion werben das Bistum Speyer, die Evangelische Kirche der Pfalz, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirche in der Region Südwest sowie die Landeszentrale für Umweltaufklärung in Rheinland-Pfalz gemeinsam mit mehreren Kooperationspartnern für einen nachhaltigen Lebensstil. Die Aktion nimmt Bezug auf die Schöpfungszeit vom 1. bis 30. September, in der die Kirchen dazu aufgerufen sind, sich der Verantwortung für die Schöpfung bewusst zu werden und daraus praktische Taten folgen zu lassen.

Das Eröffnungsfest in Neustadt am 24. August, startete um 11.55 Uhr, also bewusst zur denkwürdigen Zeit "fünf vor zwölf". Bewegung gab es für die Kinder schon vor der Anmoderation auf der Bühne beim Spielbus des Sportbundes mit Geschicklichkeitsspielen und einer Hüpfburg. Eine faszinierende Show bot Lutz Eichholz, Weltmeister im Einrad-Fahren. Gekonnt setzte er mit seinem Einrad auf Plateaus unterschiedlicher Höhe auf und zeigte Hochsprung-Akrobatik an einer Messlatte, die er ständig höher legte. Das Publikum hielt den Atem an, als über auf dem Boden liegende Freiwillige sprang. Zum Abschluss balancierte er über einer Reihe aufgestellter Bierflaschen.

Moderator Steffen Glombitza, Umweltbeauftragter des Bistums Speyer, erinnerte daran, dass es nicht gut um die Erde stehe. Angesichts der globalen Herausforderungen wolle man Mut machen, im Alltag Ungewohntes auszuprobieren und Alternativen zu suchen. "Klimagerechtigkeit ist eine weltweiter Herausforderung", betonte Weihbischof Otto Georgens als Glombitzas Gesprächspartner auf der Bühne. "Wir dürfen die Fragen der Menschen nicht überhören, müssen sie auch innerkirchlich lösen." Für sich habe er entschieden, künftig mehr Fahrgemeinschaften zu nutzen. Das sei zwar kein spektakulärer Beitrag, "aber auch der längste Weg beginnt mit dem kleinen Schritt", schloss er.

Oberkirchenrätin Dorothee Wüst wies im Podiumsinterview darauf hin, dass es nicht unbedingt leicht falle, eingefahrene Verhaltungsmuster zu ändern. Die Schwerpunkte der vier Aktionswochen gäben dazu ganz konkrete Impulse, lenkten den Blick auf Mobilität, auch im weiteren Sinne. Dabei gehe es sowohl darum, das Auto durch alternative Fortbewegungsmittel zu ersetzen, als auch um eine Entschleunigung hinsichtlich des Konsumverhaltens. "Warum einen Bleifuß, wenn ich einen Knackarsch haben kann?", zitierte sie zur Belustigung des Publikums. Festgefahrene Muster gelte es aufzubrechen, einen Gang runterzuschalten und selbst etwas zu bewegen nannte sie als einige der Schwerpunkte der Schöpfungszeit. Dr. Jochen Wagner, Vorsitzender des Arbeitskreises Christlicher Kirchen Südwest, forderte dazu auf, den eigenen Lebensstil hin zu größerer Nachhaltigkeit zu überdenken und Neues zu erproben.

Im Rahmen der Aktion "Trendsetter-Weltretter" starteten die Neustadter Umweltderzernentin und Beigeordnete Waldtraud Blarr und der Grünen-Politiker Rainer Grun-Marquardt die Neustadter Stadtradeln-Kampagne. 21 Tage lang (bis zum 14. September) verzichten die Wettbewerbsteilnehmer auf ihr Auto und schwingen sich stattdessen aufs Fahrrad. "Als Stadt möchten wir ein wegweisendes Signal für die Schonung unserer natürlichen Ressourcen und eine zukunftsfähige Mobilität setzen", betonte Blarr.

Interessierte Besucher nahmen anschließend am "umweltbewussten Stadtrundgang" teil, den Antje van Look Mitarbeiterin im Referat Bildung für nachhaltige Entwicklung Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen anbot. Im Mittelpunkt stand der Einkauf von Textilien, Papier oder Lebensmitteln aus nachhaltiger Herstellung. Zu den bei der Eröffnungsaktion beteiligten Gruppen zählte auch das BDKJ Speyer. Aus einem Wasserbehälter wurden Glasflaschen aufgefüllt, Standbesucher erhielten einen knackigen kleinen Apfel als Wegzehrung, auch die Aufkleber "keine Gnade für die Wade" fanden großen Zuspruch. Äußerst unterhaltsam waren die Upcycling-Bastelangebote, bei denen Besucher aus Tetrapacks Getränkehalter oder Satteltaschen fürs Zweirad herstellen konnten. Und natürlich halfen die BDKJ-ler, die Erzeugnisse mit Klebeband am Drahtesel zu befestigen.

Zahlreiche Impulse geplant
Im September setzen die „Weltretter“ zahlreiche inhaltliche Impulse. Zum Beispiel sind unter der Überschrift „Pilger-Pendeln“ Andachten auf der S-Bahn-Linie zwischen Kaiserslautern und Mannheim geplant. In Bad Dürkheim geben am 7. September Menschen mit Ideen Impulse für eine friedlichere und nachhaltigere Welt. Das Priesterseminar Sankt German lädt vom 8. bis zum 12. September zu einer Einübung in eine ökologische Spiritualität ein, der Titel der Veranstaltung lautet „erd-verbunden“.

Beim Diözesan-Katholikentag am 15. September präsentiert die Aktion „Trendsetter Weltretter“ Informationen auf dem „Markt der Möglichkeiten“. Weltbewusste Stadtrundgänge sind in Kaiserslautern (17. September) und Speyer (24. September) möglich. Die Frage nach der Mobilität der Zukunft wird am 27. September mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Landauer Stiftskirche diskutiert. Zu einem Erlebnistag mit dem Thema „Wald bewegt“ sind Grundschulklassen am 27. September in Siebeldingen eingeladen. Zum Abschluss der Schöpfungszeit wird am 29. September in der Kaiserslauterer Kirche St. Martin ein ökumenischer Schöpfungsgottesdienst gefeiert. az

Weitere Informationen:
https://www.trendsetter-weltretter.de/

Text/Foto: Andrea Zimmermann