Montag, 03. Juli 2023
Wie weit darf oder muss Klimaprotest gehen?

Auf großes Interesse stieß die u.a. von der KHG Landau organisierte Diskussion um die Frage: Wie weit darf oder muss Klimaprotest gehen?
Kontroverse Diskussion in Landau stößt auf großes Interesse
Landau. Dass das Thema Radikalität und Klimaprotest viele Menschen bewegt, zeigte der mit 130 Personen gut gefüllte Festsaal der Universität in der Bürgerstraße am letzten Montagabend. Bei der von der Fridays for Future Gruppe „Klimastreik Landau“ und der Katholischen Hochschulgemeinde Landau organisierten Veranstaltung diskutierten die Podiumsgäste Anna Feron (Fridays for Future), Thomas Gebhart MdB, Florian Maier MdL und Sarah Lobenhofer (Letzte Generation) über die Frage, wie weit Klimaprotest gehen darf oder vielleicht auch muss, um zu einem ambitionierten Klimaschutz beizutragen. Dass dieser dringend nötig sei, unterstrich Dr. Johanna Kranz vom Rheinland-Pfalz Zentrum für Klimawandel am Beginn der Veranstaltung in ihrer Keynote zu globalem und lokalem Klimawandel und dessen katastrophalen Folgen.
Die anschließende Diskussion, die vom Leiter der KHG, Nico Körber, moderiert wurde, war kontrovers, blieb aber jeder Zeit respektvoll. Beim Thema, wie Aktionen der Aktivistengruppe Letzte Generation zu beurteilen seien, gingen die Meinungen weit auseinander. Thomas Gebhart machte deutlich, dass der von Aktivisten einkalkulierte Rechtsbruch in einer Demokratie durch nichts zu rechtfertigen sei, während Sarah Lobenhofer Straßenblockaden und weitere Aktionen der Gruppe verteidigte: diese seien ziviler Ungehorsam und ein legitimes Mittel, wenn ein Staat seiner Fürsorgepflicht gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern nicht nachkomme.
Florian Maier stellte die Wirksamkeit der Aktionen in Frage: Straßenblockaden träfen nicht die Menschen, die in erster Linie für den Klimawandel verantwortlich seien, und seien daher nicht das richtige Mittel. Dem konnte auch Anna Feron beipflichten, die unterstrich, dass sich Fridays for Future und Letzte Generation zwar in ihren Zielen und ihrer Unzufriedenheit gegenüber der Klimapolitik der letzten Jahre einig seien, aber eine andere Herangehensweise hätten.
Deutlich wurde in der Diskussion, dass die Klimakrise unmittelbar mit sozialer Ungerechtigkeit einhergeht: Die zehn reichsten Prozent der Weltbevölkerung verursachen die Hälfte aller Treibhausgasemissionen, während die ärmere Hälfte am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Diese Erkenntnis konnte das Publikum ebenso mitnehmen wie die Gewissheit, dass die Auseinandersetzung über angemessene Protestformen weitergehen wird: Der Weg zu einem wirksamen und damit auch international koordiniertem Klimaschutz ist noch weit.
Text/Foto: KHG Landau