Montag, 12. Mai 2025
Zehn Jahre gelebte Willkommenskultur in Oggersheim

Das aktuelle Leitungsteam des AK Flüchtlinge (von links): Dr. Matthias Rugel SJ, Horst Stauder und Ulrike Schröder © Dr. Anette Konrad
Café Welcome und Arbeitskreis Flüchtlinge feiern Jubiläum
Ludwigshafen. Mit einem bunten Fest und bewegenden Redebeiträgen haben das Café Welcome und der Arbeitskreis Flüchtlinge Oggersheim am 9. Mai 2025 ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Seit einem Jahrzehnt stehen beide Initiativen für gelebte Solidarität, interkulturellen Austausch und tatkräftige Unterstützung von Geflüchteten.
Das Café Welcome und der Arbeitskreis Flüchtlinge sind eine Erfolgsgeschichte. Das wurde in den Grußworten zum Jubiläum deutlich. „Sie sind ein wichtiger Stakeholder in der Integrationsarbeit in Ludwigshafen und zudem ein konstanter Partner in der Arbeit mit und für Geflüchtete in Ludwigshafen “, betonte die städtische Integrationsbeauftragte Hannele Jalonen. Die Arbeit der beiden ehrenamtlichen Initiativen habe „einen unschätzbaren Wert und hohe Anerkennung verdient“.
„Die treibende Kraft ist unser Glaube und unser christliches Verständnis darüber, wie Menschen zu behandeln sind“, sagte Horst Stauder, der den Arbeitskreis Flüchtlinge zusammen mit Ulrike Schröder und Matthias Rugel SJ, Bildungsreferent im Heinrich Pesch Haus, leitet. In der Feierstunde ließ Stauder die vergangenen zehn Jahre Revue passieren, unterstützt von einer kleinen Bilderschau.
Ein Blick zurück
Als Anfang 2015 bekannt wurde, dass der „Alte Bahnhof“ in Oggersheim Flüchtlinge beherbergen soll, war Reinhild Burgdörfer, damals evangelische Pfarrerin der Comeniusgemeinde, eine der Ersten, die sich in Oggersheim für eine gute Willkommenskultur einsetzte. Sie suchte sich in den sozialen Netzwerken viele Gleichgesinnte. Engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Oggersheim und Umgebung schlossen sich zusammen, um zu helfen – unbürokratisch, menschlich und auf Augenhöhe.
Die ersten Flüchtlinge kamen nach und nach in kleinen Gruppen im Alten Bahnhof an und wurden jeweils von einem „Empfangskomitee" begrüßt. Als später die Containerunterkunft an der Mannheimer Straße mit etwa 200 Flüchtlingen belegt wurde, fand im Oktober 2015 ein großes Willkommensfest in der Schillerschule statt.
Schon bald wurde das Café Welcome zu einem festen Treffpunkt. Einmal in der Woche öffnete es seine Türen und bot einen geschützten Raum für Begegnung, Beratung und Austausch. Menschen aus Afghanistan, Syrien, Eritrea, dem Irak und vielen weiteren Ländern fanden hier nicht nur Hilfe im Alltag – etwa bei Behördenpost, Wohnungssuche oder Sprachbarrieren –, sondern auch Gemeinschaft und neue Freundschaften. Gleichzeitig wurde das Café zu einem Ort des kulturellen Dialogs: mit gemeinsamen Festen, Musik, Tanz und Erzählrunden. Auch heute noch ist es eine feste Größe in der Integrationsarbeit und wird gut besucht.
Der Arbeitskreis Flüchtlinge Oggersheim begleitet und unterstützt das Café seit Beginn mit viel ehrenamtlichem Engagement. Über die Jahre haben sich vielfältige Projekte entwickelt: Patenschaften, Hausaufgabenhilfen, , Unterstützung bei Ausbildungsplatzsuche und ein interreligiöser Dialogkreis. Dabei standen stets die Stärkung der Eigenverantwortung der Geflüchteten und eine nachhaltige Integration im Mittelpunkt. Ebenfalls 2015 begannen die Sprachkurse im Heinrich Pesch Haus, das mit seinen Haupt- und Ehrenamtlichen ein wichtiger Partner sei, so Horst Stauder.,
Sorge um zunehmenden Rassismus
Bei aller Wertschätzung und Dankbarkeit für die geleistete Arbeit – in allen Beiträgen schwang auch die Sorge vor der Zukunft mit, vor der rechtsextremen und zunehmend rassistischen Stimmung im Land. Die Diskussion zum Thema Integration hab sich geändert und verschärft, so der Tenor.
Information
Das Café Welcome findet immer mittwochs von 16 bis 18 Uhr im Adolf Kolping Zentrum, Mannheimer Straße 19, 67071Ludwigshafen am Rhein statt. Die Sprachkurse im HPH finden mehrmals wöchentlich statt, mehr Infos unter www.heinrich-pesch-haus.de.
Text: ako