Mittwoch, 06. September 2023

Stolperstein für Pfarrer Jakob Franz

Der Stolperstein für Pfarrer Jakob Franz 

Mahnmal vor der Kirche St. Peter in Ensheim

Ensheim. Am Gehweg hin zur Kirche St. Peter in Ensheim, die heute zur Pfarrei Heilige Veronika gehört, wurde ein sogenannter Stolperstein für Pfarrer Jakob Franz verlegt. Der Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken hatte sich dafür ausgesprochen und der Oberbürgermeister, Uwe Conrad, zu einer Gedenkfeier am 5. September 2023 eingeladen.

Dabei wurde das Leben und Lebenszeugnis von Pfarrer Jakob Franz gewürdigt und der Stolperstein anschließend vom Pfarrer Stephan Meßner gesegnet. Stolpersteine in Gehwegen sind ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, dem es ein Anliegen ist, so die Namen von Opfern des Nationalsozialismus in Erinnerung zu behalten.

Ein Stolperstein wird dort verlegt, wo der Mensch gelebt hat. Beim Begehen dieser Straße, kann man dann bildlich gesprochen, über solch einen Stein „stolpern“! Es handelt sich um einen quadratisch, knapp zehn mal zehn Zentimeter großen Stein mit aufgeschlagenem Messingschild, eingelassen in den Gehweg. Nicht nur in Deutschland, sondern in vielen europäischen Ländern, sind solche Steine schon verlegt worden.

In Ensheim erinnert er nun daran, dass Pfarrer Jakob Franz seine Stimme gegen das Regime der Naziherrschaft erhoben hat. Er stammte aus St. Martin in der Pfalz, war in Ensheim von 1925 bis 1935 Pfarrer und gehörte zu den Priestern, die im Bistum Speyer offen gegen das NS-Regime auftraten. Bei einer Versammlung am 15. April 1934 in Eschringen, vertrat er die Meinung, das Konkordat zwischen Deutschland und dem Vatikan diene einzig dem Ziel, die Geistlichen zum Schweigen zu bringen. Seine Aussagen belegen, dass er zunächst eine Zusammenarbeit angestrebt hatte, dann aber dazu aufrief, sich dem „Geist“ des Naziregimes zu widersetzen. So predigte er Sonntag für Sonntag gegen jede Form von „ismus“, wurde im Gottesdienst bespitzelt, bedroht, beim Bischof angezeigt, sein Pfarrhaus mit Hassparolen beschmiert und stand später im Visier der geheimen Staatspolizei.

Nach der Saarabstimmung 1935 verließ er aufgrund der zunehmenden Bedrohung und mit der Hilfe von Ensheimer Bürgern fluchtartig Deutschland und lebte bis 1949 im Ausland. 1969 starb er in St. Martin und wurde in Ensheim, an der Rückseite der Kirche St. Peter beigesetzt, wo sich heute noch sein Grab befindet. Auf seinen Stolperstein ist zu lesen: „HIER ARBEITETE PASTOR JAKOB FRANZ – JG.1884 – IM CHRISTLICHEN WIDERSTAND – FLUCHT 1935 – FRANKRREICH – SCHWEIZ – ARGENTINIEN“.

Text/Foto: Pfarrer Stephan Meßner