Mittwoch, 11. April 2018
Für eine uneingeschränkte Solidarität mit christlichen Flüchtlingen

Vertreter des Bistums Speyer, der Pfälzischen Landeskirche und östlicher Kirchen in der griechisch-orthodoxen Marienkirche Ludwigshafen.
Begegnung von Vertretern des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz mit Seelsorgern östlicher Kirchen
Ludwigshafen. Zum dritten Mal kamen Vertreter des Bistums Speyer und der Pfälzischen Landeskirche mit Seelsorgern östlicher Kirchen zusammen. Diese warben für eine „uneingeschränkte Solidarität mit christlichen Flüchtlingen – und zwar jetzt“. Der Austausch zum Thema Jugend und Kirche zeigte, dass nicht nur in der katholischen und evangelischen Kirche, sondern auch in der Orthodoxie Jugendliche immer schwerer einen Zugang zu ihrer Kirche finden.
Nicht zulassen, dass Populisten unsere Werte bestimmen
„Es reicht nicht mehr, dass wir einzelnen Flüchtlingen helfen“, so Fuat Demir, Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft Orientalischer Christen. Er verwies auf zahlreiche Fälle, in denen Christinnen und Christen bereits vor vielen Jahren nach Deutschland geflohen sind und nach wie vor keine Bleibeperspektive hätten. Mit Blick auf das Thema Familiennachzug appellierte Demir: „Lasst uns helfen, dass Flüchtlinge und ihre Familien wieder zusammenkommen, und geben wir Populisten nicht die Chance, unsere Werte zu bestimmen.“ Nur so könnten Traumatisierungen von Geflüchteten überwunden werden. Sowohl von den Großkirchen als auch vom Staat erhoffe man sich konkrete und wirksame Zeichen der Solidarität.
In diesem Zusammenhang warb Dirk Wachsmann, Geschäftsführer des Malteser-Hilfsdienstes im Bistum Speyer, für die Stellenangebote der Malteser, die auch für Angehörige östlicher Kirchen offen seien: „Gemäß unserem Motto: Den Glauben bezeugen und Hilfe den Bedürftigen, freuen wir uns, wenn sich Christinnen und Christen auch aus anderen Konfessionen bei uns haupt- und ehrenamtlich engagieren wollen und so ihren Glauben leben.“
Für eine christliche Verkündigung jenseits der Mauern der Kirche
„Die Kirche ist für viele Jugendliche ein Buch mit sieben Siegeln“, mit diesen Worten beschrieb Domkapitular Franz Vogelgesang das schwierige Verhältnis von Kirche und Jugend. Dass dies auch in orthodoxen Kirchen nicht anders ist, erläuterte Elisabeth Kurt, verantwortlich für die Jugendarbeit in der syrisch-orthodoxen Gemeinde Worms: „Die Haltung, der Glaube bringt mir nichts, ist auch unter unseren Jugendlichen weit verbreitet“. Mit Gruppenstunden und Messdienerarbeit versuche man, Kinder und Jugendliche an den Glauben und an die eigene Kirche heranzuführen. Auch wenn Jugendliche immer seltener den Kontakt zur Kirche suchten, zeigten sich doch alle Teilnehmer an der Begegnung überzeugt, dass junge Christinnen und Christen nach wie vor offen für den Glauben sind.
Pfarrer Arne Dembek, Beauftragter der Pfälzischen Landeskirche für Christen anderer Sprachen und Herkunft, verwies darauf, dass Migranten, die in zweiter oder dritter Generation in Deutschland leben, in besonderer Weise auf der Suche nach ihrer eigenen Identität sind und dabei auch die eigene Glaubenstradition kritisch hinterfragten. Für eine Kirche, die in die Lebenswelten der Menschen eintaucht, warb Erzpriester Georgios Basioudis von der griechisch-orthodoxen Gemeinde Mannheim: „Christliche Verkündigung geschieht nicht nur in der Kirche und in theologischer Sprache, sondern auch durch unsere Präsenz bei öffentlichen Anlässen oder beim Fußballspiel mit Jugendlichen“.
Zu Gast in der griechisch-orthodoxen Gemeinde Ludwigshafen
Gastgeber der Begegnung war die griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde Mariä Verkündigung in Ludwigshafen. Olga Papazoglou berichtete von den „aufregenden Jahren des Beginns“, als seit 1973 griechisch-orthodoxe Christinnen und Christen aus der Region Ludwigshafen in wechselnden Kirchen ihre Gottesdienste feierten. Dass man 2007 vom Bistum Speyer die katholische Marienkirche erwerben konnte, sei für die Gemeinde ein „Wunder“ gewesen. Die Kirche mit ihren Gemeinderäumen sei seitdem ein „zweites Zuhause“ für ca. 4.000 orthodoxe Gläubige wie auch für viele griechische Kultur- und Sportvereine. Besonders stolz sei man darauf, dass man die Kirche allein mit Spenden nach und nach mit Ikonen ausschmücken könne. „Uns ist es aber auch wichtig, ein offenes Haus für Angehörige anderer orthodoxer Kirchen und anderer christlicher Konfessionen zu sein“, betonte Papazoglou.
Text und Bild: Bistum Speyer