Montag, 27. Mai 2019
39 Frauen und Männer erhalten Missio canonica

39 Lehrerinnen und Lehrer erhielten dieses Jahr die Missio canonica - hier mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Mitte), Domdekan Christoph Kohl (vorne ganz links) und Brigitta Greif, Studiendirektorin im Kirchendienst (rechts außen)
Gottesdienst mit Bischof Wiesemann in Speyer
Speyer. Wer das Fach katholische Religion unterrichten will, benötigt die offizielle Beauftragung des Bischofs, denn die Lehrkräfte lehren im Auftrag der Kirche. Diese offizielle kirchliche Aussendung – die Missio canonica – haben 39 Frauen und Männer am Freitag in einem Gottesdienst in der Kirche des Priesterseminars in Speyer aus den Händen von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann erhalten.
Der Bischof bedankte sich bei den Missio-Kandidaten, dass sie den Auftrag annehmen, Religion zu unterrichten. Er würdigte, dass die 39 Lehrer in Vorbereitung auf die Missio-Verleihung sich selbst mit ihrem Glauben auseinandergesetzt haben und dies künftig mit ihren Schülern tun. „Die Missio will Ihnen den Rücken stärken und danken, dass Sie da sind“, sagte Wiesemann. Mit der Verleihung versichere die Kirche, dass sie hinter den Religionslehrern steht. Ebenso würden die Lehrerinnen und Lehrer bekräftigten, so der Bischof, dass sie den Auftrag annehmen und helfen, den Glauben an die nächste Generation weiterzugeben.
Im gemeinsamen Gebet und in ihren Fürbitten baten die Missio-Kandidaten Jesus Christus nicht nur um Kraft und Unterstützung und um offene Herzen, um seine Botschaft immer wieder neu empfangen und weitergeben zu können. Sie baten ihn auch darum, immer offene Ohren und Augen für ihre Schüler zu haben und für alles, was die jungen Menschen bewegt. Sie wollen für die Mädchen und Jungen authentische Gesprächspartner sein.
Für Laura Leibrock nehmen Religionslehrer eine besondere Stellung ein: „Man ist Ansprechpartner über das Schulische hinaus. Man ist eine Art Seelsorger. Das finde ich am Fach Religion spannend“, sagte die junge Frau am Rande des Gottesdienstes. Religionslehrern gelinge es ihr zufolge schneller, Vertrauen zu den Schülern aufzubauen. Die Lehrerin, die derzeit an der Berufsbildenden Schule in Bad Dürkheim unterrichtet, ist seit ihrer Kindheit in der Kirche sehr aktiv. Ihren Schülern möchte sie vermitteln, dass Religion Halt gibt.
Katharina Knoch unterrichtet an der Karl-Kreuter-Grundschule in Ludwigshafen. Sie erlebt, dass Kinder offener sind als im übrigen Unterricht, weil das Fach Religion viele Themen aufgreift. „Es ist sehr vielseitig, weil es sich oft mit Fragen des alltäglichen Lebens beschäftigt.“ Als Beispiel nennt sie die christlichen Feste, die häufig mit Schulferien verbunden sind und damit auch das Jahr der Kinder strukturieren. Vor kurzem hat sie Osterbräuche behandelt – und dabei auch ihre eigenen Erlebnisse geschildert. Wie Laura Leibrock möchte auch Katharina Knoch das Fach Religion nutzen, um das Einfühlungsvermögen ihrer Schüler zu schulen.
Till Butzinger kommt im Religionsunterricht mit den Schülern viel stärker ins Gespräch. Der Lehrer an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Ernst Bloch in Ludwigshafen will die Jugendlichen in der Oberstufe zum Nachdenken anregen, etwa ob Glauben vernünftig ist. In seinen Augen erfordert das Fach Religion vom Lehrer eine besondere Sensibilität, da Schüler bei den Themen Tod, Sterben oder Leiden teilweise sehr emotional reagieren.
Auch Jesus war ein besonderer, ein „unglaublicher Pädagoge“, erklärte der Bischof in seiner Predigt. Er sei seinen Jüngern auf Augenhöhe begegnet, habe sie nicht Knechte, sondern Freunde genannt. Jesus habe niemandem den Glauben aufgezwungen, sondern andere darin bestärkt, indem er selbst von seinem Glauben Zeugnis ablegte. Wiesemann machte den Missio-Kandidaten Mut, sich für andere zu öffnen – so, wie es Jesus tat. Man könne nur von Gottes Liebe berichten, wenn man selbst etwas von seinem Glauben und Leben preisgebe. Das mache Religionslehrer zu etwas Besonderem, so der Bischof.
Im Religionsunterricht sieht er eine „ganzheitliche Dimension“, weil dieses Fach nicht nur Fakten vermittelt. Es mache innere Quellen lebendig, präge und forme das Leben der Schüler, die wie alle anderen Menschen nach dem Sinn des Lebens suchten. Karl-Heinz Wiesemann: „Religionsunterricht ist Bildung in besonderem Maße.“
Die Missio-Kandidaten verbrachten einen ganzen Tag in Speyer, unter anderem unternahmen sie eine Domführung. Gemeinsam mit ihren Angehörigen und Freunden feierten sie in der Kirche des Priesterseminars Gottesdienst. Nachdem sie das Glaubensbekenntnis abgelegt hatten, erhielten sie die Missio canonica.
Unter den 39 Missio-Kandidaten unterrichten 24 an Grundschulen, acht an Gymnasien, fünf an berufsbildenden Schulen sowie zwei an Förderschulen. Um die Missio canonica zu erhalten, müssen die Anwärter das Fach Katholische Religion studiert haben. Studienbegleitend werden sie auf den Religionsunterricht vorbereitet. Voraussetzung für die Verleihung ist weiterhin das erfolgreich bestandene zweite Staatsexamen. Wer seinen Dienstort in ein anderes Bistum verlegt, kann einen Antrag auf Anerkennung der Missio canonica stellen. Die Missio canonica wird zeitlich unbefristet erteilt und gilt für das jeweilige Bistum.
Text/Foto: Yvette Wagner