Montag, 21. Juli 2025

„Der Hof ist eine Herzensangelegenheit“

Peter Lehmann, Leiter des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus und Pastoralreferent Markus Halbgewachs, Foto: Friederike Jung 

Fest auf dem Wilensteiner Hof des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus

Trippstadt. Wo normalerweise idyllische Ruhe herrscht, war am Samstag, 19. Juli, mächtig was los. Inmitten von Feldern gelegen, feierte der Wilensteiner Hof in Trippstadt sein zehnjähriges Bestehen. Er bietet jungen Menschen, die sich in Krisensituationen befinden und von Wohnungslosigkeit bedroht sind, ein Zuhause und Unterstützung auf dem Weg in ein eigenständiges Leben. Zu dem runden Jubiläum gab es am Nachmittag ein buntes Hoffest, bei dem alle Generationen auf ihre Kosten kamen.

Noch bevor es richtig los ging, ahnten die Hühner, dass etwas im Busch ist und gackerten was das Zeug hält. Mitarbeitende des Hofs und des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus in Kaiserslautern, dem die Trippstadter Einrichtung angehört, wuselten herum. Hier und da legten sie an den Stationen des Unterhaltungsparcours, in den sich der Hof verwandelt hatte, letzte Hand an. Schließlich sollte für die Besucher alles tipptopp sein. Die trudelten zu Fuß, mit dem Rad oder gruppenweise per Shuttleservice ein, denn mangels Parkplätzen musste auf das Auto verzichtet werden.

Das Fest startete mit einem kurzen Gottesdienst unter freiem Himmel, den Pastoralreferent Markus Halbgewachs von der Kaiserslauterer Pfarrei Heilig Geist hielt. Dabei legte er den Fokus auf die Bedeutung der Gemeinschaft. „Denn das Miteinander ist hier auf dem Hof besonders wichtig. Jeder bringt sich ein, ist an seinem Platz wichtig und wird gebraucht.“ Dem konnte Vinzenz du Bellier, der Vorsitzende des Caritasverbandes Speyer, nur zustimmen. „Der Wilensteiner Hof ist eine Herzensangelegenheit von mir“, sagte er und warf einen Blick zurück auf die Entstehung des Projekts, die mit einigen Hürden zu kämpfen hatte. Aber dank der ungebrochenen Überzeugungsarbeit von Peter Lehmann, Leiter des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus, habe alles ein erfolgreiches Ende gefunden.

Nach dem Gottesdienst gab es für die Besucher kein Halten mehr, die zahlreichen Angebote zu erkunden. Vom Grillstand wehte ein verführerischer Duft. Hier brutzelten Würstchen, Steaks und vegane Frikadellen, die ebenso wie die Pommes weggingen wie warme Semmeln. Andere lockte der Los-Stand, der tolle Gewinne bereithielt. „Es gibt zum Beispiel einen Rundflug mit dem Flugzeug zu gewinnen, Schmuck von Swarovski und vieles mehr“, sagte Clara Matheis, die als duale Studentin in St. Christophorus tätig ist und mit Sozialarbeiterin Julia Friz für den Stand zuständig war. Die meisten Gäste entrollten gespannt ihre Lose, der kleinen Aria wurde das kleinteilige Pfriemeln allerdings schnell zu viel. Sie sah sich lieber nach etwas anderem um., denn ein großer Anziehungspunkt der Kids war das Kinderschminken. Während die meisten Jungs sich für abenteuerliche Motive wie Superman entschieden, stand bei den Mädchen das Einhorn besonders hoch im Kurs. Auch Lina, die aus der Schweiz gekommen war, um bei ihrer Oma in Stelzenberg Urlaub zu machen, hielt mucksmäuschenstill bis das kleine Kunstwerk fertig war.

Nebenan konnten sich die Kinder an der Kletterwand versuchen. Auf eigene Faust oder gesichert mit Seil und immer unter den Augen eines erwachsenen Helfers. In der Holzwerkstatt stand Werkeln auf dem Programm. Immer mehr Besucher, darunter viele Familien, strömten auf den Hof. Sehr zur Freude von Peter Lehmann. „Es ist schön, dass sich so viele Menschen für unseren Hof interessieren. Wir möchten, dass sie hier viel Spaß haben, aber es ist uns auch wichtig, dass sie etwas über die Einrichtung erfahren“, sagte der Leiter des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus.

„Wir haben acht Plätze hier auf dem Hof für Jugendliche von 16 bis 21 Jahren. Derzeit wohnen sechs Jungs, davon zwei Flüchtlinge aus Afghanistan, und ein Mädchen bei uns. Außerdem lebt ein älterer Bewohner in seinem eigenen Apartment“, erklärte Gruppenleiterin Hannah Janowsky. „Manche gehen zur Schule, andere machen eine Ausbildung oder sind dabei, eine Tagesstruktur zu finden. Unsere Angebote sollen den jungen Menschen helfen, ihr Selbstwertgefühl und ihre Verselbständigung zu fördern und zu stärken.“

Dabei unterstützt auch die Mitarbeit auf dem Hof. „Sie werden mit landwirtschaftlicher Arbeit vertraut“, sagt die ausgebildete Erzieherin, „und übernehmen Verantwortung für die Tiere.“ Zu denen gehören neben den Hühnern auch Schafe und Ziegen. Die waren an diesem Tag auf der Weide, weg vom bunten Trubel des Festes, das auch eine Hof-Rallye bereithielt. Zwischendrin kam eine Stärkung am reichhaltigen Kuchenbüffet gerade recht. Wem der Sinn nach einer Portion Popcorn stand, war bei Luisa Wenk richtig. Sie ist Qualitätsmanagerin in St. Christophorus und hielt die Popcornmaschine unentwegt in Betrieb. Zwischendrin schauten ihr Mann und die beiden Kinder vorbei, bevor sie wieder auf Entdeckungstour gingen. Wer Lust auf einen kleinen Spaziergang hatte, machte sich auf den Weg zum Hofgarten, in dem Gemüse angebaut wird. So manch einer nahm sich ein Glas Honig aus der hofeigenen Bienenzucht mit nach Hause – zusammen mit den Eindrücken eines unterhaltsamen und abwechslungsreichen Nachmittags auf dem Wilensteiner Hof.

Text: Friederike Jung für den Caritasverband für die Diözese Speyer