Freitag, 25. Januar 2019
„Unsere Gesellschaft braucht das gemeinsame Zeugnis der Kirchen“

Bundespräsident a.D. Christian Wulff, Metropolit Augoustinos, Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Archimandrit Emmanuel Sfiatkos bei der Preisverleihung
Zentraler Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in Berlin – Predigt von Bischof Karl-Heinz Wiesemann - Ehrung von Metropolit Augoustinos für sein ökumenisches Lebenswerk
Berlin. Zum gemeinsamen Zeugnis für die erlösende Botschaft des Evangeliums rief die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) im Gottesdienst anlässlich der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen am 24. Januar im Berliner Dom auf. Die Kirchen könnten wesentlich dazu beitragen, Spaltungen und Eigeninteressen zu überwinden. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde der orthodoxe Metropolit Augoustinos gemeinsam von der ACK und dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg (ÖRBB) für sein ökumenisches Lebenswerk geehrt. Die Laudatio hielt Bundespräsident a.D. Christian Wulff.
„Wir alle spüren, dass wir an einem entscheidenden Wendepunkt der Geschichte stehen, bei dem es darauf ankommt, dass der gesellschaftliche Wandel nicht von denen gestaltet wird, die mit Angstmache oder Hetze ihre Macht ausbauen und das Land spalten wollen“, sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) in seiner Predigt über das Motto der diesjährigen Gebetswoche „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen“ (Dtn 16,20). Das Motto und die Texte zur Gebetswoche wurden in diesem Jahr von Christen aus Indonesien vorbereitet.
Die Kirchen in Indonesien sähen in dem gemeinsamen Einsatz für die Gerechtigkeit eine wesentliche Grundlage für die Ökumene, erläuterte Wiesemann. Dieser Aufruf aus Indonesien sei auch für die Kirchen in Deutschland eine wichtige Wegweisung. „Es geht um eine Vision der Sendung der Kirche, die offenkundig die innerkirchlichen Grenzen weit überschreitet und fähig ist, gegeneinander gerichtete Unterschiedlichkeit durch tiefgehende Anteilnahme am Leben des anderen zu verwandeln“, sagte der Bischof. Die gemeinsame Sendung lasse sich weder national noch eigenkirchlich einengen. „Uns ist heute der Auftrag gegeben, unsere unverbrüchlich gegebene Einheit wieder sichtbarer werden zu lassen.“ Dabei könne man von den Kirchen in anderen Ländern viel lernen, die häufig unter schwierigen Verhältnissen mutig seien und der Gerechtigkeit ganz konkret vor Ort nachjagten. „Wir haben auch im Blick auf die zerrissene Einheit die Botschaft der Umkehr radikal ernst zu nehmen“, so Wiesemann. Denn die Botschaft des kommenden Christus und seine Vision einer größeren Gerechtigkeit im Reiche Gottes sei eine einmalige Vision, auf die sich die Kirchen gemeinsam mit aller Kraft ausrichten sollten.
Der Gottesdienst in Berlin wurde zusammen mit dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg gefeiert.
Ehrung von Metropolit Augoustinos für sein ökumenisches Lebenswerk
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde Metropolit Augoustinos von der ACK in Deutschland und dem ÖRBB ein Ehrenpreis für sein ökumenisches Lebenswerk verliehen. Die ACK und der ÖRBB dankten Augoustinos dafür, dass er „Großes für die Stärkung der Orthodoxen Kirche und die Gemeinschaft der Kirchen in unserem Land geleistet“ habe. Bundespräsident a.D. Christian Wulff würdigte in seiner Laudatio Augoustinos als „herausragenden Integrator und Brückenbauer“.
Metropolit Augoustinos stammt aus Kreta und studierte in der heute durch die Türkei geschlossenen Ausbildungsstätte auf Chalki, anschließend in Salzburg, Münster und Berlin. 1964 wurde er durch den damaligen Ökumenischen Patriarchen Athenagoras zum Priester geweiht. 1972 wurde Augoustinos Vikarbischof der griechisch-orthodoxen Metropolie, 1980 wurde er zum Metropoliten in Deutschland ernannt. Er steht der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland vor und ist damit der höchste Repräsentant seiner Kirche in Deutschland.
Weitere Informationen zur Veranstaltung der ACK unter: https://www.oekumene-ack.de/aktuell/
Weitere Informationen zur Gebetswoche für die Einheit der Christen unter: www.gebetswoche.de .
Text/Foto: ACK